Stoppt die Hochzeit!
ihrer Tasche.
»Also«, sagte sie gezwungen fröhlich, als sie wieder allein waren, und hob ihr Glas. »Was steht für den Rest des Tages auf dem Plan?«
»Ich hatte gehofft, dass du mir dabei helfen würdest, das Hochzeitskleid auszusuchen.«
Annabelle schluckte heftig, und die Säure der Zitrusfrucht brannte ihr im Hals. »Ein Hochzeitskleid?«
»Und natürlich auch dein Kleid. Ich hatte an eine Mutter-Tochter-Kombination gedacht, weißt du, wie damals, als du noch klein warst.«
Annabelle ergriff die Gelegenheit, wischte sich den Mund ab und sagte vorsichtig: »Mom, glaubst du nicht, dass du diese Hochzeit ein wenig überstürzt angehst?«
Im Gesicht ihrer Mutter bildeten sich Grübchen, als sie lächelte. »Vermutlich, aber das heißt nicht, dass es ein Fehler ist.«
»Du hast mir mal gesagt, dass nur wenige gute Entscheidungen übereilt getroffen werden. Warum hast du es so eilig zu heiraten?«
Belle errötete und senkte den Blick auf ihre verschränkten Arme. »Warum wollen die meisten Pärchen schnell heiraten?«
Sie deutete den Gesichtsausdruck ihrer Mutter und umklammerte die Tischkante. »Oh mein Gott, du bist schwanger.« Ihre Mutter war Mitte fünfzig, aber hatte nicht vor Kurzem erst eine Sechzigjährige ein Kind zur Welt gebracht? Ihr schwirrte der Kopf beim Gedanken an die medizinischen Folgen, und an ihrem Haaransatz brach Schweiß aus.
Belle lachte auf. »Nein, Liebes, ich bin nicht schwanger.« Sie beugte sich ein wenig vor und senkte die Stimme. »Zu meiner Zeit haben ein Mann und eine Frau geheiratet, damit sie miteinander intim werden konnten.«
In diesem Moment wünschte Annabelle sich nicht nur, dass sie das Thema nie angesprochen hätte, sondern auch, dass sie nie nach Atlanta gekommen wäre. Sie war so entsetzt, dass ihr die Zunge am Gaumen zu kleben schien. »Du willst Melvin Castleberry heiraten, damit du mit ihm schlafen kannst?«
»Er heißt ›Martin‹, Liebes, und ich will ihn heiraten, weil ich verrückt nach ihm bin.« Ihre Mutter fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Und, ja, ich muss zugeben, dass es langsam anstrengend wird, ihm körperlich widerstehen zu müssen.«
Annabelle stützte die Ellbogen auf den Tisch und drückte die Finger gegen ihre Schläfen. Ihr scharfer Verstand ging die Optionen durch und erkannte zwei: Sie könnte in der Hoffnung, dass sie so über ihn hinwegkam, ihrer Mutter zureden, ihre moralischen Bedenken über Bord zu werfen und auch ohne Trauschein mit diesem Playboy ins Bett zu gehen. Oder sie könnte daneben stehen und zusehen, wie ihre Mutter ihn aus den völlig falschen Gründen heiratete. Eijeijei, was für eine Wahl.
»Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen«, murmelte ihre Mutter. »Ich habe angenommen, dass du keine Jungfrau mehr bist, nach all den Collegeorgien und so.«
Sie blinzelte ihre Mutter durch die Finger hindurch an. »Mom, wovon zum Henker redest du?«
»Sex, Liebes.«
»Ich weiß, aber ich hab nie …« Sie runzelte fassungslos die Stirn. »Hier geht es nicht um mein Sexleben!«
Die drei Frauen am Tisch neben ihnen warfen ihnen neugierige Blicke zu. Annabelle blickte finster zurück, bis sie sich mit geheucheltem Interesse wieder ihren Speisekarten widmeten, dann atmete sie tief ein. Wo war sie stehen geblieben? Oh, ja – die unmögliche Entscheidung. Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Saft und setzte etwas ruhiger an: »Mom, ich bewundere deine, äh, Enthaltsamkeit, aber du stimmst mir doch gewiss zu, wenn ich sage, dass körperliche Anziehung kein besonders guter Grund für eine Hochzeit ist.«
Belle nickte. »Eine gute Ehe kann nicht auf Sex begründet sein, aber eine gute Ehe ohne Sex gibt es nicht.«
Ich fass es nicht, dass wir dieses Gespräch führen. Ich fass es nicht, dass wir dieses Gespräch führen. Annabelle griff in ihre Tasche und zog eine zusammengefaltete Zeitung hervor. Sie räusperte sich und glättete die Knickstellen auf dem Tisch. »Hast du vor ein paar Monaten diesen Artikel im Unterhaltungsteil von America’s News gesehen?«
Belle runzelte die Stirn. »Nein.«
Annabelle schob die Zeitung über den Tisch. Die Schlagzeile lautete: »Plötzlicher Geldsegen für Casanova Castleberry«, und den Artikel umrahmten Bilder von Martin Castleberry und einem seiner ehemaligen Filmsternchen.
Ihre Mutter winkte ab. »Das Studio, für das Martin Filme gedreht hat, hat endlich zugestimmt, ihm das Geld auszubezahlen, das er verdient hat, und die Zeitungen machen eine große Sache daraus.
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