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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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denn sein musste.
    Ich schnellte zur Seite und drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand links von der Tür. Ich sagte kein Wort. Jedes Geräusch aus meinem Mund hätte meine Position verraten. Ich hatte meinen Auftrag noch lange nicht beendet und blieb hochkonzentriert. Hanna hatte mich überrascht, aber die größte Überraschung hatte ich in petto.
    » Hauen Sie ab, solange Sie es noch können! Die Polizei ist schon unterwegs«, plärrte Hanna großspurig.
    Ich lächelte kühl und wechselte meine Pistole in die linke Hand. Ich ergriff die zylinderförmige Geheimwaffe aus meiner Hosentasche und zog den Stift. Ich durfte keine Zeit verlieren. Ich betätigte die Klinke und wollte den Crammes ihre bombige Überraschung ins Wohnzimmer werfen, als sich ein Schuss löste.
    Hanna hatte ihr Versprechen wahr gemacht. Die Kugel drang hüfthoch durch die Holztür und hinterließ ein ausgefranstes Loch in dem faserigen Material. Hätte ich dahintergestanden, hätte mir ein Ei in der Hose gefehlt. Und das hätte ich schmerzlich vermisst. Nicht auszudenken!
    Ich zuckte reflexartig zurück und schnaufte durch. Sofort fiel mir der tickende Zünder in meiner Hand ein. Ich musste es wagen, sonst wäre mein e Niederlage besiegelt. Mein Rücken presste sich eng gegen die Wand. Ich öffnete die Tür mit ausgestrecktem Arm nur ein paar Zentimeter und überreichte der Familie mein Gastgeschenk. Erneut durchschlug eine Kugel das Holz der Tür. Sie hätte mich das verbliebene Ei gekostet.
    Ich ging in Deckung und hörte gleichzeitig wie mein Mitbringsel über den unebenen Bodenbelag rumpelte.
    » Runter!«, schrie ein Mann mit heiserem Organ. »Das ist eine Granate.«
    » Julie, komm zu mir!«, rief Hanna.
    Peter Cramme lag mit seiner Vermutung knapp daneben. Ich hatte der Familie keine Splittergranate ins Wohnzimmer geworfen, sondern nur eine Rauchbombe. Ich wollte sie ablenken, ausräuchern und nicht gleich in die Luft jagen. Wer sollte die Sauerei hinterher denn aufräumen? Auch ich habe meine Ekelgrenzen. Außerdem wollte ich Hannas Augen sehen, wenn ihr Lebenslicht erlosch; ihren schwindenden Hochmut genießen.
    Die Rauchbombe zündete. Es puffte einmal laut ; augenblicklich durchströmte Nebel das Haus der Crammes.
    Ich wartete einige Sekunden hinter meiner Deckung und sog die Reaktionen meiner Opfer wie den Duft einer kubanischen Zigarre wohlwollend auf. Die ersten Huster waren zu vernehmen. Dünne Rauchschwaden drangen durch den Spalt unter der Tür durch.
    » Scheiße, das war keine echte Granate! Der Kerl will uns ausräuchern«, stellte Peter Cramme fest. Seine Stimme klang trotz des Reibeeisens in seinem Hals sehr hell für einen Mann seines Alters. »Wir müssen raus hier …«, hustete er »… bevor wir ohnmächtig werden.«
    Auch Hanna bellte wie ein Schießhund. »Wo ist Julie?«
    » Ich weiß nicht«, jammerte das Familienoberhaupt. »Julie? Verdammt, ich kann nichts mehr sehen.«
    Das war mein Stichwort. Ich trat in den Türrahmen und blickte in die dichte Nebelwand. Meine Skimaske filterte den Rauch ein wenig. Allzu lange konnte ich mit dieser Montur trotzdem nicht frei atmen. Der Stoff ersetzte keine richtige Gasmaske. Ich musste meinen Vorteil schnell verwerten. Ich orientierte mich an den hustenden Menschen und tastete mich vorsichtig in den Raum hinein. Meine Augen tränten durch den verbrennenden Phosphor. Die Luft wurde immer stickiger und voluminöser, so, als würde sie einen festen Aggregatzustand annehmen.
    » Julie?«, krächzte Hanna verängstigt.
    Ich zielte in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. Mein Opfer befand sich links von mir in etwa fünf Metern Entfernung. Auch wenn ich so gut wie blind war, hätte ich einen tödlichen Treffer landen können. Mein Finger legte sich auf den Abzug meiner Waffe.
    Ich wollte schießen, doch plötzlich tauchte ein femininer Geist aus der Nebelwand vor mir auf. Sie tauchte aus dem Nichts auf, schaute mich fragend an und sprach keinen Ton. Der Rauch schien ihre Atemwege nicht zu belasten. Nur ihre Augen waren leicht gerötet. Es war Hannas Schwester Julie. Sie stand eine Armeslänge vor meiner schussbereiten Desert Eagle. Julie hatte sich durch den Nebel getastet und war dem Sensenmann begegnet. Sie hatte dieselbe Kälte in ihren Augen wie Hanna. Doch sie war viel reiner als ihre Schwester. Zerbrechlich und unverdorben. Alles an ihr schrie ‚Jungfrau‘. Ihr seidiges braunes Haar, die frechen Grübchen, die aus Angst nicht lachten.
    Ich erhob meine Waffe und

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