Stonehenge
Du hast mitbekommen, dass sie wieder neue Fähigkeiten erworben hat und wir wollen einen Plan ausarbeiten, wie wir ihre Fähigkeiten fördern können, aber auch, wie wir herausfinden, ob sie nicht noch weitere besitzt, von denen wir bisher keine Ahnung haben."
„Nun", antwortete Wulf, „Sie ist bisher in der Lage, Dinge zu vergrößern, Tiere in geringem Umfang zu manipulieren, sie kann schweben, sich unsichtbar machen, sie kann Wasser und Feuer heraufbeschwören, sie beherrscht offenbar den Wind und sie kann offensichtlich auch heilen. Wobei diese letzten Fähigkeiten erst heute aufgetreten sind und noch weiter trainiert werden müssen."
„Gut. Stellen wir einen Stundenplan auf. Wulf trainiert mit ihr, wie bisher, die Fähigkeiten zu schweben und sich unsichtbar zu machen. Eda, trainiere mit ihr das Heilen. John, du bist für Veränderungen von Pflanzen und Lek für die Manipulation von Tieren zuständig. Hola, du beherrscht bis zu einem gewissen Grad das Heraufbeschwören von Wasser und wirst diese Fähigkeiten mit ihr üben. Ich selbst werde versuchen herauszufinden, ob noch weitere Fähigkeiten in ihr schlummern."
„Wir sollten sie dabei aber nicht überfordern. Sie ist immer noch ein Kind. Das sollten wir nicht vergessen", wandte Eda ein.
„Du hast Recht. Es sollten immer nur zwei Fähigkeiten pro Tag trainiert werden. Und wir sollten auch den kleinen Wulf nicht vergessen. Ich werde mich selbst um seine Ausbildung kümmern. Er scheint auch ein paar prächtige Anlagen zu besitzen." Tana beendete damit die Sitzung.
Die Lehrer versuchten, ihren Unterricht spielerisch zu gestalten. Es sollte Lysan Freude bereiten, ihre Fähigkeiten zu trainieren und neue zu erlernen. So war sie ständig motiviert und begierig darauf, immer besser zu werden.
Eines Abends kam Wulf heim. Einer der Landwirte der Siedlung hatte eine Kuh geschlachtet und Wulf ein Steak geschenkt. Wulf legte es gerade auf den großen Küchentisch, als die beiden Kinder hereinstürmten.
„Huhu, Onkel Wulf. Was ist denn da in dem Tuch?", fragte Wu neugierig.
„Terk hat mir ein Steak geschenkt. Wir müssen jetzt überlegen, wie wir es am besten aufteilen. Es wäre ja gemein, wenn nur einer heute Fleisch bekommt und die anderen derweil Hirsebrei essen müssen." Er wickelte das Stück Fleisch aus dem Tuch.
Lysan sah es lange und sehr konzentriert an. Wulf bemerkte die Anstrengung, die sich in ihrem Gesicht spiegelte.
„Hast du irgendetwas?", fragte er sie erstaunt.
„Warte einen Augenblick, ich probier was aus", kam die Antwort.
Lysan schloss die Augen. Sie konzentrierte sich auf die Fleischscheibe. Wu sprang erschrocken zurück, als sich über der Scheibe ein feiner, weißer Nebel bildete. Der Nebel verdichtete sich, wurde größer und größer, bis er fast den gesamten Tisch bedeckte. Dann plötzlich fiel der Nebel in sich zusammen und war urplötzlich verschwunden. An seiner Stelle konnte man nun, anstelle eines Steaks fünf Steaks erkennen. Eines sah so aus, wie das andere.
Begeistert über ihren Erfolg, klatsche Lysan in die Hände.
„Das ist echt toll. Heute gibt’s für alle Steak", rief Wu begeistert und holte die Pfanne aus dem kleinen Küchenschrank.
„Was ist denn hier los?" Eda hatte nun auch die Küche betreten.
„Ly hat aus einem Steak fünf gemacht. Heute gibt’s tolles Abendessen." Mittlerweile hatte er Teller und Brot auf den Tisch gestellt.
Eda sah Lysan erstaunt an. „Seit wann kannst du das denn?"
„Ich hab es gerade zum ersten Mal ausprobiert. Tana sagte, ich soll einfach alles ausprobieren, was ich mag. Aber ich soll immer einen Erwachsenen dabei haben. Kann ja mal schief gehen, so wie beim Feuer." Sie lachte. „Und jetzt essen wir, ich hab einen Riesenhunger."
Die Mahlzeit verlief in fröhlicher Atmosphäre. Alle hatten ihren Spaß, als Ly und Wu sich gegenseitig Brotscheiben auf die Teller schweben ließen.
Nach dem Essen versammelten sie sich vor dem Kamin im Wohnraum und Wulf begeisterte sie wieder einmal mit Geschichten aus der Zeit vor der Verwandlung. Die Kinder hörten mit leuchtenden Augen zu, als Wulf von seinen Reisen in ferne Länder berichtete, von fremden Kulturen, von Wüsten, Ozeanen und den großen und kleinen Lebewesen, die überall auf der Welt lebten.
Es wurde ein langer und schöner Abend, und als sie endlich ins Bett gingen, schliefen sie mit einem Lächeln ein.
Der Winter brach mit aller Macht herein. Die Schneedecke im Tal wurde so dick, dass es mühsam war, sich im
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