Stonehenge
auf das Gebäude, vor dem Wulf zusammengebrochen war. Doch Wulf war verschwunden.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf. Sie sah sich die Talbewohner an. Suchte die bekannten Gesichter. Es fehlten einige. Es waren tatsächlich nicht alle zu Salzsäulen erstarrt.
Wu, Eda, Tana, John und Bent konnte sie nirgendwo entdecken.
Sie wich wieder einige Schritte zurück.
„Na komm schon. Greif mich an", hörte sie den Grauen übermütig rufen. „Du willst doch wohl nicht kampflos aufgeben?"
Lysan ignorierte seine Worte. Sie suchte die Häuser ab. Da. Ein Schatten. Oder hatte sie es sich nur eingebildet? War es nur ein Wunschtraum?
Ein leises Sirren drang an ihr Ohr. Auch der Graue hatte es bemerkt. Er fuhr herum.
„Nein!" Sein Schrei erfüllte das ganze Tal, wurde von den Felswänden wieder und wieder zurückgeworfen.
Die Graue sah ihn mit ungläubigen Augen an. Dann fiel ihr Blick auf den Pfeil, der tief in ihrer Brust steckte und noch immer von der Wucht des Abschusses vibrierte. Langsam sank sie zu Boden, ihre Augen auf das tödliche Holz gerichtet. Als sie starb, löste sich der Bann, der die Talbewohner hatte erstarren lassen. Sie stoben auseinander und suchten hinter den Häusern nach Deckung.
Auch Ly nutzte ihre Chance und versteckte sich hinter dem Brunnen, der nur wenige Meter hinter ihr stand. Was konnte sie tun? Der Graue war ein voll ausgebildeter, starker Magier. Ihre Fähigkeiten waren zwar herausragend, aber sie noch längst nicht soweit sich mit ihm messen zu können. Und hier, hinter dem Brunnen, würde er sie schnell finden. Sie musste weg. Das nächste Haus lag mehr als einhundert Meter weit entfernt. Sie würde die Strecke nicht überwinden können, ohne dass der Graue sie bemerkte.
Sie dachte nach. Musste er sie sehen? Warum eigentlich? Sie konzentrierte sich auf den Umriss ihres Körpers. Langsam wurde er durchscheinend. Lysan hörte die Schritte des Grauen, der gemächlich auf den Brunnen zuschritt.
„Ich weiß, wo du dich versteckt hast. Komm raus und ich mache es kurz und schmerzlos."
Ly blickte an sich hinunter. Es war fast vollbracht. Nur, wenn man genau hinsah, konnte man eine fast substanzlose Form erkennen. Leise und vorsichtig begann sie, in die Richtung des nächsten Hauses zu robben. Sie blieb gebückt, bis sie sich vergewissert hatte, dass sie vollkommen unsichtbar war. Dann stand sie auf und lief hinter das Haus.
Der Graue hatte mittlerweile den Brunnen erreicht und umrundete ihn. Nichts. Sein Opfer war nicht zu sehen. Er runzelte die Stirn. Mit schnellen Schritten umrundete er erneut den Brunnen.
Lysan war so schnell gelaufen, dass sie fast mit Wulf zusammengestoßen wäre, der gerade den Bogen wieder gespannt hatte, um einen Pfeil auf den Grauen abzuschießen. Schnell sprang sie zur Seite, um nicht im Schussfeld zu stehen.
Wulf zielte sorgfältig. Sein Blick war starr auf den Grauen gerichtet. Seine rechte Hand hielt den Pfeil ruhig. Dann schnellte der Pfeil nach vorne.
Der Graue hörte das Sirren des schnellen Geschosses und versuchte zur Seite zu springen. Doch er war nicht schnell genug. Der Pfeil bohrte sich tief in seine Schulter.
Vor Schmerz und Überraschung brüllte er auf.
Nun griffen auch die übrigen Bewohner den Grauen an. Aus allen Verstecken feuerten sie Magiekugeln auf ihn ab und traktierten ihn mit Steingeschossen. Der Graue wehrte sich nach Kräften. Aber die stark blutende Wunde und etliche Magiekugeln, die trotz seiner verzweifelten Abwehrversuche ihr Ziel fanden, hatten ihn stark geschwächt. Aus einem Fenster des Ratshauses schoss eine gewaltige Kugel aus reiner, weißer Magie auf ihn zu. Er sah sie erst sehr spät, wollte ausweichen, wollte die Kugel seinerseits mit seiner Magie aufhalten. Aber er wurde getroffen, ehe er seinen gesunden Arm heben konnte.
Die gleißend helle Kugel verschmolz mit seinem Körper, loderte noch einmal auf und er verbrannte zu Asche.
Es war sehr still im Tal. Niemand bewegte sich.
Das hungrige Schreien des Babys, das noch immer im Karren lag, lies sie aus ihrer Erstarrung erwachen. Sie hatten gesiegt. Sie hatten tatsächlich die beiden Grauen vernichtet.
Wulf suchte Lysan. War ihr etwas geschehen? „Ly", rief er sorgenvoll.
„Ich bin hier, Onkel Wulf", hörte er direkt neben sich. Lysan wurde langsam wieder sichtbar. Wulf nahm sie in seine Arme. „Gott sei Dank. Dir ist nichts geschehen", flüsterte er leise.
Mittlerweile hatten sich alle Bewohner vor dem Ratshaus versammelt. Eda hatte den kleinen
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