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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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indem mein Vater sie über die Planke laufen ließ, tat er ihr womöglich sogar einen Gefallen.
    »Tut mir leid, wenn ich ein bisschen heftig war. Ich bin gerade ziemlich genervt.« Er legte mir einen Arm um die Schulter. »Möchtest du mit runterkommen und hier essen? Heute Abend legen wir den Gästen zum ersten Mal die neue Speisekarte vor und machen deshalb vorher ein Probeessen mit dem ganzen Team. Ich könnte jemanden an meiner Seite gebrauchen, der auch auf meiner Seite
ist
. Oder mich zumindest leiden kann.«
    »Gebongt, ich stehe ganz zu deiner Verfügung.«
    Er lächelte mich an. Ich folgte ihm die Treppe hinunter. Als wir etwa auf der Hälfte waren, blieb er stehen, wandte sich zu mir um. »Sie hat dich Liz genannt«, sagte er. Es war keine direkte Frage. Aber ich wusste, worauf er hinauswollte.
    »Missverständnis«, antwortete ich. »Ich kläre das.«
    Er nickte und ging vor mir her bis in den Hauptgastraum. Trat an die Bar. Das Team erwartete ihn bereits, und zwar an diesem Abend nicht nur zur obligatorischen Arbeitsbesprechung vor dem Ansturm der Gäste, sondern auch wegen des Probeessens, das mein Vater überall veranstaltete, wo er hingeschickt wurde, um Neuerungen einzuführen. Ich hielt nach Opal Ausschau. Sie stand am Ende der Theke und beäugte kritisch die Teller mit den hübsch angerichteten Speisen   – auf jedem Teller eine andere   –, die in einer langen Reihe daraufstanden.
    »Alle mal herhören, bitte«, verkündete mein Vater mit lauter, selbstbewusster Stimme. »Das
Luna Blu
soll in neuem Gewand wiederauferstehen und heute starten wir in die erste Phase dieses Prozesses. Unsere Karte ist kleiner, unsere Gerichte unkomplizierter, die Zutaten frischer und sie kommen überwiegend aus der näheren Umgebung. Einige Gerichte werdet ihr wiedererkennen. Andere sind brandneu. Wenn ihr euch bitte Karten nehmen würdet. Wir gehenjeden Punkt einzeln durch. Lest mit mir mit, oben angefangen.«
    Ein Stapel der laminierten Speisekarten, die nur aus einer Vorder- und Rückseite bestanden, lag auf einem der Barhocker. Opal verteilte sie an ihre Kollegen. Während sich alle darüberbeugten, ertönte undefinierbares Grunzen, gelegentliches Stöhnen und ein leises, aber eindeutiges Buh, wobei ich nicht hätte sagen können, woher oder von wem. Es würde kein einfacher Moment oder gar Abend werden. Aber Dad hatte schon Schlimmeres erlebt. Viel Schlimmeres. Und während er fortfuhr, setzte ich mich in eine Nische gleich hinter ihn, damit er meine Gegenwart auch spürte. Wusste: Ich war da.
     
***
     
    »Katastrophe!«
    Mehr als dieses eine Wort erhielt ich zunächst nicht zur Antwort, als ich meinen Vater am nächsten Morgen fragte, wie es am Vorabend gelaufen war. Er war anscheinend früh aufgestanden, stand nämlich schon am Herd und machte Rührei, als ich in die Küche kam. Ich hatte versucht, wach zu bleiben und auf ihn zu warten, war aber, weil er um Mitternacht immer noch nicht daheim war, schließlich doch eingeschlafen. Jetzt wusste ich, warum es so lang gedauert hatte. Katastrophe also   …
    »Der erste Durchgang mit einer neuen Speisekarte ist immer schwierig, das weißt du doch selbst am besten«, sagte ich, weil ich dachte, es wäre hilfreich, ihn daran zu erinnern. Beim Sprechen holte ich zwei Teller aus dem Küchenschrank.
    »Das war nicht
schwierig
«   – mit einer schwungvollen, routinierten Bewegung aus dem Handgelenk rührte er dieEier um   – »sondern
absurd
. Wir hinkten gleich von Anfang an total hinterher, und das, obwohl nicht einmal die Hälfte der Tische besetzt war. Ich habe noch nie so ein heilloses Durcheinander miterlebt. Und diese laxe
Einstellung
! Zu allem! Unfassbar!«
    Ich stellte die Teller auf unseren kleinen Küchentisch, holte noch schnell Gabeln und Servietten, setzte mich. »Klingt übel.«
    »Weißt du, was wirklich übel ist?« Er war tatsächlich kaum zu bremsen. »Ich muss gleich wieder hin und irgendwie überlegen, wie ich das Ganze einigermaßen in Ordnung bringe, bevor wir heute Abend aufmachen. Das Mittagsgeschäft lasse ich heute ja sogar schon ausfallen, damit wir Zeit zum Üben haben.«
    Ich schwieg. Er drehte die luftig lockere gelbe Eimasse einmal gekonnt in der Pfanne um, ehe er eine großzügig bemessene Portion davon abteilte und auf den Teller vor mir gleiten ließ. Und ich hatte trotzdem recht mit meiner Bemerkung: Der erste Abend nach Einführung einer neuen Speisekarte war jedes Mal der Megahorror. Die Mitarbeiter ex- oder implodierten,

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