STOP! (German Edition)
soll ich es so nehmen wie es kommt, wie es das Schicksal mit mir meint. Jan hat auch schon mit Susi gesprochen, was sie von einem Schwesterchen oder Brüde r chen halte. Ich glaube kaum, dass Susi das Thema verstanden hat. Doch sie meinte, dass das ja viel toller wäre, ein echtes Baby anzuziehen und in einem Wägelchen herumzufahren, als das immer nur mit ihrer Babypuppe zu machen. Bei Jan keimt seitdem immer mehr die Hoffnung für ein zweites g e meinsames Kind auf. Mir kommt Susis Einverständnis, wie die Verkündung der Rechtmäßigkeit des Urteils vor. Ich d a gegen habe meine Zweifel. Mit Susi komme ich klar. Ich weiß, wie ich mit ihr umzugehen habe, wenn ich meine Fre i heit brauche, kümmert sich Jan um sie. Doch würde das auch noch mit einem zweiten Kind funktionieren? Oder wäre ich dann an dem Punkt angelangt, der meine Grenzen durc h brechen würde und ich mit der ganzen Situation nicht mehr klarkäme? Was wäre dann? Wie würde ich reagieren? Ich weiß es nicht. Doch ich spüre, jetzt ist die Ruhe vor dem Sturm.
Sie ist wieder da! Ich muss mich erst wieder beruhigen, eine Aufregung ist nicht gut für Schwangere. Doch eins nach dem Anderen. Seit sechs Monaten bin ich wieder schwanger. Es wird diesmal ein Junge. Als Frau Dr. Möller mir diesmal die Nachricht verkündete, war ich nicht mal überrascht g e wesen. Durch meine Schwangerschaft mit Susi wusste ich diesmal immerhin, wie sich eine Schwangerschaft bei mir b e merkbar macht. Es war so für mich nur die offizielle Ve r kündigung. Ich kann nicht sagen, dass mich die Nachricht in ein tiefes Loch stürzte, aber ich jubilierte auch nicht. Es resignierte mich auf eine besondere Art. Natürlich habe ich Angst. Nicht während der Zeit, in der ich schwanger bin, da läuft mein Leben in gewohnten Bahnen ab. Nein, ich habe Angst vor der Zeit, in der mein zweites Baby auf der Welt sein wird und ob ich mich mit dem Leben mit zwei Kindern a n freunden kann. Ich komme mir vor wie ein Boxer, der bereits eine beachtliche Menge an Gewichten stemmt und nun weitere aufgeladen bekommt. Keiner kann sagen, weder die Zuschauer noch der Boxer selbst, ob er auch noch die zusätzlichen G e wichte heben kann, oder ob dies sein Zusammensturz b e deuten wird. Meine zusätzlichen Gewichte sind das u n geborene Baby.
Als ich Jan abends die Nachricht erzählte, dass ich mit einem Jungen schwanger bin, war er völlig aus dem Häuschen. Er hüpfte umher, umarmte mich, trug mich auf seinen Armen und lief mit mir auf die Straße und schrie: „Wir bekommen einen Sohn!“ Er war ein Vater, der sein Glück einfach nur mit der ganzen Welt teilen wollte. Er trug mich auf seinen Armen und ich bekam nur ein leichtes Lächeln zustande, während er über beide Backen grinste. Susi, die schon geschlafen hatte, kam herunter gerannt und wurde von Jan, der mich herunte r gelassen hatte, herumgewirbelt. Nachdem auch sie es erfahren hatte, rief sie fröhlich einer alten Frau zu: „Ich bekomme einen Bruder!“ Die Frau, die mich, Susi und Jan mit einem warmen Blick bedachte. Sie sah wohl die perfekte Familie vor sich. Schließlich schlurfte sie weiter, in ihrem hellrosa Rege n mantel. Am nächsten Tag schleppte Jan mich in circa zeh n tausend Babygeschäfte und begann viele hellblaue Kleider zu kaufen. Momentan baut er wie verrückt an einer Babywiege, Susi versucht ihm die ganze Zeit dabei zu helfen. Jan hat sich auch schon einen Namen für ihn ausgedacht, da ich ja den Namen für Susi ausgewählt hatte. Sein Wunsch ist es, dass unser Baby Paul heißen soll, wie sein Opa, an dem er so g e hangen hatte. Ich mag diesen Namen und so steht es fest. Paul, mein Junge, unser Junge. Für mich ist es ziemlich schwer, nicht an dieses Baby zu denken, denn Susi und Jan fiebern diesen Tag herbei, als ob dort weiß Gott was wäre. Ich ve r suche mich mit Malen abzulenken. Riesige Gemälde zieren unseren Flur, alles Bilder, die italienische Gegenden darstellen oder Landschaften mit schier endlosen Himmeln. In ihnen baue ich mir eine Welt auf, in die ich flüchten kann, wenn es mir zu viel wird.
Meinen Malwahn und meine Stimmungsschwankungen führt Jan einfach nur auf die Schwangerschaftshormone zurück. Er ahnt von nichts und das ist auch gut so. Ich ve r suche im Hier und Jetzt zu leben, um so nicht an die Zeit von früher zu denken, wo ich frei und ungebunden lebte. Gleichzeitig will ich auch nicht an die Zukunft denken, die nun bald aus zwei Kindern besteht, die meine ganze Liebe brauchen. Doch ich
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