Storm: Thriller (German Edition)
uns in der Nähe. Die Kennzeichen waren abgeschraubt, kein Wunder, aber ich glaube nicht, dass derjenige, der ihn da versenkt hat, damit gerechnet hat, dass wir ihn finden, zumindest nicht so schnell. Die Sache ist nämlich die: Am Wochenende hatten wir hier am Flugplatz eine Flugshow mit Ultraleichtflugzeugen, und ein paar von den Leuten, die über den Teich geflogen sind, haben das Ding gesehen und es gemeldet …«
»Ja?«, sagte ich. Cowen schien beim Reden kein einziges Mal Luft zu holen.
»Ja, na ja, also eigentlich kann der Wagen nicht länger als achtundvierzig Stunden im Wasser gewesen sein, weil wir noch ein paar sehr schöne Fingerabdrücke darin gefunden haben. Sechs davon hatten sogar zwölf Punkte oder mehr, was in der Theorie ja ganz prima war, aber dann haben wir beim ersten Durchgang durch die Datenbank keinen einzigen Treffer bekommen …«
»Bitte entschuldigen Sie, Detective, aber könnten Sie mir vielleicht verraten, wo da die Verbindung zu meinem Fall ist?«
»Also, es ist so: Ich hab zuerst auch gedacht, dass wir in einer Sackgasse stecken, aber dann kriege ich heute früh einen Anruf von der State Police … anscheinend passt einer von diesen sechs Fingerabdrücken zu Ihrem unbekannten Verdächtigen.«
Na bitte, das war doch was. Ich erhob mich von der Couch und machte mich auf den Weg in die Dachkammer. Zügig. Ich musste jetzt sofort meine Skizzen und Notizen vor mir haben.
Bisher hatten wir unseren geisterhaften Heckenschützen lediglich als »unbekannten Verdächtigen« geführt. Der Fingerabdruck, den er beim ersten Attentat und dann noch einmal auf dem National Law Enforcement Officers Memorial hinterlassen hatte, das war Absicht gewesen, so etwas wie eine Visitenkarte. Dieser Fingerabdruck jetzt, das hörte sich sehr viel mehr nach Fehler an, und in diesem Stadium des Spiels wusste ich einen schönen Fehler wirklich sehr zu schätzen.
Ob die anderen Abdrücke in dem Wagen alle von demselben Kerl stammten? Oder hatten wir womöglich plötzlich konkrete Hinweise auf beide Heckenschützen in der Hand?
Aber diesen Gedanken behielt ich erst einmal für mich.
»Detective Cowen, kann sein, dass Sie mir soeben nicht bloß den Tag, sondern den ganzen Monat gerettet haben. Können Sie mir alles zuschicken, was Sie haben?«
»Geben Sie mir Ihre E-Mail-Adresse«, sagte er. »Ist alles eingescannt und versandfertig. Wir haben, wie gesagt, sechs vollständige Abdrücke und neun teilweise gefunden. Wir hatten wirklich einfach nur Glück, dass wir das Fahrzeug überhaupt so schnell entdeckt haben …«
»Hier ist meine E-Mail-Adresse«, sagte ich und diktierte sie ihm. »Tut mir leid, dass ich Sie so hetze, aber ich will unbedingt so schnell wie möglich wissen, was Sie gefunden haben.«
»Kein Problem.« Im Hintergrund hörte ich das Klappern einer Tastatur. »Okay, ist unterwegs. Falls Sie noch irgendetwas brauchen oder sich hier mal umschauen wollen oder sonst irgendwas , dann sagen Sie mir einfach Bescheid.«
»Geht in Ordnung.«
Um ehrlich zu sein, ich hatte mir, noch während er sprach, die Route nach Brick Township, New Jersey, auf meinen Laptopbildschirm geholt. Falls es wirklich das war, was ich mir davon versprach, dann würde ich Detective Cowen noch vor Ende dieses Tages gegenüberstehen. Und er und ich, wir würden uns dort mal umschauen – oder sonst irgendwas .
77
Das Problem mit diesen neuen Fingerabdrücken aus New Jersey bestand darin, dass ich nichts hatte, womit ich sie vergleichen konnte. Jedenfalls nicht in irgendwelchen Polizeiakten. Es ließ sich nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob sie alle von ein und derselben Person stammten.
Ich musste an Max Siegels Angebot von neulich denken. Das FBI besaß natürlich sehr viel mehr Möglichkeiten als Detective Scott Cowen. Ich war nur einfach nicht bereit, mich darauf einzulassen.
Stattdessen wandte ich mich erneut an Carl Freelander, der als interner Ermittler der Army in Lagos stationiert war. Die vertrauten Pfade waren mir erst einmal lieber, auch wenn sie um die halbe Welt führten und Carl möglicherweise bald die Nase voll hatte von meinen Anrufen.
»Zweimal in einem Monat, Alex? Wir müssen dir unbedingt eine Stechkarte besorgen«, sagte er. »Also, was kann ich für euch tun?«
»Ich schulde dir jedenfalls noch einen Drink«, erwiderte ich. »Und falls es dich interessiert, es kann sein, dass ich immer noch hinter dem gleichen Gespenst her bin wie beim letzten Mal, aber ich möchte gerne sichergehen. Ich
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