Stonehenge
gelöscht wird. Auf einmal war das Fell nass und das Feuer aus. Da ist jetzt aber ein Loch im Fell. Tut mir leid. Bist du jetzt böse auf mich?", sprudelte es aus ihr heraus.
Lysan sah Wulf mit diesem treuen Blick an, von dem sie wusste, dass sie damit bei Wulf alles erreichen konnte.
„Natürlich bin ich nicht böse auf dich. Wenn du aber noch einmal feststellst, dass du eine Fähigkeit hast, die du vorher nicht hattest, dann sag mir oder einem der anderen Erwachsenen Bescheid, bevor du sie ausprobierst. Versprochen?"
„Versprochen", sagte Ly erleichtert.
Eda kam mit zwei Bechern heißer Milch herein und reichte sie den Kindern.
„Hast du wieder von der Vergangenheit und all den Wundern erzählt, die es früher gab?", fragte sie Wulf. „Die Kinder haben ja vor Aufregung ganz rote Wangen. Sie werden heute Nacht bestimmt davon träumen."
„Ja", meinte der kleine Wulf begeistert. „Ich werde von schnellen Autos träumen und davon, mit einem Flugzeug zu fliegen. Und in meinen Träumen werd ich viel höher und schneller fliegen können, als Ly."
Eda rollte die Augen.
„Siehst du, was du mit deinen Geschichten angerichtet hast? Der Junge wird vor Aufregung kein Auge zumachen. Und wie ich Ly kenne, wird sie auch nicht schlafen können. Sie werden beide die ganze Nacht in ihren Betten sitzen und sich erzählen, was sie alles gemacht hätten, wenn es die Verwandlung nicht gegeben hätte."
„Die Kinder sollen ruhig von der Vergangenheit der Menschen erfahren. Und eine Nacht, in der man mit einem Freund in der Dunkelheit sitzt und sich Geschichten erzählt, hat noch niemandem geschadet. So, Ihr Racker. Trinkt eure Milch und dann ab ins Bett. Eda bringst du die beiden auf ihr Zimmer? Ich muss noch einmal zu Tana."
„Sicher. Das ist kein Problem. Nehmt eure Becher mit und dann ab nach nebenan."
Wulf warf sich seinen langen Umhang über und ging zum Versammlungshaus. Tana erwartete ihn.
„Ich habe gespürt, dass du mich heute noch aufsuchen willst. Was ist geschehen?", begann sie.
„Lysan hat zwei weitere Fähigkeiten. Sie ist nun in der Lage, Feuer und Wasser zu erschaffen. Ihre Kräfte werden immer umfangreicher. Wir sollten ihre Unterrichtsstunden ausdehnen, damit sie jede ihrer Fähigkeiten trainieren kann."
„Das sehe ich genauso. Morgen früh werde ich mich mit dem Rat zusammensetzen und wir werden besprechen, wer für diese Aufgaben am Besten geeignet ist. Sie entwickelt sich schneller, als ich in meinen kühnsten Träumen gehofft habe. Wir sehen uns morgen früh dann hier. Bring Lysan mit."
Wulf verabschiedete sich und ging zurück zu seinem Haus.
Eda kam gerade aus den Schlafräumen zurück, als er das Haus betrat.
„Ich hab dir ja gesagt, dass sie nicht schlafen werden. Sie sitzen in ihren Betten und erzählen sich Geschichten."
„Lass sie doch. Ich bin so froh, dass sie alles so einfach verkraften. Sie haben in ihrem jungen Leben schon so viel mitgemacht. Und du musst dir keine Sorgen machen. Sie werden gleich schlafen. Es ist ein anstrengender und aufregender Tag gewesen."
Als Wulf nach einer Stunde sein Zimmer aufsuchte, hörte er nur noch leises Schnarchen aus dem Raum der beiden Kinder.
In den nächsten Tagen begann der Einzelunterricht. Tagsüber lernten die Kinder ihre Fähigkeiten immer besser zu nutzen, abends lernten sie weiter Lesen, Schreiben und Rechnen und lauschten vor dem Schlafengehen den spannenden Geschichten, die Wulf erzählte.
Er wollte ihnen so viel beibringen, wie er nur konnte. Sie sollten wissen, wie es war, wenn keine Wolke um die Erde geschlungen war, die allen technischen Fortschritt unterdrückte. Sie lernten die alten Gedichte, die Wulf noch in Erinnerung waren und erfuhren von bedeutenden Männern und Frauen und was sie für die Menschheit geleistet hatten. Sie hörten aber auch von den großen Fehlern, die in der Geschichte gemacht wurden, damit die Lehren, die daraus gezogen werden mussten, nicht in Vergessenheit gerieten und diese Fehler sich nicht noch einmal wiederholten.
In diesem Rhythmus verging die Zeit und die Kinder wuchsen heran.
Lysan machte in kurzer Zeit große Fortschritte. Bereits nach einem Monat war sie in der Lage Feuer gezielt und in jeder beliebigen Größe, entstehen zu lassen. Das Heraufbeschwören von Wasser entpuppte sich als Segen in dem folgenden trockenen Sommer. Sie bewässerte mit Hilfe ihrer Magie sowohl die Getreide- und Gemüsefelder als auch die Obstgärten und sorgte für ausreichend Wasser für Mensch und
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