Storm: Thriller (German Edition)
muss.«
»Um Himmels willen, wenn ich irgendetwas wüsste, dann würde ich es Ihnen sagen!«
Jetzt heulte der erste Streifenwagen unten durch die Straße.
»Sieht ganz so aus, als wär deine Zeit abgelaufen«, meinte er.
Es knallte, und ich zuckte zusammen. Erst danach wurde mir klar, dass der Schuss gar nicht aus Hennesseys Waffe gekommen war. Er riss die Augen auf. Eine Blutspur zog sich bis zu seiner Oberlippe, dann brach er vor meinen Augen zusammen, als hätte ihm irgendjemand die Schnüre gekappt.
»Alex?«
Ich blickte nach rechts. Auf dem Dach des Nachbargebäudes stand Max Siegel. Abgesehen von einem schmalen Lichtstreifen aus dem Treppenhaus in seinem Rücken war alles dunkel. Seine Beretta war direkt auf mich gerichtet, aber sobald ich mich umdrehte, ließ er sie sinken.
»Alles okay?«, rief er mir zu.
Ich trat auf Hennesseys Handgelenk und nahm ihm die Walther ab. Am Hals war kein Puls zu fühlen, und seine Augen sahen aus wie leere Untertassen. Er war nicht mehr. Max Siegel hatte ihn erledigt und mir damit das Leben gerettet.
Als ich mich wieder aufgerichtet hatte, füllte sich die Straße zusehends. Abgesehen von den Sirenen konnte ich Türen knallen und Funkgeräte quaken hören. Die Straße war komplett abgeriegelt, aber ich musste meine Glock suchen gehen.
Siegel blickte mir nach, während ich mich auf den Weg zur Tür machte. Ich schuldete ihm ein Dankeschön – allermindestens das –, aber der Straßenlärm hätte meine Worte verschluckt, also zeigte ich ihm fürs Erste nur die nach oben gereckten Daumen.
Alles gut.
107
Am nächsten Morgen regnete es. Die Pressekonferenz, die eigentlich unter freiem Himmel geplant gewesen war, wurde in den großen Versammlungsraum im Daly Building verlegt. Mindestens hundert Journalisten waren anwesend, und wir arrangierten noch eine Lautsprecher-Übertragung ins Foyer, für alle, die nicht mehr hineingepasst hatten, und für jene, die zu spät kamen.
Max und ich saßen auf dem Podium, zusammen mit Chief Perkins und Jim Heekin vom Geheimdienstdirektorat. Das Klicken der Kameraverschlüsse war allgegenwärtig, und die meisten waren auf Max und mich gerichtet. Wir waren ganz eindeutig das Paar der Woche.
Es war eine meiner berühmten Viertelstunden. Davon hatte ich schon etliche erlebt. Jetzt würden mir ein paar Wochen lang ständig Interviewanfragen auf den Tisch flattern, vielleicht auch ein, zwei Buchangebote, und wenn ich heute Abend nach Hause kam, würden vor der Haustür etliche Journalisten auf mich warten, das war klar.
Die Pressekonferenz begann mit einer Erklärung des Bürgermeisters, der ungefähr zehn Minuten benötigte, um uns klarzumachen, weshalb das Geschehene nichts anderes zu bedeuten hatte, als dass wir ihn bei der nächsten Wahl wieder wählen sollten. Anschließend gab der Chief eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse, und schließlich waren Fragen gestattet.
»Detective Cross«, sagte ein Fox-Reporter wie aus der Pistole geschossen, »könnten Sie uns bitte schildern, was genau sich gestern Abend auf diesem Hausdach zugetragen hat? Schritt für Schritt? Nur Sie sind in der Lage, diese Geschichte zu erzählen.«
Das war das, was diesen Fall so »sexy« machte – der Stoff, mit dem sich Zeitungen verkaufen ließen. Und Zeitungsanzeigen. Meine Antwort war knapp genug, damit wir weiterkamen, aber ausführlich genug, damit ich nicht noch eine Stunde lang damit gelöchert wurde, wie es sich anfühlt , einem kaltblütigen Killer gegenüberzustehen, Auge in Auge .
»Dann könnte man also sagen, dass Agent Siegel Ihnen das Leben gerettet hat?«, schloss sich die nächste Frage an.
Siegel beugte sich zu seinem Mikrofon. »Ganz richtig«, sagte er. » Wenn irgendjemand diesem Kerl hier das Licht auspustet, dann bin ich das.« Er erntete großes Gelächter.
»Aber jetzt mal im Ernst«, fuhr er fort. »Wir hatten durchaus so unsere Schwierigkeiten miteinander, aber der Verlauf dieser Ermittlungen ist ein perfektes Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit zwischen Bundesbehörden und örtlichen Dienststellen im Angesicht einer gefährlichen Bedrohung. Ich bin stolz auf das, was Detective Cross und ich erreicht haben, und ich hoffe, dass die ganze Stadt stolz ist auf uns.«
Allem Anschein nach verfügte auch Siegels gute Seite über ein gewaltiges Ego. Aber ich wollte nicht pingelig und auch nicht kleinlich sein. Wenn er die große Bühne haben wollte, dann bitte gern.
Bei den nächsten Fragen hielt ich mich zurück, bis
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