Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
Worte. »Mich soll der Teufel holen. Blabla … Wissen Sie, wie oft ich das schon gehört habe?«
Er antwortete mir nicht. Seine Augen konnten ihren Hass auf mich nicht mehr verbergen. In seiner Fantasie tötete er mich auf die verschiedensten Weisen.
»So oft, dass ich es nicht mehr zählen kann«, beantwortete ich meine eigene Frage. »Und wissen Sie was? Bislang hat mich der Teufel noch nicht geholt. Sollte er es eines Tages tun, kann ich es auch nicht ändern. Punkt!«
Peter Cramme schniefte. Flüssiger Rotz hatte sich in seinen Atemwegen gebildet. Ich musste in die nächste Phase übergehen. Die Situation hatte sich festgefahren. Mit netten Worten konnte ich Peter Cramme nicht dazu bewegen, mir Informationen über seine Tochter preiszugeben. Ich richtete mich wieder auf und sprang mit einem schnellen Satz auf den Mann zu. Mein Pistolengriff hämmerte gnadenlos an sein Kinn. Alles passierte so rasant, dass der angekettete Mann nur schmerzvoll stöhnen konnte. Mein Schlag traf genau auf seinen KO-Punkt an der Kinnspitze. Ich raubte ihm für einige Sekunden seine Körperbeherrschung.
Er sank kraftlos zusammen, blieb aber noch bei Bewusstsein.
Ich schwang meine Füße über den Holzzaun und postierte mich hinter meinem Opfer. Meine rechte Hand umfasste Peter Crammes linken Zeigefinger, der hilflos am Zaun baumelte. »Letzter Versuch!«, grollte ich. »Wo ist Hanna?«
» Vergessen Sie’s!«, zischte der Kerl kraftlos.
» Wie Sie wollen.« Ich spannte meine Muskeln an und bog seinen Zeigefinger in eine unnatürliche Richtung nach oben, bis er knackend brach.
Der Mann brüllte den ganzen Wald zusammen. Einige schlafende Vögel stoben in wilder Panik auf.
Als Nächstes packte ich seinen Mittelfinger. »Wollen Sie weiter den Helden spielen?«
» Ja«, ächzte Peter bebend. Er klang wenig überzeugend.
» Fein.« Und wieder knackte ein Finger entzwei.
Hannas Vater jaulte zu den Wölfen. Er schluchzte und weinte. Ich hatte ihn an dem Punkt, an dem fast jeder klein bei gab. Bei dem einen passiert es eher, bei dem anderen später.
Meine brutale Hand schnappte seinen Ringfinger.
»Warten Sie«, brüllte Peter Cramme. »Genug! Sie finden sie ja doch. Hören Sie bitte auf!«
Ich ließ von ihm ab und wartete auf seine Beichte.
» Es tut mir so leid, Süße«, flehte er seine nicht anwesende Tochter an. »So leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen.«
» Hanna ist nicht hier«, unterbrach ich sein Gejammer. »Wo ist sie, Peter? Ich werde ihr auch nicht verraten, dass die Information von Ihnen stammt.«
» Das ist mir so was von egal. Sie haben mich gefoltert, Sie Schwein. Was habe ich für eine Wahl?«
» Sie könnten noch weitere acht Finger einbüßen«, konstatierte ich amüsiert. »Danach sehen wir weiter.«
» Nicht nötig«, japste er. »Ich verrate Ihnen Hannas Aufenthaltsort.«
» Bin ganz Ohr.«
» Okay, fahren Sie weiter auf der A9 bis zur Abfahrt bei Zeitz. Biegen Sie nach der Ausfahrt rechts ab, und bleiben Sie auf der Straße, bis Sie an einen kleinen Wald kommen! Dort gibt es linkerhand eine alte Hütte, in der sich meine Töchter verstecken.« Tränen liefen über sein Gesicht. »Versprechen Sie mir nur eins: Lassen Sie wenigstens die Kleine am Leben!«
Ich lächelte verschmitzt und stellte mich vor seine wimmernde Hülle. »Wenn Sie die Wahrheit gesagt haben, tue ich das vielleicht. Aber ich stelle in meinem Job keine Garantien aus.« Ich unterband ein weiteres Wortgefecht, indem ich ihm meinen Waffengriff diesmal gegen die Schläfe drosch.
Peter Cramme sackte augenblicklich zusammen. Ich löste seine Handschellen und schleifte das unbewegliche Objekt zu meinem Auto. Unter höchster Anstrengung hievte ich den Mann in meinen Kofferraum und schlug die Klappe zu. Ich wollte ihn noch bestrafen können, falls er mich angelogen haben sollte. Doch seine Auskunft klang nicht erfunden. Die Waldhütte existierte; in ihr wartete Hanna Cramme wie eine Kuh auf ihren Schlächter.
Wie vorauszusehen war, hatte Peter Cramme die Wahrheit gesagt. Ich entdeckte die von ihm erwähnte Hütte gegen zwei Uhr morgens mitten in einem Waldstück bei Zeitz. Anfangs hatte ich mich in der Dunkelheit beinahe verlaufen, aber dann leitete mich ein schummriges Licht ans Ziel. Hanna hatte eine Kerze entzündet und mir damit einen großen Gefallen getan. Das flackende Licht zog mich wie eine Motte zu ihr. Ich beobachtete das Versteckspielchen aus sicherer Entfernung. Schnelle Schatten huschten in einer gewissen
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