Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
irgendetwas nicht stimmte. Sie spürte die plötzliche Anspannung in Romains Körper.
Blinzelnd hob sie den Kopf. “Was ist los?”, flüsterte sie.
“Wir sind zu Hause.”
In Portsville, ermahnte sie sich. Bei ihm zu Hause, nicht bei sich. Und dann sah sie, was er gesehen hatte – die Eingangstür der Hütte stand offen. “Du hattest Besuch.”
Romain fuhr noch ein Stück weiter, ehe er endgültig anhielt. “Rühr dich nicht von der Stelle.” Er warf ihr einen strengen Blick zu, sprang heraus und knallte die Tür zu.
Jasmine ignorierte seine Anweisung und öffnete sie erneut. “Ich komme mit. Zwei sind stärker als einer.”
Wahrscheinlich hätte er mit ihr gestritten, wenn nicht in diesem Moment eine Gestalt in der Tür aufgetaucht wäre. Kaum hatte Romain sie entdeckt, fiel alle Anspannung von ihm ab. “Mem, was tust du hier?”
Die alte Dame musste mindestens hundert Jahre alt sein. “Ich pass auf dein Haus auf”, sagte sie und blitzte Jasmine an.
“Warum?”
“Wegen ihr.” Zu Jasmines Überraschung deutete die alte Frau mit knochigen Fingern auf sie.
Ungeduldig hob Romain die Hand. “Hör auf, so eifersüchtig zu sein. Jasmine ist keine Bedrohung für dich. Ich werde nirgendwo hingehen.”
Der knochige Finger zielte auf Romain. “Das glaubst de auch nur. Aber de wirst bald bei deiner Frau und dem Kind auf dem Friedhof liegen, wenn de nicht aufpasst. Denk an Mems Worte. Ich weiß es.” Sie tippte sich an die Stirn. “Ich sehe es.”
“Wer ist das?”, flüsterte Jasmine und stellte sich hinter Romain.
“Meine verrückte Nachbarin, die nicht weiß, was sie da redet”, erwiderte Romain laut genug, damit Mem ihn verstehen konnte.
Mem schürzte die Lippen so heftig, dass sie in dem faltigen Gesicht fast zu verschwinden schienen. “Sie bringt den Teufel mit sich.”
“Das ist doch lächerlich, Mem.”
“Lächerlich?”, kreischte sie auf und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, die bei etwa einen Meter siebenundfünfzig lag. “Hab ich mir den Mann etwa ausgedacht, der hierhergekomm’ is’? Nee. Bin ich die Einzige, die ihn gesehen hat? Nee.”
“Ein Mann?” Romains Interesse war geweckt. Jasmine bemerkte die Veränderung sofort. “Was redest du da? Wer ist hier draußen gewesen?”
“Der Fremde mit dem Blut an den Händen, von dem rede ich.”
Romain nahm die Stufen zur Veranda mit einem Satz und rannte an Mem vorbei. Jasmine blieb unten vor der Treppe stehen, weil die alte Dame ihren Stock erhoben hatte, um ihr den Zutritt zu verweigern. “Sie nicht!”, warnte sie. Dann beugte sie sich vor: “ Sie haben den Tod gebracht!”
“Jasmine!”, rief er.
Jasmine war bereit, der alten Frau falls nötig den Stock zu entwinden, doch Mem senkte ihn, gerade als Jasmine dicht genug herangekommen war. Sie trat einen Schritt zur Seite, damit Jasmine eintreten konnte.
“Was ist los?” Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht im Inneren der Hütte gewöhnt hatten, doch dann erkannte sie, was Romain anstarrte – eine Halskette mit dem Bild der Disneyfigur Belle. Sie klebte an einer blutverschmierten Wand.
“Das ist sie, nicht wahr?”
Jasmines Stimme drang zu Romain, als käme sie durch einen Tunnel. Der Anblick von Adeles Halskette versetzte ihn zurück in die Zeit, als das kleine Mädchen von der Schule nach Hause sauste, um eine paar Stunden mit ihm in seinem Motorradladen zu verbringen. So jung sie auch war, sie wusste alles über Motoren und teilte ihr Wissen mit seinen Kunden. Die hatten sie fast ebenso sehr geliebt wie er. Trotz der ölverschmierten Hände und Kleider und obwohl sie darauf bestand, alles zu machen, was er auch tat, hatte sie so fraulich gewirkt. So süß, selbst, nachdem sie ihre Mutter verloren hatte.
Romain vermisste sie so heftig, dass er den Schmerz des Verlustes körperlich spürte. Er ließ den Kopf hängen und schlug die Hände vors Gesicht. Was würde er nicht dafür geben, nur noch ein einziges Mal zu spüren, wie sie die Arme um seinen Hals schlang!
Als er nicht antwortete, drängte Jasmine ihn nicht. Sie bewahrte Abstand und ließ ihn trauern, dabei wäre es ihm lieber gewesen, wenn sie ihn festhalten würde und er sein Gesicht an ihrer Schulter vergraben und seinen Schmerz in die Welt hinausschreien könnte. Und das überraschte ihn mehr als alles andere.
“Sie sagten, Sie hätten den Mann herkommen sehen?”, hörte er sie Mem fragen.
Mem verharrte in dickköpfigem Schweigen.
“Warum hassen Sie
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