Stonehenge
Freien aufzuhalten. So verbrachten sie die meiste Zeit des Tages im Haus.
„Onkel Wulf", begann Lysan eines Abends. „Du hast uns ja erzählt, wie es vor der Verwandlung war und auch, wie Weiße, Graue und Dendraks entstanden sind. Aber, wieso wurden die Grauen so stark? Wieso beherrschen sie alles? Die Magie der Weißen ist doch nicht schlechter. Und was ist nach der Verwandlung geschehen?"
„Du hast Recht. Die Magie der Weißen und der Grauen ist gleich stark. Aber die Grauen sind skrupellos. Als sie merkten, was sie waren, schlossen sie sich zusammen und unterdrückten die übrigen Menschen. Aber ich werde am Besten meine eigene Geschichte erzählen. Dann könnt Ihr euch ein Bild machen, wie es damals war. Wartet, ich hole mein Buch. Dort habe ich alles notiert.“
Wulf verließ den Raum und kam Augenblicke später mit dem uralten Buch zurück, aus dem er schon damals in der Schänke vorgelesen hatte. Vorsichtig blätterte er zur letzten Geschichte und begann:
„Ich habe erst sehr spät bemerkt, dass ich über magische Kräfte verfüge. Ich lebte damals, zusammen mit meiner Frau Doreen, in einem Hochhaus, in dem viele Menschen Wohnungen besaßen. Meine Frau erwartete ein Baby. Am Tag der Umwandlung hatte sie einen Termin bei ihrem Arzt. Ein Arzt ist so etwas wie ein Heiler", erklärte Wulf den Kindern. Er blätterte vorsichtig eine Buchseite um und begann zu lesen.
„Ich wollte sie begleiten. An diesem Tag sollte eine Ultraschalluntersuchung gemacht werden. Dabei kann man auf einem Bild dann sehen, wie das Baby aussieht. Wir haben uns beide schon sehr darauf gefreut. Doreen weckte mich. Es war schon ziemlich spät und eigentlich wollten wir früher aufstehen. Aber der Wecker hatte nicht geklingelt. Er war um zwei Uhr morgens stehen geblieben. Auch alle anderen Geräte, die mit Strom betrieben wurden, funktionierten nicht. Zunächst dachten wir, dass es ein ganz normaler Stromausfall wäre. Wir zogen uns also an und beschlossen, vor dem Arztbesuch in der Stadt zu frühstücken. Der Fahrstuhl, ein kleiner Raum, der innerhalb eines Hauses hoch und runter fährt und einem damit das Treppensteigen erspart,“ unterbrach er kurz seine Erzählung, „ließ sich auch nicht öffnen. Also gingen wir die fünf Etagen bis ins Erdgeschoss zu Fuß. Ich besaß damals ein Auto. Auch das Auto wollte nicht fahren. Auf der Straße waren sehr viele Menschen. Sie unterhielten sich. Wir gingen zu ihnen, da wir hofften, irgendjemand könnte uns sagen, was los war. Bei allen war der Strom um zwei Uhr in der Nacht ausgefallen. Allerdings hatten nicht nur Dinge ihre Funktion eingestellt, die mit Strom betrieben wurden. Auch batteriebetriebene Gegenstände taten ihren Dienst nicht mehr.
„Was ist eine Batterie?“, wollte Wu wissen.
„Eine Batterie ist ein kleiner Gegenstand, in dem sich Strom befindet und mit dem man kleinere Geräte betreiben konnte. Ratlos standen wir also da. Es gab keinerlei Nachricht von den Behörden, da alle Kommunikationsmittel Strom benötigten. An diesem Tag traf ich Max Bauer. Er war einer der ersten, die bemerkten, dass sie plötzlich über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügten. Max war damals noch sehr jung. Nicht viel älter, als ihr jetzt“, erklärte Wulf.
„Er wartete auf seine Eltern, die eigentlich schon längst von einem Besuch zurück sein sollten, doch er sah seine Eltern nie wieder. Dem ersten Grauen begegneten wir auch an diesem Morgen. Wir waren in einer Gruppe zu Fuß unterwegs in die Innenstadt, in der Hoffnung, dort Informationen zu bekommen. Wir hatten die engen, kleinen Straßen der Altstadt gerade erreicht, als sich uns ein grauenvoller Anblick bot. Die Gasse, die direkt zum Marktplatz führte, war nicht passierbar. Meterhoch stapelten sich menschliche Leichen. Sie waren grauenhaft verstümmelt. Dann sahen wir zwei Männer, die weitere Leichen zu dem Menschenberg trugen und sie dort ablegten. Als sie uns bemerkten, riefen sie uns zu, wir sollten schnellstens verschwinden, ehe dieser Verrückte uns bemerke. Er töte alles, was sich bewegt und habe sie gezwungen, einen Wall aus Leichen um die Altstadt zu errichten. In diesem Augenblick schossen gleißend helle Blitze auf uns zu und trafen die vordere Reihe der Gruppe. Die Menschen waren auf der Stelle tot. Wir stoben schreiend auseinander. Max, Doreen und ich konnten uns in einem Hauseingang verstecken. Wir mussten mit ansehen, wie die, die nicht dieses Glück hatten, niedergemetzelt wurden. Irgendwann gelang es uns, die
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