STOP! (German Edition)
ein Engländer ihre Telefonate beendet hatten und etwas mehr als eine Stunde vergangen war, konnte ich nun auch endlich reden. Ich überlegte keinen Moment und die Nummer wählte sich, nachdem ich meine Kreditkarte hinei n geschoben hatte, fast von selbst. Ich erschrak mich fast schon, als Leticia abhob.
„Hallo?“
„Hey, ich bin’s …“
„Mateus, endlich meldest du dich wieder. Wie geht es dir? Alles klar?“
„Ich sitze hier fest. Ich bin immer noch in Istanbul und komme hier auch nicht mehr mit dem Flugzeug weiter. Hier geht gar nichts mehr.“
„Wo reist du denn jetzt hin? Und wie soll das gehen, ganz ohne Flugzeug?“
„Ich habe noch keine Ahnung, wahrscheinlich mit dem Bus. Wie geht es Gustavo?“
„Er ist in der Schule, er wäre froh gewesen, wenn er mit dir hätte reden können. Er fragt ständig, wann du wieder kommst.“
„Im Moment weiß ich es ehrlich gesagt nicht. Ich ruf jetzt noch in der Redaktion an und dann kann ich erst weitersehen. Ich melde mich wieder.“
„Ich vermisse dich, melde dich bitte bald wieder!“ Das waren die letzten Worte, bevor ich auflegte und direkt die Nummer der Redaktion wählte, denn die hinter mir Wartenden wurden langsam unruhig.
Ich versuchte mit meinem Chef zu reden, aber er war außer Haus und die Sekretärin konnte mir auch nicht weite r helfen und leitete mich an den stellvertretenden Chefredakteur weiter. Ihm war die Situation bereits klar geworden, als er die ersten Meldungen über den Vulkanausbruch hörte. Wir sind schnell übereingekommen, dass ein weiterer Aufenthalt keinen Sinn haben würde, wenn ich nach jedem Treffen zwei Tage mit der Weiterreise verbringen würde. Aber die Aussichten auf einen Heimflug waren nicht besser als die momentanen Chancen, in Istanbul einen Flug zu bekommen.
Ich war froh über sein Verständnis und die Erlaubnis, endlich meine Heimreise antreten zu können, wobei das wohl im Klartext hieß, erst einmal versuchen zu müssen, irgendwie weiter nach Westen zu gelangen, auf Besserung zu hoffen und dann mit viel, viel Glück einen Flug zu erwischen.
Als mir jemand von hinten auf die Schulter tippte und auf seine Uhr deutete, beendete ich zügig mein Gespräch und ging wieder den Weg zurück durch die Katakomben, um in die Haupthalle zu gelangen, als die Türen des Hauptausgangs vor mir aufglitten, war ich doch beruhigt diesem Chaos aus G e strandeten, Verzweiflung, Gepäck und überfordertem Flu g hafenpersonal zu entkommen.
Mit dem Taxi begab ich mich an den Busbahnhof. Als ich ihn dann erblickte, war ich beeindruckt von der schieren Größe des Geländes. Ich bezahlte den Fahrer und war, nac h dem ich ausgestiegen war, noch viel mehr beeindruckt von der Masse an Menschen, die sich durch die Gänge und Hallen auf dem Weg zu den Bussteigen wälzten. Mir dämmerte nun, dass ich vielleicht nicht der Einzige gewesen sein könnte mit der Idee, meine Reise per Bus fortsetzen zu wollen. Es verging eine Weile, bis ich mich zurechtgefunden hatte und einen Verkaufsschalter ausgemacht hatte. Die davor befindliche Schlange ließ meine Hoffnung, hier weiter reisen zu können, erneut schrumpfen. Über den Schaltern hingen mehrere A n zeigetafeln, die jedoch alle mehr oder weniger das Gleiche b e sagten. Hier auf ein Weiterkommen nach Westen zu hoffen, war mehr oder weniger Irrsinn. Also machte ich mich, auf mein Gepäck achtend, auf den beschwerlichen Weg aus den Hallen, denn jetzt musste ich gegen die Menschenmassen a n kämpfen.
Der nächste Anlaufpunkt musste jetzt der Bahnhof sein, viele Alternativen blieben nicht mehr. Der Taxifahrer schaute mich verständnisvoll an, doch ein Gespräch scheiterte an unseren mangelnden Sprachkenntnissen, er konnte weder Englisch, geschweige denn Portugiesisch - und ich spreche kein Türkisch.
Am Bahnhof war es dann auch für mich das sich wiede r holende Spiel. Taxi bezahlen. Gepäck mitnehmen. Schalter suchen und hoffen. Immer wieder hoffen, dass es hier jetzt endlich weiterging und die ungewisse Warterei ein Ende haben würde. Die Ansammlungen von Menschen hier übe r raschten mich nun nicht mehr. Wobei die Anzahl hier, die an Flughafen und Busbahnhof bei Weitem übertrafen, das war mir sofort klar, die Bahn, das Zugticket gen Westen als letzte Hoffnung. Menschen aus den verschiedensten Regionen der Welt trafen hier aufeinander in der Hoffnung, dorthin zurüc k gelangen zu können, wo sie herkamen. Es gab Tausende europäischer Geschäftsleute, die genauso unvorbereitet wie ich in
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