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Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Titel: Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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höchstwahrscheinlich der letzte Ort, den seine Tochter gesehen hatte. Der Ort, an dem sie sexuell missbraucht und erdrosselt worden war, ehe man sie in den Kofferraum eines Autos geworfen hatte.
    Wer war der Mann, der sie umgebracht hatte? Was für ein Mensch konnte einem unschuldigen zehnjährigen Mädchen so etwas antun? Wenn es nicht Moreau gewesen war, welche Verbindung gab es dann zwischen dem wahren Mörder und diesem Haus und seinen Bewohnern? Und wie kamen Jasmine und ihre Schwester ins Spiel?
    Leise schlich Romain durch die Küche. In der Dunkelheit konnte er nicht besonders gut sehen, aber er hatte keine Eile. Ein heftiges, fast schmerzhaftes Verlangen, Bescheid zu wissen, hatte ihn gepackt. Es brachte ihn dazu, sich langsam voranzutasten, zu beobachten und zu begreifen.
    Das Haus erinnerte ihn an das seiner Großmutter. In jeder Ecke stand billiger Schnickschnack herum, ein Geschirrtuch hing an einem Haken neben der Spüle, auf jedem Tisch lagen Zierdeckchen, und an den Wänden hingen vergoldete Bilderrahmen mit Fotografien aus alten Zeiten.
    Francis Mutter hatte vor Gericht für ihn gelogen. Hatte es ihr nichts ausgemacht, dass er freikommen würde, dass er ein anderes Kind missbrauchen, wenn nicht gar töten könnte? Was hatte sie gedacht, als sie die Bilder von Adeles Leichnam gesehen hatte, die im Gericht gezeigt wurden? Wie konnte sie nicht den schmerzlichen Verlust nachempfinden, der selbst den mürrischsten Geschworenen zu Tränen gerührt hatte?
    Er würde es nie verstehen, niemals vollständig begreifen, wie man so wenig menschlichen Anstand aufbringen konnte.
    Als er die Küche verließ, in der das Mondlicht durch die großen Fenster neben der Tür fiel, wurde es im Haus zu dunkel, um noch etwas zu erkennen. Die Jalousien der anderen Fenster waren heruntergelassen und verliehen dem Haus die Atmosphäre eines unterirdischen Bunkers.
    Romain hatte keine Lust herumzustolpern, suchte nach einem Lichtschalter und machte das Licht an. Eine schwarze Katze, die auf einem ramponierten Lehnstuhl geschlafen hatte, streckte sich und beäugte ihn gleichgültig, ehe sie auf den Boden sprang. Zwei weitere Tiere mit kurzem grauem Fell, die fast identisch aussahen, standen vom durchhängenden Sofa auf, und eine vierte mit einem Fell wie ein Persermantel, strich um seine Beine. Alle vier Tiere waren ausgewachsen und erheblich übergewichtig. Eine näherte sich ihrer Futterschale, während er sie beobachtete.
    Er ahnte, warum sie sich das Wohnzimmer anstelle des oberen Stockwerks ausgesucht hatten. Der Krach, der aus einem der Schlafzimmer schallte, war ohrenbetäubend – so laut, dass es Romain ein Rätsel war, wie jemand das aushalten konnte. Doch so laut es auch war, plötzlich war da eine Stimme, die den Lärm noch übertönte. “Mom? Wo bist du? Mom?”
    Zuerst dachte Romain, Dustin hätte gehört, wie er das Fenster eingeschlagen hatte, und glaubte, seine Mutter sei zu Hause. Oder hatte der gesehen, dass das Licht im Wohnzimmer eingeschaltet worden war? Doch eine Sekunde später begriff er, dass, wer immer nach Mrs. Moreau gerufen hatte, gar keine Antwort erwartete. Die Worte glichen eher einem jammernden Klagelaut.
    Die Stufen knarrten, als Romain die Treppe hochstieg, doch er bezweifelte, dass jemand ihm bei diesem plärrenden Krach aus dem Fernseher hören würde. Wer immer dort im Hinterzimmer lag, litt. Er hatte den Schmerz und das Elend in der Stimme gehört.
    Er ging den Flur entlang und blieb vor der letzten Tür stehen. “Dustin?”
    Der Ton des Fernsehers wurde abgestellt, und mehrere Sekunden lang herrschte Stille. Dann ertönte eine Stimme. “Ist da jemand? Phillip, bist du das?”
    “Ich bin’s”, sagte Romain und öffnete die Tür. Der Mann im Krankenhausbett wirkte wie ausgedörrt. Es gab keine andere Lichtquelle als den tonlosen Fernseher, trotzdem sah Romain den Infusionsschlauch, der im Arm des Mannes steckte. Auf einem Tablett auf seinem Schoß stand eine Flasche Wasser und zwei Fernbedienungen. Ein Radio stand auf einem kleinen Tisch an der Wand; der Fernseher war an der Wand gegenüber dem Bett knapp unter der Decke befestigt.
    Die eingesunkenen Augen des Mannes weiteten sich, als er Romain erkannte. “Ich kenne Sie! Sie haben Francis erschossen! Ich habe es im Fernsehen gesehen!”
    Er packte die Metallstreben seines Bettes und versuchte, sich aufzusetzen, aber es gelang ihm nicht. Er drückte einen Knopf auf einer der Fernbedienungen, und das Getriebe seines Bettes begann

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