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Storm: Thriller (German Edition)

Storm: Thriller (German Edition)

Titel: Storm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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dem Stock, der an einem Türgriff im Flur hing, ging sie schnurstracks vorbei.
    »Mitchell, biete deinem Freund doch etwas zu trinken an. Ich will mal sehen, was ich im Kühlschrank noch finde.«
    Sie gingen durchs Wohnzimmer, und Denny ließ sich ein bisschen zurückfallen. Die Möbel passten zueinander, aber sie waren alt. »Oma mit kleiner Rente«, in dem Stil etwa. Er konnte sich vorstellen, dass sein Alter damals in genau solchen Häusern versucht hatte, seine Staubsauger oder Messer oder wovon er sonst den ganzen Whiskey bezahlt hatte, zu verscherbeln. Aber besonders gut konnte er nicht gewesen sein. Der alte Arsch hatte nie was Besseres getrunken als Old Crow.
    Auf einem Beistelltischchen hatte Mrs. Talley drei Bilder in Goldrahmen zu einem perfekten Halbkreis angeordnet. Auf einem war Jesus zu sehen, den Blick hinauf zu Gott gerichtet. Auf dem zweiten Mitch mit Anzug und Krawatte, ziemlich jung und ziemlich doof. Und das dritte war eine Porträtaufnahme eines Schwarzen im mittleren Alter. Er trug eine Militäruniform und eine beträchtliche Anzahl Orden auf der Brust.
    Denny betrat die Küche. Mrs. Talley war schon schwer beschäftigt, während Mitch an dem alten Resopaltisch saß und zwei offene Flaschen Heinecken vor sich stehen hatte.
    »Sagen Sie mal, der Mann auf dem Bild da draußen, ist das Mr. Talley?«, erkundigte sich Denny.
    Die alte Frau erstarrte. Ihre Hand war schon auf dem Weg zu der verletzten Hüfte, doch dann überlegte sie es sich und machte stattdessen den Kühlschrank auf.
    »Mr. Talley ist vor zwei Jahren von uns gegangen«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. »Gott sei seiner Seele gnädig.«
    »Das tut mir wirklich leid«, sagte Denny. »Dann wohnen Sie also ganz alleine hier, hmm?« Ihm war klar, dass sein Benehmen unmöglich war, aber das ließ sich nun mal nicht vermeiden.
    Sie verstand seine Äußerung fälschlicherweise als Anteilnahme. »Oh, ich bin zufrieden. Es gibt da einen Jungen, der mir den Rasen mäht und Schnee schippt, und wenn ich etwas Schweres zu heben habe, dann kommt mein Nachbar Samuel rüber und hilft mir.«
    »Also, tut mir leid, dass ich das angesprochen habe, Mrs. Talley. Ich wollte nicht …«
    »Nein, nein.« Sie verscheuchte noch ein paar unsichtbare Fliegen. »Alles in bester Ordnung. Er war ein guter Mann.«
    »Ein guter Mann, der einen wohlgeratenen Sohn hinterlassen hat«, fügte Denny hinzu.
    Ein Lächeln legte sich über Mrs. Talleys Gesicht. »Das müssen Sie mir nicht erst sagen«, meinte sie und strich Mitch mit der Hand über die Schulter, während sie mit einer Tüte Zwiebeln in der Hand vom Kühlschrank zur Theke ging.
    Denny sah, wie Mitchs Knie unter dem Tisch gerade einen Trommelwirbel entfachten.

74
    Obwohl sie unangemeldet aufgetaucht waren, zauberte Bernice Talley ihnen eine schnelle Muschelsuppe nach Neu-England-Art, reichte dazu frisches Brot, einen Salat sowie ein paar Mikrowellen-Kartoffeln mit allem, von Butter über Sour Cream bis hin zu kanadischem Speck. Denny hatte nicht mehr so gut gegessen, seitdem er diesen ganzen Mist angefangen und nur noch in den Unterkünften und dem gottverlassenen Suburban, dem er keine einzige Träne nachweinte, geschlafen hatte. Zufrieden schlug er sich den Bauch voll, während Mrs. Talley ununterbrochen von irgendwelchen Leuten erzählte, von denen er noch nie gehört hatte. Mitch hörte weitgehend zu.
    Schließlich, nach einer zweiten Runde Vanilleeis mit Schokoladensoße, schob Denny seinen Stuhl ein Stück zurück und streckte Arme und Beine aus.
    »Madam, das war fantastisch«, sagte er.
    Mrs. Talley strahlte. »Warten Sie ab, bis Sie meine Waffeln probiert haben«, sagte sie.
    »Wir bleiben nich über Nacht hier, Mom«, sagte Mitch, mehr zu seiner Eiscreme-Schale als zu ihr.
    Augenblicklich fiel das Lächeln in sich zusammen. »Was soll das denn heißen? Wo wollt ihr denn um halb zehn Uhr abends noch hin?«
    »Wir kommen gerade von einer Konferenz in New York«, schaltete Denny sich ein. »Mitch dachte, es wäre vielleicht schön, kurz vorbeizuschauen, aber wir müssen morgen früh schon wieder in Cleveland sein. Wenn wir rechtzeitig bei der Arbeit sein wollen, müssen wir die ganze Nacht durchfahren.«
    »Ich verstehe«, sagte sie leise, aber die schmerzliche Enttäuschung in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    »Wissen Sie was …« Denny stand auf und fing an, den Tisch abzuräumen. »Ihr beiden setzt euch jetzt am besten für eine Weile ins Wohnzimmer, während ich hier sauber mache.«
    »O nein,

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