Stonehenge
Die Wände der unteren Etagen bestanden aus Rigipsplatten und im ehemaligen Wohnbereich stand noch ein schwerer, großer Eichenschrank. Vermutlich hatte man ihn wegen seiner Größe nicht aus der Tür bekommen. Nun konnten die dicken Bretter zum Verschließen der Fensteröffnungen genutzt werden. Wulf öffnete die Schranktüren. Zu seinem Erstaunen war in einem der Schränke noch ein fast vollständiges Porzellanservice vorhanden. Vorsichtig stellte er das zerbrechliche Geschirr in die andere Ecke des Zimmers. Später würde er wiederkommen und nachsehen, was sie davon mitnehmen konnten.
Als er alle Türen aus dem Schrank herausgerissen hatte, hörte er, wie Paul das Haus betrat.
„Hilfst du mir bitte den Schrank zu zerlegen? Wir sollten versuchen, die Holzstücke so groß wie nur möglich zu halten. Die Seitenwände hier können wir gut für die Fenster benutzen. Zwei Seitenteile nebeneinander müssten sie verschließen können.
Sie zerrten an den Seiten des Schrankes und binnen kürzester Zeit hatten sie ihn zerlegt und zu ihrer Unterkunft transportiert.
„Als ich Wasser geholt habe, sah ich einige Hundert Meter entfernt einige große, flache Gebäude. Sie sind zwar fast verfallen, aber vielleicht finden wir dort etwas, um die Bretter an den Fenstern zu befestigen. Ich will Maria aber nicht alleine hier lassen. Es ist zwar noch Tag und vor Dendraks sind wir vorerst sicher, aber hier soll es auch wilde Tiere geben. Ist es möglich, dass du alleine gehst?" Paul sah ihn fragend an.
Wulf war einverstanden, denn er wollte Maria auf keinen Fall einer zusätzlichen Gefahr aussetzen.
Er wandte sich also in die Richtung, die Paul ihm zeigte und nach kurzer Zeit sah er die Gebäude. Es war nicht mehr viel davon übrig. Die Wände waren größtenteils eingestürzt und Bäume und Sträucher lugten überall aus den Löchern heraus. Als er weiterging, bemerkte er zu seinen Füßen, dass der Boden vor ihm von schwarzen, flachen Steinen übersät war. Wulf bückte sich und untersuchte die Steine. Asphalt. Hier schien es früher einen großen Parkplatz gegeben zu haben. Er ging weiter auf die Mauerreste zu.
An einer Stelle, an der die Mauer bis auf den Boden zerstört war, betrat er die ehemalige Halle. Vor sich sah er einen mit unzähligen Kratern und Löchern übersäten Boden. Dazwischen wucherten Sträucher und Moosteppiche. Vorsichtig, um nicht in eines der Löcher zu treten, ging er weiter. Er untersuchte alle Erhebungen. Schließlich fand er unter einer Moosschicht halb verdeckt zwanzig ordentlich aufgerollte Nylonschnüre und die Köpfe von zwei Hämmern. Einige Meter weiter entdeckte er kleine Plastikkästchen, die zwar größtenteils zerbrochen waren, aber immer noch hunderte Nägel in allen Größen enthielten. Wulf untersuchte die Nägel, weil er erstaunt war, dass sie die Jahrhunderte unversehrt überstanden hatten, und stellte fest, dass alle mit einer Beschichtung versehen waren, die sie vor Witterungseinflüssen schützte. Schnell schob er die Gegenstände in einen Leinensack, den er vom Ochsenkarren mitgenommen hatte, als er ein wildes, wütendes Knurren hörte.
Langsam richtete er sich auf und drehte sich um.
Vor ihm standen sechs große, graue Wölfe, die ihn mit gefletschten Zähnen anknurrten und mit hellwachen Augen ansahen. Offensichtlich hatten sie Appetit auf eine Portion Mensch.
Einer der Wölfe trat vorsichtig einen Schritt auf ihn zu. Der Leitwolf.
Wulf konzentrierte sich. Eine vollkommene Ruhe erfüllte ihn und er blickte dem Leitwolf tief in die Augen. Sein Geist verschmolz mit dem des Wolfes. Für kurze Zeit waren sie eins. Dann löste Wulf sich. Der Leitwolf sah ihn noch einen Augenblick überrascht an, drehte sich dann aber schnell um und lief davon. Sein Rudel folgte ihm.
Neue Kraft schöpfend atmete er tief ein. Die Zeit war schon weit fortgeschritten und vor Einbruch der Nacht mussten noch alle Öffnungen verschlossen werden. Gegen Dendraks half seine Gehirnmanipulation nicht.
Aus den Tiefen des Waldes hörte er das Jaulen des Wolfes, in das sein Rudel zu einem schaurig-schönen Gesang einstimmte.
Paul hatte mittlerweile damit begonnen, die Rigipsplatten vor die ehemalige Garage zu tragen.
„Hast du die Wölfe gehört?", rief er ihm zu, als er Wulf bemerkte. „Wir sollten uns mit dem Abdichten beeilen. Das Haus hat übrigens einen Keller. Die Treppe ist aber nicht mehr vorhanden und ohne Fackel wollte ich da alleine nicht hinunter. Wenn wir fertig sind, können wir ja mal
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