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STOP! (German Edition)

STOP! (German Edition)

Titel: STOP! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Jäger , Nicolas La Roche , Tim Marburger , Louisa Schneider , Lisa Altmeyer , Fabian Bauer , Victoria Farina , Michèle Fugmann
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Sarkasmus gewichen.
    „Sie haben wohl noch keine Nachrichten geschaut?“, fragte sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Verwundert entgegnete ich nur: „Warum?“
    Schweigend zeigte sie nur hinter sich, wo auf einem großen Bildschirm verschiedene Informationen durch liefen. Nachdem der türkische Text durch den Ticker gelaufen war, verstand ich endlich, was los war.
    Alle Flüge bis auf weiteres gestrichen …
    Ich las den Satz, doch die Information wurde in meinem Hirn nicht weiter verarbeitet. Es verging eine Weile, bis ich meine Starre überwunden hatte und nicht mehr nur den Monitor anstarrte. An meine Stelle am Schalter war i n zwischen ein britisches Ehepaar getreten, das mit seinen beiden Kleinkinder wohl auch noch nichts von ihrem Glück erfahren hatte. Die Mimik der Airline-Angestellten schien i n zwischen ein gespeichertes Programm zu sein. Es folgte der gleiche Gesichtsausdruck, die gleiche deutende Geste. Plötzlich drängte sich ein Gedanke in meinen Kopf, wie oft hatte sie das wohl schon abgespult? Wie vielen ging es genau wie mir? Wie sollte ich jetzt weiterreisen? Wie stellten die anderen das an oder viel mehr, wie wollten sie das anstellen?
    Als ich mich nun noch einmal in der Flughafenhalle u m blickte, fiel mir auf, dass dies keinesfalls den Alltag darstellen konnte. Unter den wachsamen Augen des Namenspatrons des Flughafens Atatürk, hatten sich ganze Familien mehr oder weniger gemütlich eingerichtet. Um die Sitzgruppen waren wahre Feldlager angelegt worden, errichtet aus Decken und Koffern. Der Schalter war inzwischen verwaist, eines der Kinder hatte angefangen zu weinen. Ich konnte es ihm nicht verdenken, vielleicht lag es daran, dass mir eben auch nach Weinen zumute war, denn ich begann zu registrieren, dass ich festsaß - und zwar nicht eine Stunde in der Metro, sondern richtig. In Istanbul, zwischen Asien und Europa. Fernab von Zuhause. Damit drohte nun alles aus den Fugen zu geraten. Mein Auftrag. Mein Job. Meine Familie. Mein Leben.
    Nach einigen Minuten, die ich verzweifelt auf meinem Koffer gesessen hatte, erlangte ich meine Fassung zurück und bemühte mich um eine Lösung des Problems.
    Am Schalter würde ich keine Hilfe erwarten können. In dem Chaos würde ich nun wohl auf mich selbst angewiesen sein. Erleichtert entdeckte ich auf einem Schild, dass koste n loses WLAN zur Verfügung stand. Ich begab mich zu einer der Sitzgruppen und achtete darauf, nicht in die Nähe einer gestrandeten Großfamilie zu gelangen. Ich versuchte mir einen Überblick über die Situation zu verschaffen und die Nac h richten trugen nicht gerade dazu bei, meine Stimmung zu heben. Ständig trafen neue Meldungen ein, über Regierungen, die Flugverbote verhängten, Fluggesellschaften, die für die nächsten Tage alle Flüge in Europa strichen. Die Aschewolke hatte sich schon über dem ganzen Kontinent ausgebreitet. Meine Hoffnungen, diese Stadt mit dem Flugzeug verlassen zu können, musste ich nun wohl endgültig begraben. Da ich kaum Hoffnung hatte, am Flughafen Alternativen finden zu können, überlegte ich, wohin ich nun gehen sollte. Die besten Verbindungen, um weiter nach Europa zu kommen, gab es mit dem Bus. Ich würde mich also zum Busbahnhof begeben müssen.
    Die Aussicht, nun statt mit dem Flugzeug mit dem Bus zu fahren, wirkte zwar alles andere als luxuriös, doch ich führte mir immer wieder vor Augen, dass die Distanzen hier in Europa insgesamt sehr viel kürzer waren als in meiner Heimat. Doch bevor ich mich auf den Weg machte, wollte ich erst zwei Telefonate führen. Ich machte mich auf die Suche nach einem öffentlichen Telefon und ging flotten Schrittes durch die Einkaufspassagen des Flughafens. Dabei wurde mir nun klar, dass dies der Traum jedes Ladenbesitzers sein musste. Jeder Gestrandete bedeutete für sie noch mehr Umsatz. Wahrscheinlich ließ sich an einem Tag das Zehnfache des normalen Gewinns erzielen. Ich fand eine ganze Reihe von Telefonkabinen in einer dunkleren Ecke im Untergeschoss, dennoch konnte ich dort keine Ruhe erwarten, denn ich war natürlich beileibe nicht der Einzige, der hier die Absicht hatte zu telefonieren. Von den fünf nebeneinander angeordneten Apparaten hatte wohl einer den Geist aufgegeben und vor den anderen hatten sich kleine Schlangen gebildet. Es war das Bild verzweifelter Reisender, an das ich mich bereits nach wenigen Stunden hier fast schon gewöhnt hatte. Ich stellte mich an, ohne mich über die Umstände weiter aufzuregen. Nachdem zwei Spanier und

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