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Storm: Thriller (German Edition)

Storm: Thriller (German Edition)

Titel: Storm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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der Schule nach Hause kamen, eine Liste aller verwundbaren Stellen des Hauses erstellt und ein angemessenes Überwachungssystem installiert werden.
    Nana unternahm zunächst ein paar Versuche, die FBI -Agenten aus dem Vorgarten zu vertreiben, aber in diesem Punkt blieb ich hartnäckig. Sie hatte von mir verlangt, alles zu tun, was nötig war, um für ausreichenden Schutz zu sorgen. Sie sprach kaum ein Wort mit mir, und die ganze Situation war durch und durch unbefriedigend, aber so sah unsere Realität im Augenblick eben aus.
    Ein Leben im Belagerungszustand. Kyle Craig war in unser Leben zurückgekehrt.

20
    Und das Leben geht weiter, ob man will oder nicht.
    Nachdem ich die Kinder zur Schule gebracht hatte, schaffte ich es gerade noch rechtzeitig zu meinem zweiten Klienten ins St. Anthony’s Hospital. Seitdem ich meine Privatpraxis aufgegeben habe, stelle ich mich dem Krankenhaus ehrenamtlich als Therapeut zur Verfügung. Die Patienten dort leiden unter teils schweren psychischen Erkrankungen, können sich die notwendigen Therapien aber nicht leisten, daher war ich froh, helfen zu können. Außerdem sorgte diese Arbeit dafür, dass ich wach und aufmerksam blieb.
    Bronson »Pop-Pop« James kam in mein feuchtkaltes Zimmer geschlurft wie ein Zuhälter, breitbeinig und angeberisch, und schwitzte aus jeder Pore seine übliche Attitüde aus, die da hieß: Ich bin einfach zu cool für die Schule . Bei unserer ersten Begegnung war er elf gewesen. Jetzt war er ein bisschen älter, und sein zynischer Blick auf die Welt hatte sich noch weiter verfestigt.
    Seit wir uns regelmäßig sahen, waren zwei seiner Freunde gestorben, und die meisten seiner Vorbilder – Straßenräuber, kaum älter als er selbst – waren auch schon tot.
    Manchmal hatte ich das Gefühl, als sei ich der einzige Mensch auf der Welt, dem etwas an Bronson lag. Damit will ich nicht sagen, dass ich es leicht mit ihm hatte. Das Gegenteil war der Fall.
    Er saß mir gegenüber auf dem Kunstledersofa, das Kinn zur Zimmerdecke gerichtet, begutachtete irgendetwas da oben, aber wahrscheinlich ignorierte er mich einfach.
    »Und, gibt es etwas Neues seit dem letzten Mal?«, erkundigte ich mich.
    »Kann ich nich drüber reden«, sagte er. »Mann, warum schleppen Sie eigentlich immer dieses Starbucks-Zeug hier an?«
    Ich ließ den Blick zu dem Becher in meiner Hand wandern. »Wieso? Magst du Kaffee?«
    »Ach was, ich rühr den Mist nich an. Schmeckt eklig. Aber dieses Frappuccino-Zeug, was die da ham. Das mag ich.«
    Er hatte einen Köder ausgeworfen. Vielleicht hoffte er, dass ich ihm beim nächsten Mal etwas mitbrachte. Ihm ein bisschen Zucker in den Hintern pustete. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, wo hinter der Rüstung, die er sich zugelegt hatte und die er Tag und Nacht zu tragen schien, das Kind zum Vorschein kam.
    »Bronson, du hast gesagt, du kannst nicht darüber reden. Heißt das, dass es doch etwas Neues gibt?«
    »Sind Sie taub ? Ich hab gesagt: Kann ich. Nich. Drüber. Reden!«
    Jedes seiner Worte wurde von einem kräftigen Tritt gegen das Tischchen zwischen uns begleitet.
    Über Jugendliche wie Bronson gab es zahlreiche psychologische Abhandlungen – bestand Aussicht auf Besserung, auf Wiedereingliederung in die Gesellschaft, oder nicht? Soweit ich es beurteilen konnte, besaß er keinerlei Mitgefühl für andere Menschen. Das ist ein zentrales Element bei der Entwicklung einer soziopathischen Persönlichkeitsstörung – wie sie im Übrigen zum Beispiel bei Kyle vorlag – und machte es ihm sehr leicht, seine gewalttätigen Neigungen auszuleben. Anders ausgedrückt: Es fiel ihm außerordentlich schwer, sie nicht auszuleben.
    Aber ich kannte auch Bronsons kleines Geheimnis. Ich wusste, dass hinter seiner Straßengangster-Fassade und all den psychischen Störungen ein verschreckter, kleiner Junge saß, der gar nicht verstehen konnte, warum er so fühlte, wie er die meiste Zeit fühlte. Pop-Pop war seit dem Säuglingsalter von einer staatlichen Behörde zur nächsten weitergereicht worden, und ich fand, dass er mehr verdient gehabt hätte als das, was das Leben ihm bisher geboten hatte. Das war der Grund, warum ich mich zweimal pro Woche mit ihm zusammensetzte.
    Ich nahm noch einen Anlauf. »Bronson, du weißt doch, dass das, was wir hier besprechen, absolut vertraulich ist, oder?«
    »Es sei denn, ich bin eine Gefahr für mich selbst«, zitierte er. »Oder für jemand anders.« Dieser zweite Punkt schien ihm ein Lächeln zu entlocken. Ich glaube,

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