Stoppt die Hochzeit!
würde er seinem Vater den Gefallen tun. »Um zwei. In Ordnung.« Er begann seine letzte Runde, entschlossen, die lästigen Gedanken an eine ganz bestimmte langbeinige, schlagfertige Brünette hinter sich zu lassen.
KAPITEL SECHS
Annabelle erschauderte. Hochzeitsboutiquen bereiteten ihr einfach Unbehagen. Die Vorstellung von einem Laden, dessen einziger Zweck darin bestand, dafür zu sorgen, dass eine Frau an ihrem Hochzeitstag gut aussah, zerrte an ihren Nerven. Ganz besonders, weil zu viele ihrer Klientinnen die teuren Kleider später verpfändeten, um die Scheidung bezahlen zu können.
Aus dem Augenwinkel fiel ihr ein ärmelloses, weißes Kreppkleid auf, das bis zum Boden reichte und in einem Glaskasten stand, der in etwa so groß war wie eine Telefonzelle. Sie hielt inne, um die klaren Linien zu betrachten, und schürzte in widerstrebender Bewunderung die Lippen.
Andererseits, sollte sie jemals durch ein abwegiges Wunder auch nur daran denken, es zu wagen , eines Tages in einer weit entfernten Zukunft vor den Altar zu treten, dann wäre dieses Kleid gar nicht mal so schlecht.
»Gefällt dir das pinkfarbene, Liebes?«
Sie drehte sich schuldbewusst um und nahm das Kleid in Augenschein, das ihre Mutter ausgesucht hatte. Die Farbe war ein bisschen grell, aber wie bei den siebenundzwanzig Kleidern davor lächelte Annabelle nur und nickte. »Es ist wunderschön.«
Belles Augenbrauen zogen sich zusammen. »Sie sind alle wunderschön, fürchte ich. Ich kann mich einfach nicht entscheiden.«
Erschöpft seufzte Annabelle: »Es spielt wirklich keine Rolle …« Sie unterbrach sich, als sie den verletzten Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Mutter sah, und suchte nach den richtigen Worten. »Es spielt keine Rolle, welches du aussuchst, denn du wirst in jedem von ihnen toll aussehen.«
Belle strahlte und drehte sich um, als die Verkäuferin mit neuen Kleidern auf dem Arm auftauchte. Annabelle wurde unruhig. Sie wollte ihre Mutter nicht ermutigen, irgendetwas zu tun, was ihre Entscheidung zu heiraten noch weiter zementieren würde.
Ihr kam eine Unterhaltung mit einer ihrer Klientinnen in den Sinn, einer Frau, die nur wenige Wochen nach der Hochzeit die Scheidung eingereicht hatte. Sie erklärte Annabelle, sie hätte wenige Tage vor der Hochzeit herausgefunden, dass ihr Verlobter sie betrogen hätte. Als Annabelle sie fragte, warum sie die Hochzeit nicht einfach abgesagt hatte, zuckte sie die Achseln und antwortete: »Mein Kleid hatte eine drei Meter lange Schleppe.«
Um dem engen Gefühl im Hals zu entkommen, das ihr die Luft abzuschnüren drohte, wandte sie sich von den in Spitze gekleideten Schaufensterpuppen ab und schlenderte zu den Regalen mit den Dessous, obwohl sie sich dabei innerlich wand. Sie hatte Shorts gekauft und konnte sich aus dem Schrank ihrer Mutter Oberteile leihen, aber sie brauchte noch immer Unterwäsche. Und wie es das Glück nun mal wollte, war der eine BH, dem der Umweg der Fluglinie erspart geblieben war – der, den sie getragen hatte –, genau der mit dem kaputten Bügel. Das verdammte Ding hatte sogar die Metalldetektoren auf dem Flughafen von Detroit ausgelöst.
Sie betastete einen weißen BH aus Baumwolle, der ihr reichen würde, zuckte aber zusammen, als sie das Preisschild sah. Autsch. Sie war so daran gewöhnt, jeden Cent zweimal umzudrehen, dass sie vermutete, sie würde bei ihren Einkäufen auch dann noch auf den Preis achten, wenn sie jemals einen saftigen Gehaltsscheck bekommen würde. Sie kaute auf der Unterlippe und ging zu den herabgesetzten Auslagen, die weniger teure, aber dafür buntere Waren anboten.
Ein Blick zurück über die Schulter versicherte ihr, dass Belle noch mindestens dreißig Minuten beschäftigt sein würde, also begann sie die Suche nach etwas, was zumindest ansatzweise unaufdringlich wirkte. Der erste BH, den sie hochnahm, hatte die richtige Größe, aber die roten Punkte auf schwarzem Stoff waren ein bisschen zu viel. Dasselbe galt für den nächsten, der aus hauchdünnem, gelbem Stoff bestand, der mit Silber durchwirkt war. Ihr Blick fiel auf einen angemessen langweiligen, beigefarbenen BH, aber die Körbchen hätte höchstens ihr ganzer Kopf ausgefüllt. Ihre Hand blieb über einem braun-schwarzen BH mit Leopardenmuster schweben. Nicht schlecht. Der Preis war vernünftig, der BH selbst dunkel und verhüllte alles Nötige, aber er war ein wenig … abenteuerlich. Nicht, dass ihn je jemand zu Gesicht bekommen würde, es sei denn, dieser jemand überfiel am
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