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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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dass dieser Laden einem den Charakter verdarb, war mir ein Rätsel. Meine Güte, an den Wänden hingen
Stickbilder
! Beispielsweise HEISSE MILCH MIT SÜSSEM INHALT LÖST (FAST) ALLE PROBLEME neben der Anrichte, auf der Zucker, Milch, Sahne und Co. zur Selbstbedienung bereitstanden. NICHTS VERSCHWENDEN, NICHTS WOLLEN verkündeten die gestickten Buchstaben auf einem Schild über den Mülleimern (natürlich wurde der Müll hier getrennt). Wo sie die herzigen Teile wohl bezogen? Konnte man jeden Spruch bestellen, besticken und rahmen lassen, den man haben wollte? Mein Wunschexemplar wäre LASST MICH IN RUHE.   Ich würde ihn als gut gemeinte   – und dann auch noch sooo putzige   – Warnung an meine Zimmertür hängen.
    Nachdem ich mein Smoothie bekommen hatte, setzte ich mich in einen Kunstledersessel vor das prasselnde Kunstfeuer im künstlichen Kamin. Dave hatte übrigens recht gehabt, denn bereits nach zweimal Ziehen an meinem Strohhalm bekam ich so unerträgliche Kopfschmerzen, dass ich kaum noch geradeaus gucken konnte. Ich legte die Hand an die Stirn, als könnte ich das Innere meines armen Schädels dadurch aufwärmen, und schloss die Augen. Im selben Moment klingelte die Türglocke.
    »Willkommen bei Frazier!«, krähte einer der Leute hinter der Verkaufstheke.
    »Danke!«, krähte jemand in ähnlich aufgekratztem Ton zurück. Und jemand anderer lachte. Ich rieb immer noch meine Stirn, als ich auf einmal Schritte hörte. Und dann meinen Namen: »Mclean?«
    Ich öffnete die Augen. Vor mir stand Dave. Natürlich stand da Dave. Wer sonst?
    »Hi«, sagte ich.
    Er musterte mich forschend. »Alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du   –«
    Ich unterbrach ihn: »Hab bloß Bekanntschaft mit einem Hirnvereiser gemacht.« Hielt meinen Becher hoch, als bräuchte es eines Beweises. »Ansonsten geht’s mir bestens.«
    Ich merkte ihm an, dass ich ihn nicht überzeugt hatte, aber glücklicherweise bohrte er nicht weiter nach. »Was treibst du hier? Ich wusste gar nicht, dass du eine Frazier-Freundin bist.«
    »Eine was?«
    »So nennen wir unsere Stammkunden. Frazier-Freundinnen und Frazier-Freunde.« Noch so was Putziges. Dave winkte der Rothaarigen zu, sie winkte zurück. »Moment, ich organisiere mir mal eben einen Allesaufeinmal und einen Trödlertraum. Bin gleich wieder da.«
    Ich trank einen weiteren, vorsichtigen Schluck von meinem Smoothie und sah Dave nach, während er zur Theke ging und dahinterschlüpfte. Er sagte etwas zu der Rothaarigen, worauf sie lachte, langte an ihr vorbei in die Auslage mit den Backwaren, nahm sich einen Muffin, schenkte sich einen Riesenbecher Kaffee ein. Dann tippte er auf den Tasten der Registrierkasse herum, legte einen Fünfer hinein, nahm eine Dollarnote und ein paar Münzen heraus, die er in die Trinkgelddose steckte.
    »Danke!«, riefen die Rothaarige und ihr Kollege hinter der Theke vergnügt.
    »Gern geschehen«, meinte Dave und kam wieder auf mich zu.
    Hilfe!
, dachte ich, während er sich näherte.
Ich weiß nicht, ob ich dafür heute die Kraft habe
. Andererseits war es auchnicht so, dass ich die großen Ausweichmöglichkeiten gehabt hätte. Ich befand mich an einem öffentlichen Ort, überdies auf seinem Territorium. Es war beinahe witzig, dass ich ausgerechnet hier gelandet war. Beinahe.
    »Und?« Er stand mit seinem Muffin in der Hand vor mir. »Schwänzt du heute die Schule?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Ich bin bloß   … ich wollte nur kurz was frühstücken und habe vor, den nächsten Bus zu nehmen.«
    »Bus?« Er wirkte regelrecht beleidigt. »Warum willst du öffentliche Verkehrsmittel benutzen, wenn du bei mir im Auto mitfahren kannst?«
    »Ach, ist okay. Ich   … passt schon, ehrlich.«
    »Außerdem bist du sowieso ziemlich spät dran.« Er deutete mit dem Kinn auf die Wanduhr hinter mir. »Wenn du den Bus nimmst, kommst du noch später. Zu spät zu kommen ist kein Verdienst, Mclean.«
    Ich sah mich demonstrativ im Raum um. »Das klingt wie ein Spruch, der es verdient hätte, gestickt und hier aufgehängt zu werden.«
    »Hast recht.« Er grinste. »Das muss ich mal dem Manager vorschlagen. Komm, ich habe hinten geparkt.«
    Ich folgte ihm durch einen Flur, vorbei an den Toiletten, durch den Hinterausgang. Beim Gehen aß er seinen Muffin und hinterließ eine Krümelspur, wie die Kinder im Märchen. »Wie hast du das vorhin genannt?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Dein Frühstück.«
    Er warf mir einen Blick über die Schulter zu. »Ach so, ja.

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