Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
bist.” Dann legte sie auf und schluckte noch ein paar Magentabletten.
Es war einer der schlimmsten Tage in Jasmines Leben. Nicht nur, dass sie in einem Keller eingesperrt worden war und eine Leiche entdeckt hatte, sie hatte auch ihre Tasche samt Inhalt verloren – Handy, Brieftasche, das Adressbuch, das sie dringend brauchte, die Kamera. Ohne all diese Dinge würde der Heiligabend fern von Zuhause noch schlimmer werden. Sie kam sich vor wie eine Schildkröte, die man auf den Rücken gedreht hatte und die sich nicht allein wieder umdrehen konnte.
Sie saß in ihrem Mietwagen und beobachtete, wie die Polizeibeamten in Moreaus Haus auf der anderen Straßenseite ein- und ausgingen. Sie waren bereits eine ganze Weile mit dem Tatort beschäftigt. Jasmine wusste nicht, wie lange. Es hatte drei Stunden gedauert, bis sie einen Ersatzschlüssel bekommen und jemand vom Autoverleih sie hierhergefahren hatte. Als sie ankam, waren die Beamten vollständig von ihrer Arbeit in Anspruch genommen, und niemand wollte ihr etwas sagen.
Sie hatte einen jungen Officer angehalten und ihn gebeten, nach ihrer Kamera Ausschau zu halten, wenn er in den Keller ging. Er hatte zugesagt, war aber über eine Stunde nicht wiedergekommen. Als er endlich kam, sagte er ihr, er habe keinen Fotoapparat gesehen. Sein Tonfall legte nahe, dass das für ihn ganz gewiss nicht wichtig war. Ehe er wieder verschwand, erwähnte er jedoch, dass sie gern mit der Hausbesitzerin reden könne. Offensichtlich hatte Mrs. Moreau sich kooperativ gezeigt und der Durchsuchung zugestimmt, was Jasmine ebenso sehr überraschte, wie es die Polizisten erleichterte. Sie hatten es eilig. Einige von ihnen hatten bald Feierabend und wollten nach Hause zu ihren Familien.
Jasmine entdeckte einen weiteren Mann in Uniform, der auf eines der Fahrzeuge vor Tatties Haus zusteuerte, und stieg aus dem Auto. “Haben Sie die Leiche schon identifiziert?”, fragte sie.
Die Miene des Beamten verriet nichts. “Bis jetzt wissen wir noch nichts.”
“Wann wird sich das ändern?”
“Das kann ich nicht sagen.”
Natürlich nicht. Für ihn war sie jemand, den das nichts anging. Und sie bezweifelte, dass ein anderer Cop es anders sehen würde. Sie war eine Zivilistin aus einem anderen Staat und hatte hier nichts zu sagen.
Seufzend stieg Jasmine wieder in ihren Wagen. Kozlowski hatte heute frei, sodass sie niemanden um mehr Informationen bitten konnte. Der diensthabende Sergeant, mit dem sie gesprochen hatte, als sie ihre Entdeckung meldete, hatte gesagt, ein Detective würde sich bei ihr melden, um ihre Aussage aufzunehmen. Dann konnte sie mit jemandem reden. Doch dank der Feiertage konnte das gut bis Dienstag oder Mittwoch dauern. Hier handelte es sich ganz offensichtlich um einen lange zurückliegenden Mord, und innerhalb von drei oder vier Tagen würde es kaum neue Entwicklungen geben.
Egal, was die Polizei tun oder lassen würde, sie verschwendete hier ihre Zeit. Selbst Tattie war nirgends zu sehen. Jasmine vermutete, dass sie bei Mrs. Moreau im Haus war. Seit ihrer Rückkehr hatte sie die Nachbarin noch nicht gesehen.
Nachdem sie sich angeschnallt hatte, startete Jasmine den Motor. In Tatties Badezimmer hatte sie sich vorhin gewaschen und ihre Kleidung sauber gemacht, so gut es ging. Sie war hungrig und müde und wollte zurück ins Hotel. Ohne Bargeld oder Kreditkarten hatte sie keine Möglichkeit, sich etwas zu essen zu kaufen, aber sie nahm an, dass sie in der Bar etwas bestellen und auf die Rechnung setzen lassen konnte. Wenn nicht, so konnte sie zumindest heiß duschen und sich in ein bequemes Bett legen, bis Skye ihr etwas Geld mit Western Union schicken konnte. Während sie bei der Autovermietung gewartet hatte, hatte sie ihre Kreditkarten sperren lassen und ihre Freundinnen angerufen. Aber sie hatte ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt. Sie sah keinen Sinn darin, den beiden das Weihnachtsfest zu verderben, indem sie ihnen erzählte, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Es war einfacher zu sagen, dass sie ihre Tasche einfach verloren hatte.
Sie wollte gerade losfahren, als ihr ein alter Camaro entgegenkam. Da die Polizeifahrzeuge die gesamte Straße verstopften, musste der Fahrer an die Seite fahren, damit sie vorbei konnte. Doch er blickte ihr einen Moment zu lange in die Augen. Lange genug, um zu begreifen, dass er sie wiedererkannte.
Sie trat auf die Bremse, legte den Schalthebel in die Parkposition und stieg aus. Der rote Schimmer auf seinen Wangen ließ den Mann
Weitere Kostenlose Bücher