STOP! (German Edition)
sollte, du kannst uns alles erzählen.“
„Ja, natürlich, ich weiß.“ Diesen Satz hatte ich schon so oft gehört, dass ich fast geneigt war, ihn nur für eine Plattitüde zu halten, aber sicher meinte sie das alles nicht so oberfläc h lich.
„Trinkst du gerne Saft am Morgen? Dann kaufe ich noch welchen für die Woche ein.“
„Am liebsten mag ich naturtrüben Apfelsaft, aber Orangensaft geht auch, und Speisequark als Brotaufstrich könnten wir brauchen.“
„Apfelsaft und Speisequark? Das ist eine komische Z u sammenstellung, verträgst du das überhaupt?“, fragte sie skeptisch.
„Ja sicher, aber ich muss jetzt auch los, sonst verpass ich den Bus.“
Die Bushaltestelle war nur zwei Straßen weiter, ein kurzer Weg, ideal, um frische Luft zu schnappen.
An diesem Morgen war die Luft sehr feucht und der G e ruch von Regen lag in der Luft. Ich dachte mir, dass schon bald Wasser aus den Wolken brechen würde, und griff deshalb noch schnell bevor ich das Haus verließ einen kleinen Taschenschirm.
Für die ersten beiden Stunden stand heute Deutsch auf dem Plan, ein abwechslungsreiches Fach, jedenfalls hatte es mich noch nie gelangweilt. Der Kurs war schön überschaubar, wir waren, mich mitgezählt, fünfzehn - und der Lehrer schien nett und verständnisvoll zu sein.
„Gut, meine Lieben, wie Sie sich vielleicht noch erinnern, wird unser nächstes Thema die Epoche der Romantik sein. Und da hab ich mir überlegt, und das wird sicher lustig, dass wir Gruppen bilden und Sie jeweils ein romantisches Thema kurz vorstellen!“ Er teilte uns in Gruppen ein und vergab Themen. „David, da Sie hier noch recht neu sind, was halten Sie davon, zu Yannick und Elli in die Gruppe zu stoßen, ja, ich finde, das ist eine gute Idee!“
Ohne dass ich viel dazu hätte sagen können, war es dann beschlossene Sache. Ich war schließlich auch ziemlich froh zu Elli in die Gruppe zu stoßen, immerhin kannte ich sie schon ein wenig, wenn man das so sagen darf, denn wann kennt man schon jemanden richtig.
„Hey, wollen wir gleich heute Nachmittag schon a n fangen, dann sind wir gut in der Zeit, brauchen uns kein Stress zu machen und können uns besser kennenlernen?“ Elli kam schnell auf den Punkt.
„Ja klar, aber ich kann erst ab fünf, ich muss noch zum Training“, antwortete Yannick.
„Okay, und wo sollen wir uns treffen?“, fragte ich.
„Also, bei mir ist das heute schlecht, meine kleine Schwester hat heute all ihre Freundinnen zu Besuch, die machen immer unheimlich viel Lärm, ich wäre froh, dann für ein paar Stunden fliehen zu können“, sagte Elli und schaute mich an.
„Und ich hab keine Lust aufzuräumen. Wie wär’s, wenn wir zu dir kommen!“, meinte Yannick.
„Ja, okay, das geht schon, bei mir ist auch einigermaßen aufgeräumt.“
„Ach, wenn nicht, würde es auch keinen stören, ich komm so gegen vier vorbei, ist das okay?“, fragte Elli. „Und Yannick kommt dann halt ein bisschen später!“
„Gut, abgemacht, wir sehen uns dann!“
Matthias und Diane waren beide noch auf der Arbeit und würden vor sechs Uhr abends auch nicht Feierabend machen. Er arbeitete auf Vollzeitbasis und sie hatte eine halbe Stelle und arbeitete meist erst ab Mittag. Ich war nach der Schule noch schnell Limo und etwas zum Knabbern kaufen. Dann schnell duschen und frische Klamotten überziehen. Die Fenster hab ich auch noch geöffnet, um kühle Luft hereinz u lassen, sonst ist ja keiner da, um mal durchzulüften. Elli klingelte fast schon überpünktlich an der Tür und ich öffnete ihr.
„Hey!“
„Hey!“
„Mmh, darf ich reinkommen?“, fragte sie.
„Eh, ja, na klar, entschuldige, komm rein.“
Sie umarmte mich ganz kurz zur Begrüßung. „Schönes Haus habt ihr, gemütlich. Sind deine Eltern nicht da?“
„Diane und Matthias sind beide noch auf der Arbeit, sie werden wahrscheinlich erst in zwei, drei Stunden kommen.“
„Warum nennst du deine Eltern beim Vornamen, das ist etwas komisch, oder?“
„Ja, wäre es schon, aber sie sind nicht meine richtigen Eltern, nur meine Pflegeeltern, ich lebe erst kurze Zeit bei ihnen“, wir gingen hinauf in mein Zimmer.
„Entschuldige, wenn ich etwas neugierig bin, aber darf ich fragen, was mit deinen leiblichen Eltern ist?“
„Ist schon okay, aber das kann ich dir nicht sagen, ich wurde als Säugling bereits abgegeben, das Ganze verlief anonym. Ich wuchs in Waisenhäusern und bei verschiedenen Pflegeeltern auf, ich komme damit aber ganz gut klar, denk
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