Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
Vom Netzwerk:
Schuld geben. Und daran, was für ein Verhältnis wir mittlerweile zueinander haben, auch. Das ist deine Verantwortung, das hast du so gewollt und herbeigeführt. Also steh wenigstens endlich dazu.«
    Ich hörte, wie sie scharf die Luft einsog. Als hätte ich sie geschlagen, was in gewisser Weise ja auch stimmte. Nach den ganzen gezwungenen Nettigkeiten, dem ewigen Um-den-heißen-Brei-Herumreden hatte ich mit sämtlichen Regeln gebrochen, jene bewusste Mauer zertrümmert und dafür gesorgt, dass die hässliche Wahrheit sichtbar wurde. Seit fast drei Jahren hatte ich mir diesen Moment ausgemalt, doch nun, da er Realität war, verspürte ich bloß noch   … Trauer. Und zwar schon bevor ich an dem Klicken in der Leitung hörte, dass sie abrupt aufgelegt hatte.
    Ich klappte mein Handy zusammen, steckte es in die Tasche, schnappte mir meinen Rucksack. In vier Stunden Entfernung brach meine Mutter gerade zusammen, undzwar meinetwegen. Komisch, ich hätte immer vermutet, dass mich daraufhin zumindest vorübergehend so eine Art Hochgefühl überfallen würde. Stattdessen wurde ich   – als ich nun unseren Gartenweg zur Straße entlanglief und dabei meinen Mantel enger um mich zog   – von etwas überwältigt, das sich eher wie Angst anfühlte.
    Die Luft war kalt und klar, es schneite nach wie vor heftig. Ich ging nicht zur Bushaltestelle, sondern in die entgegengesetzte Richtung, aufs Stadtzentrum zu. Der Schnee dämpfte alle Geräusche, machte die Welt um mich her ganz still. Ich lief und lief und lief; als mir endlich bewusst wurde, wie weit ich vor mich hin gestapft war, hörten die Geschäfte schon beinahe wieder auf und ich näherte mich der nächsten reinen Wohngegend auf der uns entgegengesetzten Seite der Innenstadt. Ich musste dringend umkehren, eine Bushaltestelle finden, zur Schule fahren. Aber als Allererstes musste ich mich aufwärmen. Deshalb ging ich schnurstracks auf den nächstbesten Laden zu, an dessen Tür ein GEÖFFNE T-Schild hing   – eine Bäckerei mit der Abbildung eines Muffins im Fenster   – und trat ein.
    »Willkommen bei Frazier!« Ich war kaum über die Schwelle, da wurde ich auch schon von einer betont munteren Stimme begrüßt. Ich blickte zur Verkaufstheke: Zwei Menschen standen dahinter und bedienten eifrig die Kunden, die davor Schlange standen. Frazier war ganz klar einer dieser Läden, die zwar zu einer größeren Kette gehören, aber einem das Gefühl vermitteln sollen, man ist im Prinzip daheim bei Papa und Mama: Der Raum war klein und auf gemütlich gestylt, die Angestellten offenbar gehalten, jeden Eintretenden persönlich zu begrüßen, an einer Wand befand sich ein Kamin mit einem prasselnden (künstlichen)Feuer. Ich stellte mich hinten an und nahm mir ein paar Servietten, um mir die Nase zu putzen.
    Der lange Marsch durch den Schnee hatte mich erschöpft, außerdem war ich immer noch wie benommen von dem Telefonat mit meiner Mutter. Ich wartete daher dumpf und geistesabwesend vor mich hin, rückte nur dann und wann mechanisch ein Stück in der Schlange vor. Bis ich mich   – urplötzlich, wie mir schien   – vor der Theke wiederfand. Unmittelbar mir gegenüber stand eine hübsche Rothaarige mit gestreifter Schürze und kessem Papiermützchen. »Willkommen bei Frazier!«, sagte sie. Schon wieder. »Was können wir tun, damit Sie sich hier und heute wie zu Hause fühlen?«
    Mannomann, wie ich dieses künstliche Brimborium hasste, das von irgendwelchen Oberheinis in irgendwelchen Geschäftszentralen ersonnen und den Mitarbeitern aufgedrückt wurde, um der Welt ein besonderes, möglichst ansprechendes Firmenimage zu präsentieren. Und meine Abneigung gegen den ganzen Pseudo-Kram war auch nicht erst entstanden, seit mein Vater sich ununterbrochen darüber ereiferte. Ich blickte nach oben auf die Tafel, wo stand, was an Speisen und Getränken angeboten wurde: die üblichen Kaffeespezialitäten, Muffins, Frühstücks-Panini, Smoothies, Bagels   … Plötzlich erinnerte ich mich an etwas und prompt wanderte mein Blick zu der Spalte mit den Smoothies zurück.
    »Einen Blaubeer-Bananen-Hirnvereiser bitte«, sagte ich zu der jungen Frau.
    »Kommt sofort.«
    Sie drehte sich um, trat an die Arbeitsfläche, wo ein Mixer neben dem anderen stand. Ich blickte mich noch einmal gründlicher um: Das war also der Ort, an dem Daves Niedergang seinen Anfang genommen hatte. Eine harmlosere Umgebung ließ sich kaum vorstellen. Wie man (sprich:Daves Eltern) überhaupt darauf verfallen konnte,

Weitere Kostenlose Bücher