Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)

Titel: Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
sie es berührte, war es nass und schleimig. Sie erzitterte vor Ekel und zog beinahe ihre Hand zurück. Sie konnte einen Knopf erkennen. Es handelte sich um ein Hemd.
    Die Schritte über ihr verstummten. In einem Winkel ihres Bewusstseins registrierte Jasmine diese Information, doch sie war so konzentriert, dass sie nicht darauf reagierte. Ihre Arme fühlten sich schwach an, als sie an dem Stoff zerrte. Als sich nichts rührte und sie zu graben begann, wurde sie noch kraftloser.
    Aber sie brauchte nicht lange, um festzustellen, was ihr Herz längst wusste: In diesem Keller lag eine Leiche.

10. KAPITEL
    Der Tote lag bereits eine ganze Weile hier. Lange genug, um fast vollständig verwest zu sein. Jasmine hatte nicht vor, das gesamte Skelett auszugraben, um sich dessen zu vergewissern, aber an dem Schädel, den sie freigelegt hatte, haftete nur noch ein kleines Stück ledriger Haut und ein paar Büschel sandfarbene Haare. Die Zähne waren noch vorhanden, die Augenhöhlen waren natürlich leer.
    Es war kein Kind. Doch auch so war es schon schrecklich genug. Jasmine zitterte, mehr aufgrund des Schocks und der Angst als wegen der Kälte, und kroch zurück. Was war geschehen, bevor dieser bedauernswerte Mensch in Moreaus Keller begraben worden war?
    In ihrem Kopf entstand die Vorstellung eines verzweifelten Kampfes, aber mehr nicht.
    Sie musste hier raus, bevor jemand begriff, was sie entdeckt hatte. Ehe der Mann, der sie eingesperrt hatte, zurückkam. Ehe sie in einem dürftigen Grab endete, wie der Tote, der sie blicklos anzustarren schien.
    Erneut wurde sie sich der Schritte über sich bewusst und eilte zur Falltür. Sie wollte, falls nötig, um Hilfe flehen. Doch auf dem halben Weg blieb sie stehen. Sie konnte den Leichnam nicht so halb freigelegt liegen lassen. Wenn die Person im Haus diejenige war, die diesen Menschen umgebracht hatte und er oder sie herausfand, dass Jasmine die Überreste gefunden hatte, würden ihre Chancen, diesen Tag zu überleben, noch weiter sinken.
    Sie musste den Toten wieder eingraben.
    Sie bemühte sich, sowohl Atem als auch Kraft zu schöpfen, und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an. Am ganzen Körper verkrampft, ging sie zurück zum aufgewühlten Boden. Sie bebte und zitterte und würgte unkontrolliert, aber sie schaffte es, mit der Taschenlampe und den bloßen Händen den Toten wieder einzugraben. Sobald sie fertig war, würde niemand erkennen können, dass sie hier gebuddelt hatte. Zumindest nicht von der Falltür aus. Dazu war es zu dunkel.
    Fast fertig … Beinahe geschafft … Halt durch …
    Die Augen fest zsammengekniffen, damit sie nicht hinsehen musste, schob sie die Erde über das weiße Hemd und den unheimlich wirkenden Totenkopf. Es dauerte lange. Ihre Arme gehorchten kaum ihren Befehlen. Sie hatte zu große Angst, dass sie unversehens Fleisch oder Knochen oder Haare berühren könnte. Sie wollte nicht daran denken, dass diese Überreste einmal ein lebendiger Mensch gewesen waren.
    Als sie fertig war, blieb eine leichte Erhebung im Boden übrig. So gut es ging klopfte sie die Erde fest und kroch zur Falltür. Sie wurde immer dreckiger, aber sie konnte weder stehen noch gehen. Ihre Beine würden ihr Gewicht nicht tragen. Es fühlte sich an, als hätte sich jeder Knochen in ihrem Körper in Gummi verwandelt. Sie hatte in ihrem Leben schon allerlei Grauenhaftes gesehen, doch im Allgemeinen waren das abgesperrte Tatorte gewesen, und Polizeibeamte hatten ihr zur Seite gestanden. In solchen Situationen konnte sie stets einen gewissen Abstand bewahren. Die Dinge von einem rationalen Standpunkt aus betrachten. Analysieren. Hypothesen entwickeln.
    Aber jetzt war ihr Leben in Gefahr.
    “Hallo?” Mühsam richtete sie sich auf. Ihre Fäuste fühlten sich an wie Gewichte, als sie gegen die Falltür hämmerte. “Hilfe! Bitte! Ich bin eingesperrt! Bitte helfen Sie mir!” Sie begann, mit der Rückseite der Taschenlampe zu klopfen, und endlich hörte sie, wie die Schritte näher kamen.
    Sie war nicht sicher, was sie erwartet hatte, aber es war bestimmt nicht das freundliche Gesicht der Person, die auf sie hinunterblickte.
    “Wo kommen Sie denn her?”, fragte sie, und die blauen Augen hinter den Brillengläsern weiteten sich vor Schreck.
    Jasmine war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Diese Frau war nicht gefährlich. Mit dem weißen Haar und der Brillenkette erinnerte sie Jasmine an die typische amerikanische Großmutter.
    “Jemand h…hat m…mich eingeschlossen”,

Weitere Kostenlose Bücher