Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
mich. Rasende Wut zeichnet seine Gesichtszüge. »Du Schwein! Ich wusste es. Ich habe es in meinem Herzen gespürt. Du hast Pia ermordet.«
» Ich hatte ja keine Ahnung, dass ihr mit ihr verwandt seid, sonst …«
» Sonst, was?«, schreit Peter.
Julies Augen haben ihre kindliche Unschuld verloren. Sie flimmern vor Mordlust. Noch nie habe ich ein Kind mit solchen hinterlistigen Augen gesehen.
Ein eiskalter Schauer überfährt meinen Rücken.
Die Kleine ist drauf und dran, aus dem Bett zu springen und mir die Kehle mit blanken Händen aufzureißen.
Nur Hanna bleibt äußerlich gelassen. Vielleicht hatte sie diesbezüglich doch eine geheime Vermutung oder es ist ihr schlichtweg egal, wer ihre Mutter getötet hat. Pia kommt so oder so nicht zurück in ihr Leben.
Julie zuckt nach vorne ; ich hebe beschwichtigend die Hände in ihre Richtung. »Nein, bleib sitzen, Süße! Ich will euch nichts tun, außer ihr zwingt mich dazu. Hört euch erst die komplette Geschichte an, dann können wir uns immer noch bei Sonnenaufgang duellieren. Ich weiß, dass es schwer für euch sein muss.«
» Du weißt einen Scheiß«, poltert Peter. »Wurde dir die Liebe deines Lebens genommen? Ohne Grund, einfach so?«
» Nein«, antworte ich wahrheitsgemäß.
Peter schüttelt den Kopf.
»Aber einen Grund gab es für ihren Tod«, stelle ich fest. »Jemand wollte, dass sie stirbt.«
» Du springst wohl auch von der Brücke, wenn es jemand so will, oder? Hauptsache die Bezahlung stimmt.«
Ich lächle über Peters Worte. »Gut gekontert! Wenn es nur so einfach wäre. Ich will mich für Pias Tod gar nicht rechtfertigen. Das verstehst du falsch.«
» Das kannst du auch nicht«, wütet Peter weiter.
» Nein, wie sollte ich auch? Doch du kannst dir allerdings in einem Punkt sicher sein: Hätte ich deine Frau nicht getötet, hätte es jemand anderes getan. Ich bin nicht der Einzige, der solche Jobs annimmt.«
» Job? Sie war für dich nur ein Job? Wenn ich das schon höre. Pia war ein Mensch.« Peter kämpft mit den Tränen und gestikuliert wie ein drogensüchtiger Oktopus. Er scheint mehr als zwei Arme zu haben. »Wie kann man innerlich nur so gefühlskalt sein! Ich denke, es wäre besser, wenn du jetzt gehst, sonst kann ich für nichts garantieren.«
Hanna legt sanft ihre Hand auf den Schoß ihres Vaters. »Das bringt doch nichts«, beschwichtigt sie ihn gefühlvoll. »Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern.«
» Und deshalb sollen wir uns jetzt quietschvergnügt die Hände reichen und zusammen eine Friedenspfeife rauchen, oder wie?«, mosert ihr Vater.
» Nein, ich werde nicht vergessen, was er uns angetan hat, und ihn bestimmt nicht zum nächsten Weihnachtsfest einladen. Aber im Moment will er uns nichts antun. Ich glaube sogar, dass er uns helfen will, warum auch immer. Und Hilfe brauchen wir, egal, woher sie kommt. Oder willst du weiter von Hotel zu Hotel tingeln wie ein heimatloser Vagabund?«
» Nein«, seufzt Peter. »Das ist trotzdem nicht korrekt.«
» Ich verstehe dich, doch lass ihn erst mal ausreden!«
Ich schätze Hannas Vernunft. Nicht viele junge Menschen wären in dieser Situation zu überlegten Handlungen fähig. Die meisten Leute hätten sich in ihrer Lage todesmutig auf mich gestürzt und mir die Augen ausgekratzt. Rache ist ein Gefühl, das nur schwer zu kontrollieren ist.
» Fein«, raune ich nüchtern. »Lasst uns einen Waffenstillstand aushandeln und sei es nur für diesen einen Tag. Ja?« Ich schaue in die Runde.
Hanna sagt als Erste: »Okay.«
Peter nickt widerwillig und beißt sich dabei sichtlich auf die Zunge.
Als ich Julie an schaue, sehe ich nichts als Verachtung in ihrer Mimik. Es ist verständlich, dass sie mir nicht vergeben kann. Sie war klein, als ihre Mutter starb, und Mama war bestimmt die Größte für sie gewesen. Dennoch brauche ich auch ihre Zustimmung.
» Julie?«, frage ich mit Nachdruck.
Sie schweigt und tötet mich mit ihren Blicken.
»Hör zu, wir schließen hier einen Pakt. Und dafür benötige ich auch dein Wort. Je eher du der Sache zustimmst, desto schneller bist du mich wieder los. Ich kann sonst den ganzen Tag hier herumhängen. Kein Problem.«
Das Mädchen schluckt bittere Galle herunter: »Von mir aus.«
» Super«, applaudiere ich zynisch. »Da wir uns jetzt einig sind, können wir über die Details sprechen. Zuerst hätte ich eine ungewöhnliche Frage, die eigentlich nichts zur Sache tut. Bitte wundert euch nicht darüber.« Ich kratze mich am Hinterkopf.
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