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Stoner: Roman (German Edition)

Stoner: Roman (German Edition)

Titel: Stoner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Williams
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ihre Köpfe tätschelt und ihre Gebühren einsackt.«
    Finch lachte erneut und schüttelte den Kopf: »Also ehrlich, Dave, wenn du erst einmal anfängst …«
    Masters stopfte sich das restliche Ei in den Mund, kaute zufrieden und nahm dann einen kräftigen Schluck Bier. »Doch ihr irrt euch beide«, sagte er. »Es ist eine Klapse oder – wie nennt man das heute? – eine Art Seniorenheim, eine Zuflucht für die Gebrechlichen, die Alten, die Unzufriedenen oder die auf andere Weise Unzulänglichen. Schaut euch uns drei doch an – wir sind die Universität. Ein Fremder könnte nicht ahnen, dass wir so viel gemeinsam haben, aber wir wissen es, nicht wahr? Wir wissen es genau.«
    Finch lachte. »Was denn, Dave?«
    Da Masters nun selbst interessierte, was er zu sagen hatte, lehnte er sich gespannt über den Tisch. »Nehmen wir dich zuerst, Finch. Ich versuche es möglichst freundlich zu sagen, aber du bist der Unzulängliche. Wie du selbst weißt, bist du eigentlich nicht besonders gescheit – auch wenn es daran allein nicht liegt.«
    »Also bitte«, sagte Finch, immer noch lachend.
    »Doch bist du klug genug – gerade mal klug genug –, um zu begreifen, wie es dir draußen in der Welt ergehen würde. Du bist zum Scheitern bestimmt, und das weißt du. Zwar kannst du ein ziemlicher Hundsfott sein, bist aber nicht skrupellos genug, um es auf Dauer zu bleiben. Und du bist nicht der ehrlichste Mensch, den ich kenne, bist aber auch nicht über die Maßen unehrlich. Du kannst einerseits arbeiten, bist aber faul genug, nicht so hart zu arbeiten, wie es draußenin der Welt von dir verlangt wird. Andererseits bist du auch nicht so faul, dass du der Welt ein Gefühl für deine Wichtigkeit vermitteln könntest. Und du hast kein Glück – zumindest nicht genug. Dich umgibt keine Aura, und du ziehst ein Gesicht, bist verwirrt. Draußen in der Welt stündest du stets am Rand des Erfolgs und würdest von deinem Scheitern vernichtet. Also bist du auserwählt, ausersehen; die Vorsehung, deren Sinn für Humor mich seit jeher amüsiert, hat dich den Klauen der Welt entrissen und wohlbehalten im Kreis deiner Brüder platziert.«
    Immer noch lächelnd, ironisch, böswillig, wandte er sich Stoner zu. »Du entkommst mir ebenso wenig, mein Freund. Nein, du nicht. Wer bist du? Ein schlichter Bauernsohn, wie du gern vorgibst? Keineswegs. Auch du gehörst zu den Unzulänglichen – du bist der Träumer, der Verrückte in einer noch verrückteren Welt, unser Don Quichotte des Mittleren Westens, der, wenn auch ohne Sancho, unter blauem Himmel herumtollt. Du bist klug genug – jedenfalls klüger als unser gemeinsamer Freund. Doch trägst du den Makel der alten Unzulänglichkeit. Du glaubst, hier wäre etwas, das es zu finden gilt. Nun, draußen in der Welt würdest du bald eines Besseren belehrt, denn du bist gleichfalls zum Scheitern bestimmt, auch wenn du nicht gegen die Welt ankämpfst. Du lässt dich von ihr verschlingen und wieder ausspeien, und dann liegst du da und fragst dich verwundert, was falsch gelaufen ist. Du unterstellst der Welt stets, etwas zu sein, was sie nicht ist, was sie nicht einmal sein will. Der Rüsselkäfer in der Baumwolle, der Wurm im Bohnenkraut, der Wurzelbohrer im Mais. Du könntest dich dem Ungeziefer nicht stellen, könntest es nicht bekämpfen, denn du bist zu schwach, und du bist zu stark. Außerdem hast du keinen Platz in der Welt.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte Finch. »Was ist mit dir selbst?«
    »Ach«, sagte Masters und lehnte sich zurück. »Ich bin einer von euch. Schlimmer noch. Ich bin zu klug für diese Welt und kann den Mund nicht halten; gegen dieses Gebrechen ist kein Kraut gewachsen. Also muss ich dort eingesperrt werden, wo ich gefahrlos unverantwortlich sein, wo ich keinen Schaden anrichten kann.« Er beugte sich erneut vor und lächelte sie an. »Wir sind alle arme Thoms, und uns friert’s.«
    »König Lear«, sagte Stoner ernst.
    »Dritter Akt, vierte Szene«, ergänzte Masters. »Und so hat die Vorsehung, die Gesellschaft oder das Schicksal – welche Bezeichnung ihr auch bevorzugt – diese armselige Bleibe für uns geschaffen, auf dass wir uns dorthin vor jeglichem Unwetter flüchten können. Unseretwegen gibt es die Universität, für die Enteigneten der Welt, nicht für die Studenten und nicht für das selbstlose Streben nach Wissen, auch nicht aus einem der anderen Gründe, die man euch nennen mag. Wir teilen die Gründe aus und lassen einige Gewöhnliche ein, jene, die in der

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