Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
einfach gut. Simpel und schlicht, aber abwechslungsreich in den Geschmacksnuancen. Betont unsere Stärken. Zumindest die wenigen, die wir haben.«
Und damit war besiegelt, dass er nicht so schnell aufgeben würde. Dieser schleichende Übergang vom Außenstehenden zum Mitglied des inneren Zirkels – wenn er anfing, »wir« statt »sie« zu sagen – war ein untrügliches Zeichen.
Sein Handy, das neben der Spüle lag, hüpfte plötzlich fröhlich auf und ab. Klingelte dabei. Er klappte es auf: »Gus Sweet. Ach ja, richtig, mit Ihnen wollte ich dringend sprechen …«
Verzerrt hörte ich die Stimme am anderen Ende der Leitung, ohne zu verstehen, was der Mann sagte. Ließ nebenbei meinen Blick zum Nachbarhaus hinüberwandern, wo zufälligerweise im selben Moment Dave Wades Mutter aus der seitlichen Verandatür trat. Sie trug Jeans, einen weißen Pullover mit Zopfmuster, Gesundheitsschuhe, eine Stofftasche mit Riemen über der Schulter und in der Hand eine mit Plastikfolie bedeckte Backform. Als sie die Stufen der Veranda hinunterging, achtete sie sorgfältig darauf, wohin sie trat, um nicht zu fallen.
»… ja, das finde ich auch«, meinte Dad, während sie dieAuffahrt zwischen unseren beiden Häusern überquerte und genauso vorsichtig die Treppe zu unserer Veranda emporstieg. »Warum? Weil ich mit der Lieferung, die ich gestern erhielt, eindeutig Probleme habe.«
Mrs Wade war schon fast an unserer Seitentür angelangt. Ich stand auf, um sie zu begrüßen, und erreichte die Tür in dem Moment, als sie durchs Fliegengitter hereinspähte, wobei sie mit der freien Hand ihre Augen beschirmte, um besser sehen zu können. Weil wie einander unverhofft so dicht gegenüberstanden, zuckte sie erschrocken zurück.
»Sorry«, sagte ich und öffnete die Tür.
»Hallo …?«, meinte sie. Sammelte sich, fuhr fort: »Ich bin Anne Dobson-Wade. Eure Nachbarin. Ich wollte euch bei uns willkommen heißen und habe ein paar Brownies mitgebracht.«
»Oh«, sagte ich. Sie streckte mir die Backform hin, ich nahm sie automatisch entgegen. »Danke.«
»Ohne Nüsse oder Zucker, glutenfrei, alles Bio-Zutaten«, erklärte sie. »Ich wusste ja nicht, ob jemand von euch auf irgendetwas allergisch reagiert.«
»Nein«, antwortete ich. »Trotzdem vielen Dank, dass Sie das, äh, bedacht haben.«
»Ist doch selbstverständlich.« Sie lächelte mich an; der Wind blies ihr einige lockige Strähnen ins Gesicht. »Wie gesagt, wir sind gleich nebenan. Falls ihr etwas braucht oder Fragen habt, was die Nachbarschaft und die Umgebung angeht, kommt ihr hoffentlich gleich zu uns. Wir wohnen schon ewig hier.«
Ich nickte. In dem Moment trat Dave durch dieselbe Tür wie zuvor seine Mutter. Er trug ein grünes T-Shirt , Jeans sowie den Mülleimer, den er nun an die Bordsteinkante zerrte. Seine Mutter drehte sich um und sagte etwaszu ihm, was er allerdings wegen der Mülleimerräder, die über den Asphalt quietschten, nicht hörte, und stur weiterging. In der nächsten Sekunde fing mein Vater an zu brüllen.
»Ist mir egal, ob Sie den Laden seit hundert Jahren beliefern. Versuchen Sie bloß nicht, mich auszutricksen. Ich erkenne sofort, wenn bei einer Lieferung Pfusch betrieben wurde.« Er hielt inne, gab der Person am anderen Ende der Leitung, die inzwischen noch schneller sprach als vorher, kurz Gelegenheit, etwas zu erwidern. »Hören Sie, darüber diskutiere ich nicht mehr.«
Mrs Dobson-Wade schaute zu meinem Vater hinüber; sein Ton verursachte ihr sichtlich Unbehagen.
»Geht um was Geschäftliches«, sagte ich daher zu ihr, während Dave hinter ihr die Auffahrt entlang zum Haus zurückkehrte. Als er mich jetzt endlich mit seiner Mutter sprechen sah, wurde er zunächst langsamer, blieb dann ganz stehen.
»Wer ich bin?!«, bellte mein Vater in sein Handy. Parallel dazu starrten Dave Wade und ich – einander fremd und dann doch wieder nicht – uns über die schmale, knochige Schulter seiner Mutter hinweg an. »Ich bin der neue Chef im
Luna Blu
. Und Sie sind mein ehemaliger Gemüselieferant. Wiedersehen.«
Er beendete das Gespräch und knallte das Handy, wie um seine letzten Worte zu unterstreichen, so abrupt auf die Tischplatte, dass ich zusammenfuhr. Erst dann blickte er auf und bemerkte mich zusammen mit Daves Mutter an der Tür.
»Das ist Mrs Dobson-Wade«, sagte ich so ruhig wie möglich, als wollte ich beweisen, dass wir nicht beide total durchgeknallt waren. »Sie hat Brownies für uns gebacken.«
»Oh.« Dad rieb die
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