Stoppt die Hochzeit!
Martins körperliche Verfassung immer wieder aufs Neue.
Martin hob eine silbergraue Augenbraue. »Was willst du damit sagen, Clay?«
»Komm schon, Dad, das kennen wir doch alles schon. Erzähl mir nicht, dir wäre nicht bereits in den Sinn gekommen, dass sie es auf das Geld aus der Abfindung abgesehen haben könnte.«
»Genau das werde ich dir erzählen, denn daran habe ich keine Sekunde lang gedacht.«
»Ich schon.«
Martin schnaubte verächtlich. »Offensichtlich. Mein Sohn, du bist zu jung, um schon so zynisch zu sein.«
Clay biss sich auf die Innenseite der Wange. »Und du bist zu alt, um so naiv zu sein.«
Sein Vater joggte ein paar Schritte weiter, ehe er erwiderte: »In Belle Coakleys Kopf gibt es keinen einzigen manipulativen Gedanken.«
Mühsam unterdrückte Clay das Bedürfnis, die Abwesenheit anderer Gedanken im Kopf der Frau anzumerken. Sie schien eigentlich ganz nett zu sein, aber das traf anfangs auf die meisten von ihnen zu. Außerdem machte er sich jetzt weniger Sorgen um Belle Coakley als um ihre Gehilfin. »Was ist mit den manipulativen Gedanken im Kopf ihrer Tochter?«
Sein Vater warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Annabelle? Sie scheint eine nette junge Frau zu sein. Attraktiv, findest du nicht auch?«
Clay stolperte, fing sich aber wieder. »Erzähl mir nicht, dass du beschlossen hast, die Mutter gegen die Tochter einzutauschen.« Jedes Mal, wenn er daran dachte, wie er Annabelle für die Verlobte seines Vaters gehalten hatte, überkam ihn leichte Verlegenheit.
Martin lachte und verlangsamte seine Schritte lange genug, um ihm auf den Rücken zu klopfen. »Natürlich nicht. Belle ist die Frau für mich. Ich hatte eher an dich gedacht, Sohn. Ich dachte, ich hätte ein gewisses Knistern zwischen euch beiden bemerkt.«
Clay entrang sich ein trockenes Lachen, und er lief unwillkürlich schneller. »Das Knistern stammte von ihrer spitzen Zunge. Ich traue ihr nicht.«
»Dieser kleinen Frau? Wovor soll man da Angst haben?«
Clay runzelte die Stirn. »Ich sagte, ich traue ihr nicht.«
»Das ist dasselbe, wenn es um eine Frau geht. Also eine, die man mag.«
Clay geriet wieder aus dem Takt – diese blöden neuen Laufschuhe. »Dein Sehvermögen lässt dich allmählich im Stich, Dad. Ich kann diese Frau nicht leiden.«
»Meine Sehkraft liegt immer noch bei hundert Prozent.« Martin lachte wieder. »Es scheint, als wäre ich mit perfekter körperlicher Gesundheit gestraft.«
Es ist deine geistige Gesundheit, die mir Sorgen macht.
»Sie kommt ganz nach Belle«, fuhr sein Vater fort. »Ein echter Hingucker.«
Primadonna.
»Und zurückhaltend.«
Hochnäsig.
»Und sie ist Anwältin, also muss sie intelligent sein.«
Oder intrigant. »Dad, hast du einen Ehevertrag zur Sprache gebracht?«
»Nur zu deiner Information: Belle hat es angeboten, aber ich habe abgelehnt.«
»Dad …«
»Clay«, unterbrach sein Vater ihn. »Ich möchte mit Belle alt werden, aber ich werde unsere Verbindung nicht dem Untergang weihen, indem ich ihr Ende zur Sprache bringe, bevor wir uns überhaupt das Eheversprechen gegeben haben.«
Sie erreichten das Ende der Laufbahn und wurden langsamer. Clay tat so, als würde er nachgeben und nickte versöhnlich, aber die Worte seines Vaters beseitigten den letzten Zweifel, den er an seiner Aufgabe gehabt haben mochte: Wenn Martin nicht einmal auf einen Ehevertrag bestehen würde, dann hatte er keine andere Wahl, als die Hochzeit zu verhindern.
Sein Vater stützte die Hände in die Hüften und schnappte nach Luft. »Belle und ich freuen uns so, dass ihr Kinder mit uns vor dem Altar stehen werdet.« Sein Blick wurde plötzlich weicher. »Clay, ich kann dir gar nicht sagen, was es mir bedeutet, dass du deine Reise vorzeitig abgebrochen hast, um für die Hochzeit herzukommen.«
Clays Beschützerinstinkt meldete sich, aber ihm folgten sofort Schuldgefühle, die sich hartnäckiger hielten als die Zweifel. »Kein Problem, Dad.« Er konzentrierte all seine negativen Emotionen auf die Coakley-Frauen und ganz besonders auf Annabelle. Seit seiner Kindheit waren Frauen die Quelle aller Probleme für die Castleberry-Familie gewesen. Verführerinnen. Verschwenderinnen. Störenfriede. Wer brauchte sie schon? Er zeigte mit dem Kopf auf die Bahn. »Ich denke, ich lauf noch eine Runde.«
»Wie du willst. Bis nachher. Und denk dran: Man erwartet uns um zwei zur Anzuganprobe.«
Clay wollte absagen, aber solange die Pläne für den Tag nichts mit den Coakley-Frauen zu tun hatten,
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