Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
Koffer in der Hand.
Romain versuchte, ihr das Gepäck abzunehmen, aber sie weigerte sich, es ihn zu ihrem Zimmer tragen zu lassen. Er schloss die Tür auf, dann schob sie sich an ihm vorbei, wobei sie ihren Koffer benutzte, um ihn zurückzudrängen, riss ihm den Schlüssel aus der Hand und knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
Romain stand da und empfand zu viel auf einmal, um die einzelnen Emotionen unterscheiden zu können. Er wusste, dass er unverschämt war, und bereute sein Handeln. Aber er kam mit den Gefühlen nicht klar, die sie in sein Leben gebracht hatte, und wenn das die einzige Möglichkeit war, damit sie wieder verschwanden, dann sei es so.
Einsamkeit. Das war es, was er jetzt brauchte. Er hatte es gewusst, als sie ihn aus dem Gefängnis entlassen hatten, und er wusste es jetzt.
Er redete sich ein, das sei das Beste. Also kehrte er zu seinem Truck zurück und fuhr davon.
Durchnässt und unglücklich sank Jasmine aufs Bett, den Koffer zu ihren Füßen. Sie blinzelte heftig gegen die Tränen an. Sie sagte sich, dass Romain so eine heftige Reaktion nicht verdient hatte, dass sie ihn schließlich kaum kannte. Doch sie hatte keine Kraft mehr, anders mit dieser Verletzung umzugehen – also versuchte sie, sich einzureden, dass sie nicht seinetwegen weinte. Sie weinte vor Erschöpfung und Verwirrung … und wegen des Verlusts. Es ging immer um Verlust.
Sie streifte die nassen Kleider ab, beförderte sie mit einem Fußtritt zur Seite und beschloss, eine heiße Dusche zu nehmen. Sie hatte das Bild des Mannes, der Kimberly entführt hatte. Ein echtes Foto . Jemand, der die Moreaus kannte, würde in der Lage sein, ihn zu identifizieren. Das war ein Riesenfortschritt. Sie sollte sich freuen, anstatt einem Mann nachzuweinen, auf den sie gar keinen Anspruch hatte.
Sie stellte das Wasser an und wartete eine Weile, bis es heiß wurde, dann stellte sie sich unter den warmen Regen und versuchte, nicht an Romain zu denken. Oder daran, dass es ihr egal war, ob sie miteinander geschlafen hatten. Und dass sie einfach nur mit ihm zusammen sein wollte.
Seit fünf Minuten war Romain unterwegs, aber mit jeder Meile wurde es schwerer. Noch immer sah er Jasmine vor sich, wie sie im Regen mit ihrem Koffer dastand. Was zum Teufel war bloß in ihn gefahren, dass er sich benahm wie ein Vollidiot? Er hatte gelernt, wütend zu werden und zu kämpfen, sobald er sich bedroht fühlte. Das Gefängnis hatte ihm das beigebracht, ebenso wie die harten Schläge, die ihn dort hineingebracht hatten. Er konnte sich nicht aussuchen, welche Gefühle er ausschloss. Um eines zu verdrängen, musste er alle ausschließen. Aber er wusste, dass Jasmine es nicht verdient hatte, so behandelt zu werden, wie er sie behandelt hatte. Sie hatte selbst ein paar harte Schicksalsschläge hinter sich und konnte es gewiss nicht gebrauchen, dass er ihre Situation noch verschlimmerte.
Außerdem hatte sie recht: Er wollte sie mehr als je zuvor. Das gab ihm das Gefühl, unloyal zu sein, weil er sich nicht mehr an die Feinheiten in Pams Gesichtsausdruck in solchen Momenten der Zweisamkeit erinnern konnte. Er konnte sich nicht länger auf seine absolute Treue ihr gegenüber verlassen, durch die andere Frauen in weite Ferne gerückt waren. Gefühle, von denen er gedacht hatte, sie würden sich niemals ändern, verblassten und entglitten ihm. Und er stellte fest, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als trotz des Verlusts von Frau und Tochter weiterzuleben.
Vielleicht war es ganz normal, dass der menschliche Überlebenswille sich über seine Hingabe lustig machte. Aber er konnte nicht anders: Er fühlte sich oberflächlich, weil er so schwach und leicht zu beeindrucken war.
Er war nur noch eine halbe Stunde von zu Hause entfernt, als er das Tempo drosselte. Kehr nicht um. Du willst ihr nicht noch einmal wehtun . Das stimmte, und bei seiner Vorgeschichte schien es unausweichlich, dass er sie erneut verletzen würde. Aber er bekam ihre großen Augen, aus denen sie ihn vertrauensvoll anblickte, als er sich auf sie rollte, einfach nicht aus dem Kopf. Keine drei Minuten später hielt er an einem Spirituosengeschäft an und kaufte eine Packung Kondome.
Das Klopfen an der Tür überraschte Jasmine, als sie gerade dabei war, sich nach ihrer ausgiebigen Dusche abzutrocknen. Sie hatte den Fernseher eingeschaltet, um sich von den Gedanken abzulenken, die ihr im Kopf herumgingen, aber der Apparat war nicht sehr laut. Daran würde sich gewiss niemand stören.
Zum Schutz
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