Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
hätten stundenlang dort unten hocken können! Vielleicht den ganzen Tag! Wenn der Fernseher läuft, hört Beverly kaum noch was anderes. Was für ein Glück, dass ich gerade draußen war, was, Bev?”
Mrs. Moreau, die ihnen zu Tür folgte, sagte, dass sei in der Tat ein großes Glück gewesen. Aber Jasmine bezweifelte, dass sie es ernst meinte. Zumindest was den Fernseher anging, log sie. Jasmine hatte an der Tür geklopft, war um das Haus herumgegangen und hatte die letzte Stunde oder noch länger in dem Keller verbracht. Wenn der Fernseher so laut war, warum hatte sie ihn dann nicht gehört?
Was hatte diese Frau mit ihr vorgehabt? Hatte Mrs. Moreau den Mann umgebracht, der in der Ecke des Kellers verscharrt war? Oder deckte sie die Person, die es getan hatte?
“Danke, dass Sie mich befreit haben”, sagte Jasmine an der Tür zu Beverly. Sie wusste, dass Mrs. Moreau ohne Tatties Einschreiten nichts unternommen hätte, aber sie war neugierig auf ihre Reaktion.
“Ich bin froh, dass Sie in Sicherheit sind”, sagte sie und lächelte steif. “Das hätte auch böse enden können.”
So wie für den armen Mann im weißen Hemd. “Wenn Tattie nicht gewesen wäre”, murmelte Jasmine.
“Wenn Tattie nicht gewesen wäre.” Mrs. Moreau nickte und hielt ihnen die Tür auf. “In Zukunft sind Sie vielleicht etwas vorsichtiger. Es ist keine gute Idee, um die Häuser anderer Leute herumzuschleichen, meinen Sie nicht auch?”
Jasmine blieb wie angewurzelt stehen. “Ich dachte, Sie wussten nicht, dass ich hier war.”
“Ich wusste es auch nicht. Es ist eher ein allgemeiner Rat.”
Jasmine war versucht, der Sache noch weiter auf den Grund zu gehen. Doch in diesem Moment rief jemand von oben und lenkte alle ab. “Mom? Kommst du? Mom? Was ist los?”
Besorgt runzelte Beverly die Stirn. “Ich sollte besser gehen”, sagte sie kurz angebunden und schloss die Tür.
“Diese Familie hat es echt nicht leicht”, vertraute Tattie ihr an, als sie auf das blaue Nachbarhaus zugingen.
Jasmine war erpicht darauf, die Polizei zu der Leiche im Keller zu führen, um zu sehen, was Mrs. Moreau dazu zu sagen hatte. Sie konnte kaum an etwas anderes denken. Aber es interessierte sie auch, was Tattie ihr zu sagen hatte, also zwang sie sich, zuzuhören.
“Was ist mit Dustin los?”, fragte sie.
“Er hat eine neurologische Störung. Die Ärzte finden nicht heraus, was es ist. Zuerst dachten sie, es sei Multiple Sklerose, aber die typischen Entzündungsherde im Gehirn fehlen. Dann tippten sie auf Tuberkulose. Ich weiß nicht, für was sie es im Moment halten.”
“Er ist also ein Pflegefall?”
“Im Grunde ja.”
“Und was ist mit Phillip?”
Die beiden Frauen kamen an zwei Rentieren aus Draht im Vorgarten vorbei. “Er ist gesund, zum Glück. Eigentlich ist er der einzige normale von den drei Söhnen.”
“Dann wissen Sie also wegen Francis Bescheid.”
“Natürlich. Dank der Medien wusste jeder Bescheid.”
Sie hatten Tatties Veranda erreicht. Jasmine hielt das Fliegengitter auf, während Tattie die Tür aufschloss. “Kannten Sie ihn?”
“Nicht besonders gut.”
“Glauben Sie, dass er Adele Fornier umgebracht hat?”
“Wahrscheinlich. Oberflächlich betrachtet, war er ein ungemein höflicher Mensch. Aber er war nicht ganz richtig im Kopf. Man brauchte nicht lange mit ihm zusammen zu sein, um das zu merken.” Tattie winkte Jasmine zu, ihr ins Haus zu folgen. “Können Sie sich vorstellen, was das für ein Gefühl für eine Mutter sein muss, einen Kindsmörder zum Sohn zu haben? Das muss schwerer sein als irgendetwas anderes.”
Unter anderen Umständen hätte Jasmine zugestimmt. Aber Beverly Moreau war keine gewöhnliche Mutter.
Beverly Moreau stand neben der frisch aufgegrabenen Erde unter ihrem Haus und rief über Handy einen Mann an, den sie Peccavi nennen sollte. Sie wusste, dass das ein lateinisches Wort war und erinnerte sich aus früheren Kirchenbesuchen, dass es etwas mit Sünde zu tun hatte, aber die genaue Bedeutung kannte sie nicht. Sie hatte ihn einmal gefragt und keine Antwort erhalten – nur die leise Andeutung eines Lächelns.
“Bin schon unterwegs”, sagte er kurz angebunden. “Weißt du, wie schwer es für mich war, zu dieser Zeit des Jahres wegzukommen? Ich bin so schnell wie möglich da.”
Beverly untersuchte die Kamera, die sie in der Nähe der Tür entdeckt hatte. Sie war mit Matsch verschmiert, funktionierte jedoch noch. “Wir stecken in Schwierigkeiten”, sagte sie, während
Weitere Kostenlose Bücher