Stoppt die Hochzeit!
mit Betonung auf ›Mädchen‹.«
Er hörte, wie die Glastür aufgeschoben wurde, als er den Kopf schüttelte und grinste. »Nein. Eines von meinen, mit besonders viel«, er nickte zum Oberteil des Badeanzugs, das ihr zu groß war, »sagen wir mal: ›viel‹?«
Sie presste die Lippen aufeinander und sah zu dem Anzug hinab, als wollte sie ihn sich an Ort und Stelle vom Leib reißen.
»Nur zu, es würde mich nicht stören«, flüsterte er, als könnte er ihre Gedanken lesen. Wassertropfen hingen wie Kristalle in ihren Wimpern. Er zeigte mit dem Kopf auf ihre Eltern, die Tabletts mit Essen brachten. »Aber es könnte den falschen Eindruck vermitteln.«
Sie stotterte seinem Rücken eine zornige Antwort hinterher, als er an den Rand schwamm und sich aus dem Wasser zog. Zum Glück hing sein Handtuch über einem Stuhl in der Nähe, sodass er die Auswirkung, die sie auf seinen Körper hatte, verstecken konnte. Er hatte schon zu lange keine Frau mehr gehabt. Vielleicht sollte er Valerie anrufen. Es konnte natürlich sein, dass die Blondine mittlerweile verlobt oder verheiratet war. Er erinnerte sich, dass er sie im vergangenen Frühling für eine Woche hierher eingeladen hatte, als sein Vater Urlaub machte und er aufs Haus aufpasste, aber er hatte nicht gewusst, dass sie ihre Badekleidung dagelassen hatte. Und er erinnerte sich nicht daran, dass sie in dem grünen Anzug je so attraktiv ausgesehen hatte wie Annabelle Coakley.
Er begrüßte Martin und Belle und nahm ein Glas ungesüßten Eistee entgegen. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, wie die junge Frau im Pool mit unfehlbarer Präzision ihre Runden drehte. Jeder geschmeidige Tritt betonte ihre schlanken Oberschenkel und wohlgeformten Hüften. Ihre Haare trieben hinter ihr wie eine dunkle, seidene Flagge.
Belle unterhielt sich hinter ihm mit seinem Vater. Als sie Annabelles Namen erwähnte, wurde er hellhörig.
»… so stolz auf sie … sie kauft sich ein Haus … ich kann mir nicht vorstellen, wie sie trotz ihrer Studentenkredite und dem schrecklichen Gehalt vom Staat dreißigtausend Dollar ansparen konnte … vielleicht teilt sie sich die Kosten mit Mike …«
Clay warf einen Blick auf die Frau, die wie eine Meerjungfrau durchs Wasser glitt. Ihre geschmeidigen Bewegungen riefen Gedanken an Positionen hervor, die deutlich mehr Gelenkigkeit erforderten. Er biss die Zähne zusammen, als seine Körpermitte mit erneutem Verlangen auf sie reagieren wollte.
Annabelle Coakley hatte also Geheimnisse? Er wusste, dass das Theater einer besorgten Tochter zu gut gewesen war, um wahr zu sein. Sie hatte etwas vor. Er entschuldigte sich und ging ins Haus, wo er sein Handy griff und eine Nummer aus dem Gedächtnis wählte.
Während das Telefon klingelte, konnte er das vage Gefühl, dass er sich dieses Mal irrte, nicht ganz einordnen. Aber er vertraute immer seinen Instinkten, und in diesem Moment sagten sie ihm, dass die junge Miss Coakley die gefährlichste Frau war, der er seit Langem begegnet war.
Und wer zum Henker war Mike?
Als die Person am anderen Ende abnahm, sprach Clay leise in den Hörer: »Henry, hier spricht Clayton Castleberry. Ich brauche Informationen, das Nötigste reicht fürs Erste. Der Name lautet: Belle Coakley.« Er buchstabierte den Namen der Verlobten seines Vaters, nannte ihre Adresse und schätzte ihr Alter. »Ich hab noch einen Namen für dich, Henry, aber hier brauche ich Details und Überwachung. Bereit? A-N-N-A…«
KAPITEL FÜNF
»Wie läuft’s?«, fragte Michaela.
Annabelle sah durch das überfüllte Atrium des edlen Einkaufszentrums zu ihrer Mutter hinüber, die auf sie wartete. Belle wirkte klein und zart und verletzlich. Wie sehr sie sie doch liebte. Sie schluckte und sprach ins Handy: »Nicht so gut, Mike.«
»Deine Mutter hat deinen Rat nicht angenommen?«
»Ich, äh, hatte noch keine Zeit, mit ihr über die Hochzeit zu reden. Als ich ankam, war sie nicht zu Hause, und als sie zurückkam, war Melvin bei ihr.«
»Ich dachte, er heißt Martin.«
»Meinetwegen. Sie wollte jedenfalls den Nachmittag an seinem Pool verbringen, damit sie seinen Sohn kennenlernen konnte …«
»Heeeeey, sein Sohn?«
Annabelle runzelte die Stirn. »Kein Grund, so aufgeregt zu klingen, Mike. Er ist durch und durch ein Castleberry – ungehobelt, arrogant, aufdringlich …«
»Wie alt?«
»Keine Ahnung, Mitte dreißig, schätze ich.«
»Gutaussehend?«
»Nein.« Sie zögerte, als sie an Clays blaue Augen dachte. »Also … vielleicht, auf eine
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