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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Achseln. »Einen Menschen bedingungslos zu akzeptieren, mit allen guten und schlechten Seiten. Ich find’s bewundernswert, es zu versuchen. Aber es tatsächlich zu schaffen, steht auf einem anderen Blatt. Das ist echt schwer.«
    Er entdeckte eine Lücke, parkte ein, stellte den Motor ab, der noch ein bisschen ratterte und dann dankbar schwieg. Mir war noch nie ein Auto so erschöpft vorgekommen   – erschöpft wie ein Mensch. Dave sah mich an. »Glaubst du?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde tauchte auf einmal meine Mutter in meinem Kopf auf, heute Morgen am Telefon, ihre zittrige Stimme, was ich ihr an den Kopf geknallt hatte. Ich schluckte. »Ich glaube, deshalb ziehe ich auch so gern um. Niemand lernt mich gut genug kennen, um meine schlechten Seiten zu entdecken.«
    Nun schwieg er einen Moment lang nachdenklich. Stille. Wir lauschten einfach nur den Leuten, die an uns vorbeidurch den Schnee stapften. Es war glatt und offenkundig gar nicht so einfach, die Balance zu halten. Wir sahen den einen oder die andere, die die Füße zwar äußerst vorsichtig voreinandersetzten und dennoch nicht verhindern konnten, dass sie stolperten oder ausrutschten.
    »Du behauptest das zwar«, meinte Dave schließlich, »aber ich bin mir gar nicht sicher, ob es stimmt. Ich kenne dich erst seit knapp einem Monat und weiß jetzt schon alles mögliche Negative über dich.«
    »Ach ja? Was denn zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, dass du weder Gewürze noch sonst irgendwelche Soßen oder Würzzutaten hast. Was ich ziemlich daneben finde   – meine bescheidene Meinung. Außerdem wird ein Basketball in deinen Händen zur gefährlichen Waffe.«
    »Was hat das mit Warzen zu tun?« Ich war selbst freudig überrascht über meine Schlagfertigkeit.
    »Nichts.« Er grinste. »Aber jetzt mal im Ernst, alles ist relativ, oder etwa nicht?«
    Es klingelte; zum Glück wurde der sattsam bekannte, blechern schrille Klang durch den Schnee auf dem Autodach und den Scheiben abgedämpft. Wir stiegen aus. Als ich meine Tür öffnete, quietschte und knarrte sie furchterregend. Der Boden war steif gefroren und spiegelglatt, sodass ich automatisch ins Schliddern geriet. Ich hielt mich rasch am Volvo fest, um die Balance zu wahren. »Wahnsinn!«, sagte ich.
    »Da sagst du was«, meinte Dave, ging, vielmehr rutschte auf mich zu, verlor fast das Gleichgewicht, fing sich gerade noch so. »Pass auf, wo du hintrittst.«
    Ich warf ihm einen Blick zu: Ach nee. Stapfte los, Dave neben mir her. Er schlang den Riemen seines Rucksacksenger um sich, hielt den Kopf gesenkt, sein Haar fiel ihm tief in die Stirn. Ich musste plötzlich an die vielen Male in den letzten beiden Jahren denken, wo ich mit irgendwelchen Jungen unterwegs gewesen war. Und dass keiner auch nur im Entferntesten so gewesen war wie Dave. Weil ich es ebenfalls nicht war. Nämlich ich. Sondern Beth oder Eliza oder Lizbet, Fata Morgana auf zwei Beinen. Oder auch so etwas wie eine Filmkulisse: Von vorne betrachtet täuschend echt, doch dahinter   … nichts. Oder zumindest was ganz anderes. Hier in Lakeview hingegen war ich trotz aller Anstrengungen, es zu verhindern, am Ende wieder ich selbst geworden: Mclean Sweet, die mit den verkorksten Eltern und verwickelten Beziehungen zur obersten Basketball--Liga, inklusive Supermistbiene und gerade mal so viel Gepäck, wie in einen Umzugsanhänger passte. Die zahlreichen, sauberen Schnitte und Neuanfänge hatten zur Folge gehabt, dass ich   – bis zu diesem Moment   – vergessen hatte, wie es sich anfühlte, schlampig und ehrlich und außer Kontrolle zu sein. Authentisch.
    Wir waren fast an der Bordsteinkante, die den Parkplatz begrenzte, da geriet Dave neben mir erneut ins Rutschen, fuchtelte wild mit den Armen. Ich versuchte ebenfalls mühsam, das Gleichgewicht zu halten, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Gleichzeitig fiel Dave erst fast hintenüber, schwankte dann bedrohlich nach vorne. »Ups«, meinte er, »schwere Absturzgefahr.«
    »Hier!« Ich streckte ihm die Hand entgegen, damit er sich festhalten konnte, erreichte allerdings das exakte Gegenteil: Anstatt ihn zu stabilisieren, stolperten und rutschten wir auf einmal gemeinsam über den vereisten Asphalt.
    Es war ein total schräges Gefühl. Während meine Füße unter mir wegglitten, schlug mein Herz wie rasend   – mankriegt eben ganz schön Angst, wenn man keinen sicheren, festen Stand mehr hat, keine Kontrolle, weder über sich noch über alles andere. Doch dann fiel mein Blick auf Dave. Er

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