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Stoner: Roman (German Edition)

Stoner: Roman (German Edition)

Titel: Stoner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Williams
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gesagt habe, zu belegen. Sollte es notwendig sein, wäre es wohl am einfachsten, die Teilnehmer des Seminars einzeln herzubestellen und zu befragen.«
    »Nein!«, stieß Stoner scharf hervor. »Das ist ja wohl das Empörendste, was Sie heute Nachmittag gesagt haben. Ich werde nicht zulassen, dass die Studenten in diesen Schlamassel mit hineingezogen werden.«
    »Es bleibt Ihnen wohl nichts anderes übrig, Stoner«, sagte Lomax leise.
    Gordon Finch blickte Lomax an und fragte ruhig: »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Lomax ignorierte ihn. Er sagte zu Stoner: »Mr Walker hat erklärt, dass er prinzipiell zwar dagegen sei, in diesem Fallaber bereit wäre, Ihnen die Seminararbeit auszuhändigen, die Sie so sehr in den Schmutz Ihres Zweifels gezogen haben; außerdem ist er bereit, sich jedem Urteil zu fügen, das Sie und zwei weitere qualifizierte Mitglieder des Fachbereichs darüber fällen. Vergibt die Mehrheit ein ›bestanden‹, erhält er auch ein ›bestanden‹ für das Seminar, und ihm wird gestattet, im Doktorandenstudium zu bleiben.«
    Stoner schüttelte den Kopf, schämte sich aber, Lomax anzusehen. »Sie wissen, dass ich das nicht tun kann.«
    »Nun gut. Ich tue dies nur sehr ungern, doch sollten Sie Ihr Votum von gestern nicht ändern, sehe ich mich genötigt, formell Klage gegen Sie zu erheben.«
    Gordon Finch hob die Stimme: » Wozu sehen Sie sich genötigt?«
    Gelassen antwortete Lomax: »Die Verfassung der Universität von Missouri gestattet jedem lehrbefugten Mitglied des Fachbereichs, Klage gegen ein anderes lehrbefugtes Mitglied des Fachbereichs zu erheben, sofern begründeter Verdacht zu der Annahme besteht, dass beklagtes Fachbereichsmitglied inkompetent ist, unethisch handelt oder seinen Pflichten nicht im Einklang mit den in Artikel sechs, Abschnitt drei der Verfassung dargelegten ethischen Grundsätzen nachkommt. Wortlaut der vollständigen Klageerhebung sowie unterstützendes Beweismaterial werden dem gesamten Fachbereich vorgelegt, und am Ende des Verfahrens wird die Fakultät der Klage mit einer Zweidrittelmehrheit stattgeben oder sie abweisen, sollte diese Mehrheit nicht erreicht werden.«
    Gordon Finch lehnte sich mit offenem Mund auf seinem Stuhl zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. »Also wirklich«, sagte er, »die Sache gerät außer Rand und Band. Das können Sie doch nicht ernst meinen, Hollis.«
    »Aber sicher doch«, sagte Lomax. »Dies ist eine ernste Angelegenheit und eine Frage des Prinzips; außerdem – außerdem wurde meine Integrität infrage gestellt. Folglich ist es mein gutes Recht, Klage zu erheben, falls ich dies für angemessen halte.«
    Finch sagte: »Damit kommen Sie doch niemals durch.«
    »Dennoch ist es mein Recht, Klage zu erheben.«
    Einen Moment lang starrte Finch Lomax an, dann sagte er leise und in beinahe liebenswürdigem Ton: »Es wird zu keiner Anklage kommen. Ich weiß zwar nicht, wie diese Sache ausgeht, und es kümmert mich auch nicht besonders, doch wird es zu keiner Anklage kommen. In wenigen Augenblicken gehen wir alle durch diese Tür da hinaus und werden das meiste dessen vergessen, was heute hier an diesem Nachmittag gesagt wurde. Zumindest werden wir uns diesen Anschein geben, denn ich lasse nicht zu, dass der Fachbereich oder das College ins Chaos gestürzt wird. Es wird keine Anklage geben, denn«, fügte er freundlich hinzu, »falls doch, kann ich Ihnen versprechen, dass ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen werde, um Sie fertigzumachen. Ich werde vor nichts zurückschrecken und jedes bisschen Einfluss nutzen, über den ich verfüge; ich werde notfalls lügen und Ihnen irgendwas anhängen, wenn es denn sein muss. Ich gehe nun, um Dekan Rutherford Bericht zu erstatten und ihm zu sagen, dass es bei dem Votum im Fall Mr Walker bleibt. Sollten Sie die Angelegenheit weiter verfolgen wollen, wenden Sie sich damit an ihn, an den Präsidenten oder an Gott, aber dieses Büro ist damit fertig. Ich will nichts mehr davon hören.«
    Bei Finchs Worten setzte Lomax eine nachdenkliche, undurchdringliche Miene auf, nickte scheinbar gleichgültig,sobald Finch geendet hatte, erhob sich aus seinem Sessel, humpelte mit einem kurzen Blick auf Stoner durch das Zimmer und ging nach draußen. Einige Augenblicke lang blieben Finch und Stoner stumm sitzen, bis Finch schließlich sagte: »Ich frage mich, was da ist zwischen ihm und Walker.«
    Stoner schüttelte den Kopf. »Nicht das, was du denkst«, sagte er, »aber was es ist, weiß ich auch nicht. Und ich

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