Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
hatten – Francis Moreau. Das Gespräch, bei dem Huff ihm erklärte, welche Beweise er in Moreaus Haus gefunden hatte. Der Tag, an dem er Moreau zum ersten Mal vor Gericht sah. Alles. Die Gefühle, die durch diese Erinnerungen wachgerufen wurden, waren fast mehr, als Romain ertragen konnte. Mit zusammengebissenen Zähnen musste er stehen bleiben, bevor sie die Vordertür erreicht hatten.
Er hatte erwartet, dass Jasmine ihn fragen würde, ob alles in Ordnung sei, aber das tat sie nicht. Stattdessen legte sie ihm schweigend die Hand auf den Rücken, eine Geste des Mitgefühls und der Unterstützung. “ Ich habe den Abzug gezogen”, brachte er hervor. “Ich könnte es wieder tun. In dieser Minute.”
“Das werde wir sehen”, sagte sie ruhig. “Willst du lieber im Truck warten?”
Er holte tief Luft und schüttelte den Kopf. “Nein. Ich will mir diesen Ort selbst ansehen.”
“Es sieht nicht wie das Zuhause von jemandem aus.”
Sie hatte bereits festgestellt, dass der Wagen, in dem sie Phillip gesehen hatte, nicht da war, ebenso wenig der alte Buick, der in der Auffahrt gestanden hatte, als Beverly ihr aus dem Keller geholfen hatte.
“Womit verdient Francis’ Mutter ihren Lebensunterhalt?”, murmelte Romain.
“Ich weiß es nicht”, sagte Jasmine. “Die Nachbarin erzählte mir, dass sie nachts arbeitet, aber nicht, als was. Übrigens hat mein Privatdetektiv angerufen, während du die Pizza geholt hast. Anscheinend hat sie vor Jahren mal eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht, also arbeitet sie vielleicht immer noch im medizinischen Bereich.”
Sie hatten zwei Straßen weiter weg geparkt und waren die restliche Strecke zu Fuß gegangen, um nicht die Aufmerksamkeit der Nachbarn zu erregen. Nach den ganzen polizeilichen Ermittlungen mussten sie ein besonderes Interesse an allem zeigen, was im Haus der Moreaus vor sich ging. Romain konnte sich gut vorstellen, dass der Ort mittlerweile einen gewissen Ruf hatte. Rohe Eier waren an die Wand rund um einer der Fenster geworfen worden, was den Schluss nahe legte, dass die Kinder der Nachbarschaft das Haus für Zielübungen benutzten.
“Sie scheinen nicht besonders beliebt zu sein”, stellte er fest.
“Wer immer hier mit Eiern geworfen hat, sollte sich in Zukunft besser fernhalten”, sagte Jasmine. “Sie haben keine Ahnung, wie gefährlich das werden kann.”
Sie erreichte die Tür zuerst. Romain blieb zurück und versuchte, nicht an das Entsetzen zu denken, das seine Tochter verspürt haben musste, als sie von einem vollkommen Fremden in dieses Haus verschleppt worden war.
“Wie kann man so etwas nur tun?”, fragte er leise, als er sich neben sie auf die oberste Stufe stellte. “Wodurch wird ein Mann so verdorben wie Moreau?”
“Ich wünschte, ich könnte es dir sagen”, flüsterte sie. “Die meisten Serienmörder haben eine schwere Kindheit hinter sich, sind häufig ohne konsequente Regeln und mit vielen Misshandlungen aufgewachsen. Viele von ihnen haben irgendwann einmal Kopfverletzungen erlitten. Aber wie groß der Einfluss dieser Faktoren ist, ist längst nicht so sicher, wie man glauben sollte. Niemand kann genau sagen, was so ein abweichendes Verhalten hervorruft. Ob jemand beim Töten sexuelle Lust empfindet oder einen anderen Kick, ist nur ein struktureller Unterschied. Wir nennen sie Psychopathen, weil wir ihr Verhalten nicht erklären oder begreifen können.”
Niemand antwortete, als sie an die Tür klopften. Aber das überraschte Romain nicht. Nirgendwo im Haus brannte Licht, zumindest konnte er nichts sehen.
“Sieht so aus, als hätten wir kein Glück”, sagte sie.
“Dustin ist hier.”
“Woher weißt du das?”
“Weil sie ihn nirgendwohin mitnehmen. Nicht einmal ins Gericht, als sein Bruder wegen Mordes vor Gericht stand.” Romain klopfte erneut.
“Aber wo hat er damals gelebt?”
“Wenn seine Mutter in der Stadt war, war Dustin auch hier.”
“Wahrscheinlich hast du recht. Es hat den Anschein, als würde sie ihn schon eine ganze Weile pflegen. Aber selbst, wenn er hier ist, kann oder will er uns nicht öffnen.”
“Ich komme auch ohne ihn hinein.” Romain rüttelte an der Tür. Sie war verschlossen, und er trat zurück, um nach einer anderen Möglichkeit Ausschau zu halten, in das Haus zu gelangen.
“Du wirst doch wohl nicht einbrechen wollen!”
“Genau das habe ich vor.”
Sie packte ihn am Arm. “Jemand in diesem Haus, möglicherweise diese Leute, haben bereits einen Mann umgebracht. Willst du
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