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Stoner: Roman (German Edition)

Stoner: Roman (German Edition)

Titel: Stoner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Williams
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trafen Walker völlig entspannt auf dem Flur vor dem Konferenzzimmer sitzend an. In der Rechten hielt er lässig eine Zigarette, während er gelangweilt an die Decke starrte.
    »Mr Walker!«, rief Lomax und humpelte ihm entgegen.
    Walker stand auf; da er mehrere Zentimeter größer war, musste er auf ihn herabblicken.
    »Ich wurde angewiesen, Mr Walker, Sie zu informieren, dass das Komitee sich außerstande sah, hinsichtlich Ihrer Prüfung zu einem einstimmigen Ergebnis zu kommen; man wird Ihnen übermorgen Bescheid geben. Doch darf ich Ihnen versichern …«, er hob die Stimme, »ich darf Ihnen versichern, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen. Nicht die geringsten.«
    Einen Moment lang sah Walker sie der Reihe nach kühl an. »Ich danke Ihnen aufs Neue, meine Herren, für all Ihre Mühen.« Er fing Stoners Blick auf, und ein Lächeln huschte über seine Lippen.
    Ohne ein weiteres Wort eilte Gordon Finch davon; Stoner, Rutherford und Holland gingen zusammen den Flur entlang; Lomax blieb zurück, um in ernstem Ton auf Walker einzureden.
    »Nun«, sagte Rutherford, der von Stoner und Holland in die Mitte genommen worden war, »eine unangenehmeSache. Wie man es auch dreht und wendet, es bleibt eine unangenehme Sache.«
    »Ja, das stimmt«, erwiderte Stoner, wandte sich von ihnen ab, ging die Marmorstufen hinunter, beschleunigte die Schritte, je näher er dem Parterre kam, und eilte nach draußen. Tief atmete er den rauchigen Geruch der Nachmittagsluft ein und atmete gleich noch einmal, als tauchte er wie ein Schwimmer aus dem Wasser auf. Dann ging er langsam nach Hause.
    *
    Früh am nächsten Nachmittag, noch ehe er Gelegenheit gehabt hatte, zu Mittag zu essen, erhielt er einen Anruf von Gordon Finchs Sekretärin, die ihn bat, auf der Stelle ins Büro zu kommen.
    Finch wartete bereits ungeduldig, als Stoner den Raum betrat. Er erhob sich und bedeutete Stoner, sich in den Sessel zu setzen, den er neben seinen Tisch geschoben hatte.
    »Geht es um die Sache mit Walker?«, fragte Stoner.
    »Gewissermaßen«, erwiderte Finch. »Lomax hat um ein Treffen zur Klärung dieser Angelegenheit gebeten. Das könnte ziemlich unangenehm werden, und deshalb wollte ich einige Minuten mit dir allein reden, ehe Lomax kommt.« Er setzte sich wieder, wippte einige Augenblicke in seinem Drehstuhl und betrachtet Stoner nachdenklich. Dann sagte er unvermittelt: »Lomax ist ein guter Mann.«
    »Das weiß ich«, sagte Stoner. »In gewissem Sinne ist er sicher der Beste unseres Fachbereichs.«
    Als hätte Stoner nichts gesagt, fuhr Finch fort: »Er hat so seine Probleme, aber die machen sich nicht allzu oft bemerkbar,und wenn, dann hat er sie im Griff. Blöd nur, dass diese Sache gerade jetzt aufkommen muss; der Zeitpunkt ist verdammt unangenehm. Eine Spaltung der Fakultät in diesen Tagen …« Finch schüttelte den Kopf.
    »Ich hoffe nicht …«, begann Stoner unbehaglich.
    Finch hob die Hand. »Warte«, sagte er. »Ich hätte es dir gern früher gesagt, aber es sollte sich noch nicht herumsprechen und war auch nicht offiziell. Auch jetzt muss es noch vertraulich bleiben, aber … Erinnerst du dich daran, dass wir vor einigen Wochen über einen neuen Fachbereichsleiter geredet haben?«
    Stoner nickte.
    »Nun, Lomax bekommt den Posten. Er ist der Neue. Das ist beschlossene Sache. Der Vorschlag kam von ganz oben, doch sollte ich dir sagen, dass ich nichts dagegen einzuwenden hatte.« Er lachte kurz auf. »Allerdings wäre ich auch nicht in der Position gewesen, etwas daran ändern zu können, und selbst wenn ich es gewesen wäre, hätte ich zugestimmt – damals. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    »Ich verstehe«, sagte Stoner nachdenklich, um dann nach einigen Sekunden fortzufahren: »Ich bin froh, dass du es mir vorher nicht gesagt hast. Ich glaube zwar kaum, dass es etwas geändert hätte, aber zumindest hat es auch unser Urteilsvermögen nicht getrübt.«
    »Ach verdammt, Bill«, sagte Finch. »Du musst das verstehen. Walker ist mir schnurz, Lomax ebenso …, aber du bist ein alter Freund. Sehen wir es doch mal praktisch. Lomax nimmt diese Sache sehr ernst, und er wird sie nicht unter den Tisch fallen lassen. Wenn es also zu einer Auseinandersetzung kommt, dürfte sie ziemlich unangenehmwerden. Du weißt so gut wie ich, wie rachsüchtig Lomax sein kann. Er kann dich zwar nicht feuern, kann aber so ziemlich alles andere mit dir machen. Und bis zu einem gewissen Maße muss ich dann zu ihm halten.« Wieder lachte er bitter

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