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Stoner: Roman (German Edition)

Stoner: Roman (German Edition)

Titel: Stoner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Williams
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ich das nicht bin.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Lomax, und es klang, als wollte er mehr Gefühl in seine Stimme legen, indem er lauter wurde. »Was genau wollen Sie damit sagen?«
    »Jetzt regen Sie sich ab, Holly«, antwortete Stoner müde. »Dieser Mann ist schlicht inkompetent, da gibt es keinen Zweifel. Die Fragen, die ich ihm gestellt habe, hätte ich einem durchschnittlichen Studenten in den ersten Semestern stellen können, aber er war nicht in der Lage, auch nur eine einzige zufriedenstellend zu beantworten. Außerdem ist er faul und unehrlich. In meinem Seminar im letzten Semester …«
    »In Ihrem Seminar!«, Lomax lachte kurz auf. »Also davon habe ich schon gehört. Außerdem ist das eine andere Sache. Die Frage lautet doch, wie er sich heute gehalten hat. Und es ist eindeutig«, er kniff die Augen zusammen, »ganz eindeutig,dass er sich gut gehalten hat, bis Sie über ihn hergefallen sind.«
    »Ich habe ihm Fragen gestellt«, sagte Stoner. »Die allereinfachsten Fragen. Und ich war bereit, ihm jede Chance einzuräumen.« Er schwieg und fuhr dann behutsam fort: »Sie sind sein Doktorvater, und es ist nur allzu natürlich, dass Sie sein Thema mit ihm durchgesprochen haben. Folglich hat er sich gut gemacht, solange er von Ihnen über sein Thema befragt wurde. Aber sieht man davon einmal ab …«
    »Was soll das?«, rief Lomax. »Wollen Sie etwa andeuten, dass ich … dass es da …«
    »Ich deute gar nichts an, nur, dass der Kandidat in meinen Augen keine angemessene Leistung erbracht hat. Einem ›bestanden‹ kann ich also nicht zustimmen.«
    »Hören Sie«, sagte Lomax jetzt mit leiserer Stimme, während er gleichzeitig zu lächeln versuchte. »Ich kann ja verstehen, dass ich seine Arbeit höher schätze als Sie, schließlich war er in mehreren meiner Seminare, aber egal, ich bin zu einem Kompromiss bereit. Auch wenn ich es eigentlich zu hart finde, würde ich mich mit einem ›eingeschränkt bestanden‹ zufriedengeben. Das hieße, er könnte noch zwei Semester anhängen und dann …«
    »Prima«, sagte Holland offensichtlich erleichtert, »das scheint mir auch besser, als ihm ein klares ›bestanden‹ zu erteilen. Ich kenne den Studenten zwar nicht weiter, doch finde ich es offensichtlich, dass er noch nicht bereit …«
    »Gut«, sagte Lomax und bedachte Holland mit einem breiten Lächeln. »Dann wäre das ja erledigt. Wir …«
    »Nein«, sagte Stoner. »Ich muss für ›durchgefallen‹ stimmen.«
    »Herrgott!«, rief Lomax. »Wissen Sie, was Sie da vorhaben,Stoner? Begreifen Sie, dass Sie das Leben dieses Jungen ruinieren?«
    »Ja«, erwiderte Stoner leise, »und er tut mir leid. Ich sorge dafür, dass er keinen Abschluss bekommt und an keinem College und an keiner Universität unterrichten kann. Aber genau das will ich auch erreichen. Wenn er ein Lehrer würde, dann wäre das ein … Desaster.«
    Lomax wurde ganz still. »Ist das Ihr letztes Wort?«, fragte er mit eisiger Stimme.
    »Ja«, antwortete Stoner.
    Lomax nickte. »Nun, dann will ich Sie warnen, Professor Stoner. Ich habe nicht vor, die Sache hiermit auf sich beruhen zu lassen. Sie haben … Sie haben hier heute gewisse Unterstellungen vorgebracht … haben Vorurteile an den Tag gelegt, die … die …«
    »Aber bitte, meine Herren«, sagte Rutherford und sah aus, als ob er weinen wollte. »Lassen Sie uns nicht den Kopf verlieren. Wie Sie wissen, benötigen wir ein einstimmiges Urteil, wenn der Kandidat bestehen soll. Gibt es denn keine Möglichkeit, die Differenzen beizulegen?«
    Niemand sagte etwas.
    Rutherford seufzte. »Also schön. Dann bleibt mir keine andere Wahl als hiermit zu erklären, dass …«
    »Einen Augenblick.« Gordon Finch war während der ganzen Prüfung so still geblieben, dass man seine Anwesenheit fast vergessen hatte. Nun erhob er sich andeutungsweise von seinem Stuhl und sprach in müdem, doch entschlossenem Ton in Richtung Kopfende des Tisches. »Als amtierender Vorsitzender des Fachbereichs werde ich eine Empfehlung aussprechen und erwarte, dass man ihr folgen wird. Ich empfehle, die Entscheidung auf übermorgen zu vertagen. Dasgibt uns ein wenig Zeit, uns zu beruhigen und die Sache zu überdenken.«
    »Da gibt es nichts zu überdenken«, stieß Lomax hervor. »Wenn Stoner …«
    »Ich habe meine Empfehlung ausgesprochen«, sagte Finch leise, »und ihr wird gefolgt. Ich schlage nun vor, Dekan Rutherford, dass wir den Kandidaten über unsere Entscheidung in dieser Angelegenheit informieren.«
    Sie

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