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STOP! (German Edition)

STOP! (German Edition)

Titel: STOP! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Jäger , Nicolas La Roche , Tim Marburger , Louisa Schneider , Lisa Altmeyer , Fabian Bauer , Victoria Farina , Michèle Fugmann
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dieses Unglück geschlittert waren. Pakistanis und Inder, auf der Heimreise bei der Zwischenlandung in Istanbul g e strandet und jetzt ohne Hoffnung auf den Weiterflug. Es gab einige Verbindungen, auf die ich jetzt setzen musste. Serbien, Rumänien und Bulgarien. Die standen jetzt auf der Liste meiner Wunschreiseziele ganz oben. Das hätte ich vor einer Woche auch noch nicht erwartet. In der historisch anmutenden Bahnhofshalle wurde das hektische Treiben der Wartenden noch durch den Lärm der Händler mit Ständen unterstrichen, sie verkauften Börek und Tee, den sie lauthals anpriesen und unter das gestresste Volk bringen wollten. Es wird klar, dass der Bahnhof schon deutlich bessere Zeiten erlebt hatte und sowohl Infrastruktur als auch Personal im Moment hoffnung s los überfordert waren. Als Brasilianer bin ich sowieso das Zugfahren nicht gewöhnt, große Reisebusse haben sich bei uns als bevorzugtes Verkehrsmittel durchgesetzt. Bereit jede Wartezeit vor den Verkaufsschaltern in Kauf zu nehmen, stellte ich mich an. Es ging langsam aber doch stetig voran und ich näherte mich allmählich meinem vorläufigen Ziel, dort würde sich entscheiden, wie sich meine Weiterreise gestalten würde. Anscheinend gab es noch einige Fahrkarten, denn die Stimmung derer, die mir entgegen kamen, hatte sich deutlich gebessert. Doch ich sollte kein Glück haben, bevor ich am Schalter ankam, beugte der Beamte sich vor und brachte ein Schild mit dem Hinweis, das alles für die nächsten zwei Tage ausgebucht sei, an.
    Meine Stimmung verschlechterte sich schlagartig. Was blieb mir jetzt noch? Nichts, was mir mein Ziel hätte weite r bringen können. Vielleicht sollte ich an den anderen der beiden großen Bahnhöfe fahren und versuchen, eine Möglic h keit zu erlangen, um mit dem Zug weiter in den Nahen Osten reisen zu können und von dort eine andere Möglichkeit zu suchen.
    Doch soweit sollte es nicht kommen. Als ich wartete, wurde mir klar, dass ich immer noch keine türkische Lire hatte. Ich schaute mich nach jemandem um, der mir vielleicht mit meinem Problem weiterhelfen konnte, und Euro wechseln würde können, denn die Wechselstuben würden mit Sicherheit mit ungünstigen Kursen handeln. Mein Blick traf auf einen jungen Mann mit einem großen Rucksack. Er lächelte glüc k lich und schaute erst auf, als ich näher an ihn herantrat. Ich sprach ihn auf Englisch an: „Hey, woher kommen Sie?“
    „Aus Deutschland, warum?“, fragte er mich nicht u n freundlich, nur verwundert über mein Interesse.
    „Ich würde gerne Euro gegen türkische Lire tauschen, können Sie mir helfen?“
    „Ich hab keine türkische Lire.“ Mit einem verschmitzten Grinsen fügte er hinzu: „Ich kann ihnen nur ein Ticket nach Belgrad im Tausch anbieten.“
    Ungläubig, ein solches Angebot zu bekommen, fragte ich zuerst nach dem Preis, bevor ich mich zu früh freuen würde.
    „Dreihundert Euro“, antwortete er nun knapp und wartete meine Reaktion ab.
    „Okay“, willigte ich ohne langes Überlegen ein. Ich wollte unbedingt weiter, egal um welchen Preis.
    Der Kauf war schnell abgewickelt, mir würden noch drei Stunden bleiben, bis der Zug sich dann am späten Abend in Bewegung setzte.
    Unendlich zäh verging die Zeit, bis der Moment g e kommen war und ich am Gleis stand, der Zug langsam ei n rollte und ich mich auf den Weg zu meinem Platz machen konnte. Der Anblick meines Platzes hätte wohl unter normalen Umständen die Freude darüber getrübt, die nächsten zwei Tage auf so engem Raum verbringen zu dürfen, aber mir war es in dem Moment egal.
     
    Der Zug schlängelte sich gemächlich durch die dunkle Nacht und ich verbrachte den ersten Teil der Fahrt im Wesen t lichen damit zu schlafen. Auch den Rest der Fahrt bis Belgrad empfand ich nicht als so zeitintensiv, da ich mich damit b e schäftigte das Erlebte der letzten beiden Tage niederz u schreiben, und so mehr Leute an meinem Schicksal teilhaben zu lassen.
    Verglichen mit der Situation in Istanbul schien die Situation am Belgrader Flughafen geradezu entspannt zu sein. Denn dort hatte man sich inzwischen auf einen derartigen A n sturm vorbereitet und die Kapazitäten für eine Weiterfahrt aufgestockt. Mir gelang es zum Glück schnell, mit meiner Kreditkarte eine Fahrkarte nach Frankfurt zu erstehen. Bis ich dort wäre, würden wiederum mehr als zwei Tage vergangen sein; vielleicht würde man bis dahin sogar Entwarnung geben können. Nachrichten verbreiteten sich im Zug wie ein Lau f feuer und der

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