Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
Fäkalien, Sodomie und selbstverständlich Päderastie.« Beim letzten Wort verzieht Hanna angeekelt die Lippen. »Das sind ihre Haupteinnahmequellen.«
» Wenn du schätzen müsstest: Wie viel Prozent nimmt Sex in ihren Bilanzen ein?«, frage ich kalkuliert. Ich habe bereits eine ungefähre Zahl im Kopf. Wer reich ist, hat die verrücktesten Ideen, für was er sein Geld ausgeben will.
» Neunzig Prozent?«, zuckt Hanna die Schultern. »Ich weiß es nicht genau, aber so in etwa sollte es stimmen. Und davon wird über die Hälfte mit dem Verkauf von Kinderkörpern verdient.«
Ich bin über diese grobe Schätzung nicht verwundert. Ich kenne die Welt, inklusive ihrer zahlreichen Geschwüre. Eines davon bin ich ja selbst. »Erzähl weiter!«, fordere ich Hanna auf.
» Die Kinder legen sich natürlich nicht aus freien Stücken ins Bett dieser fetten Geldsäcke. Dafür ist die Vita brevis zuständig. Sie entführen die Jungen und Mädchen, betäuben sie und packen sie nackt und gefesselt auf eine Pritsche. Auf Wunsch ziehen sie den Kindern auch einen Latex-Suit an, wenn du drauf abfährst. Der Kunde braucht sich später nur noch an den Kindern zu verlustieren und kann danach wieder zu seinem Vorstandsmeeting schlendern. Die Überreste des schmutzigen Geschäfts entsorgt die Vita brevis hinterher. Diskret, versteht sich. Ein Rundum-Sorglos-Paket.«
» Verstehe, diskret sind solche Leute immer.« So ist auch der Mann, der meinen Mobby verschwinden ließ. Doch das verschweige ich noch ein paar Minuten. Stattdessen frage ich: »Wie ist deine Mutter auf diesen Verein aufmerksam geworden, wenn sie angeblich so geheim sind?«
» Irgendjemandem unterläuft immer ein Fehler. Niemand ist perfekt. Das weißt du selbst«, verpasst sie mir einen Seitenhieb auf mein Scheitern bei ihrem Mordauftrag. »Und so geschah es, dass eines Tages ein Kind aus den Fängen dieser Monster fliehen konnte. Meine Mutter hat es verhört. Und das Kind hatte ein gutes Gedächtnis. Es hat ihr Gesichter und sogar Namen geliefert.«
» Mit diesen Fakten konnte deine Mutter die Ermittlungen aufnehmen«, schließe ich den Gedanken ab.
» Genau, bis du sie vor acht Jahren vergiftet hast«, klagt Peter Cramme mich an.
Ich schlucke und schaue verschämt auf den Boden. Ich habe meinen Anteil dazu beigetragen, dass noch heute hunderte von Kindern vergewaltigt und getötet werden. Ich kann echt stolz auf mich sein. Zu meiner Schande stelle ich mich dem Thema nicht, sondern lenke bewusst davon ab. Ich ignoriere den Einwurf des Wittwers. »Wie hast du von der Sache erfahren? Deine Mutter wird es dir kaum am Frühstückstisch erzählt haben.«
» Nein.« Hanna sieht mir kurz in die Augen und richtet ihren Blick anschließend gleich wieder zum Fenster. »Ich war ein Teenager und habe mich immer stärker für ihre Arbeit interessiert. Aber sie durfte mir oftmals nichts verraten und hat mir gelegentlich den Mund verboten, als ich bei manchen Fällen zu vehement nachfragte. Und na ja …, Teenager umgehen Verbote nun mal gerne. In den letzten zwei Wochen vor ihrem Tod kam sie sehr selten nach Hause, meistens erst spät nachts. Ich war mir sicher, dass sie an etwas wirklich Großem arbeiten müsste. Ich wollte unbedingt herausfinden, für was sie selbst ihre Freizeit opferte. Für was in der Welt tat sie das? An einem Abend kam sie völlig übermüdet nach Hause und setzte sich gleich wieder in ihr kleines Büro im Dachgeschoss. Ich wartete ab, bis sie duschen ging und schlich mich in ihr Arbeitszimmer. Sie hatte vergessen, sich von ihrem Rechner abzumelden, und so konnte ich auf ihre Dokumente zugreifen. Ich las von der Vita brevis und las und las. Ich konnte meine Augen nicht von dem Bildschirm abwenden, so unvorstellbar grausam waren die Berichte. Ich habe nicht einmal mitbekommen, dass meine Mutter wieder aus dem Bad zurückkehrte und mich auf frischer Tat ertappte. Erst war sie sauer auf mich und wollte mir Hausarrest aufbrummen, aber dann brach sie plötzlich in meinen Armen zusammen. Meine Mutter hatte vorher nie in meiner Anwesenheit geweint. Sie erzählte mir alles, was sie zuletzt erlebt hatte, und weihte mich in das Geheimnis ein. Ich glaube, sie war froh, dass sie mal mit jemanden außerhalb des Reviers darüber reden konnte. Sie musste sich den Horror von der Seele kratzen. Ich musste ihr nur versprechen, dass ich Stillschweigen darüber bewahre.«
» Und das hast du?«, bohre ich nach.
» Nach ihrem unnatürlichen Tod habe ich Papa alles
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