Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
zusammen. Aber wenn ich vor ihm floh, würde Coyote mich einfach einfangen, das wusste ich. Er würde mich zu Boden werfen, mit einem Fingerschnippen töten, und von Janet wäre nur noch Staub im Wind übrig.
»Soll das heißen, wenn ich Jim eine Chance gebe, gibst du mir auch eine?«, fragte ich.
»Das soll heißen, dass ich dich beobachte und dass dir nicht mehr viele Chancen bleiben.«
Es war sein Ernst, daran zweifelte ich nicht. Coyote hielt mein Leben in den Händen und brauchte nur mit den Fingern zu schnippen, und ich wäre weg.
Ich schloss die Augen und dachte an die Stimme, die in mir sprach, jedes Mal, wenn die Magie sich regte, und an das Böse, zu dem sie mich drängte. Konnte ich das Geflüster zum Verstummen bringen? Konnte ich diesen Teil meiner magischen Kräfte irgendwie abtöten und den Rest nach meinem Willen lenken? Oder würde die Magie der Unteren Welt mich am Ende einfach verzehren und vernichten? Meine Mutter war böse, und dieses Böse war in mir. Coyote, die Drachen, meine Großmutter – was das anging, hatten sie alle recht.
Ich hörte Stimmen, menschliche Stimmen, öffnete die Augen und atmete vor Erleichterung auf. Naomi Kee und Jamison kletterten mit ihrer Tochter Julie gerade das Gleisbett hinunter und kamen auf uns zu. Julie riss sich von ihrer Mutter los, rannte mit dem fohlenhaften Galopp einer Elfjährigen zu Coyote und umarmte ihn stürmisch. Er hob sie hoch und wirbelte sie herum.
»Hallo, Julie!« Coyotes Stimme war die Sanftheit selbst, als er sie wieder absetzte.
»Hallo, Coyote!«, sagte Julie gut verständlich und in Gebärdensprache. »Was macht ihr so weit draußen? Geht ihr, du und Janet, nach Chevelon Canyon? Da wollen wir hin. Können wir mit euch mitkommen?«
Ich wollte Jamison wirklich nicht sehen, aber er nickte mir nicht unfreundlich zu, als auch er und Naomi bei uns angekommen waren. Am liebsten hätte ich ihn umarmt und mich tausendmal bei ihm für das entschuldigt, was auf dem Dach des Hotels geschehen war.
Coyote warf mir über Julies Kopf hinweg einen Blick zu, der mir sagte, dass ich irgendeine Prüfung bestanden hatte. »Klar, Julie«, antwortete er. »Ich komme mit euch mit. Aber Janet hat gerade etwas Wichtiges zu erledigen.«
Ich befolgte den Hinweis, blieb stehen und sah zu, wie die drei Erwachsenen und Julie in die Wüste davongingen. Die Sonne bildete einen Strahlenkranz um Julie, als wäre sie ein heiliges Wesen.
Mick war immer noch bei Colby, als ich wieder im Hotel ankam. Ich hatte keine Lust, Colby zuzuhören, wie er sich über meine Ausdauer im Bett ausließ, also stieg ich auf meine Maschine und sagte Cassandra, ich müsse Besorgungen machen. Ich hatte wirklich etwas zu erledigen – ich war bei meinen Pflichten sehr im Rückstand –, aber trotzdem war es nur eine Entschuldigung, um von den Dingen wegzukommen, die mir auf die Nerven gingen.
Ich musste entweder Coyote davon überzeugen, dass ich hundertprozentige Kontrolle über meine Magie hatte und sie nur im absoluten Notfall einsetzen würde, oder mich geschlagen geben, wie er es wollte, und endgültig aufhören, sie einzusetzen. Ich war mir bei beidem nicht sicher, ob ich dazu fähig war.
Ich fuhr zum Tourismusbüro, wo ich meine neuen Broschüren auslegen wollte. Sie wollten gerade schließen, die Sonne ging schon unter, aber ich schaffte es gerade noch rechtzeitig. Dann stattete ich dem winzigen Büro hinter der Post einen Besuch ab, wo eine Frau, die niedliche Touristenkarten druckte, meine Dollars entgegennahm, um mein Hotel auf einer der Karten aufzulisten. Reklame war ein unendliches Spiel.
Ich beschloss, im Diner etwas essen zu gehen, und dort fand mich Vizepolizeichef Salas. Er trug immer noch Uniform, glitt mir gegenüber in die Sitznische und bestellte Kaffee, als die Kellnerin mir meinen üblichen Cheeseburger brachte.
»Also, was ist mit Maya los?«, fragte er.
Ich hob gleichzeitig die Brauen und meinen Cheeseburger. »Sie hat Sie abblitzen lassen?«
»Jep.«
»Tut mir leid.« Das war die Wahrheit. Emilio war ein netter Kerl. »Sie ist immer noch nicht über Nash hinweggekommen. Geben Sie ihr Zeit!«
»Nein, ich meine, ich bin heute Nachmittag zu ihr gefahren, und sie hat kaum die Tür geöffnet. Sie hat nur durch den Spalt gesagt, dass sie nicht mit mir ausgehen will. Hat dankend abgelehnt.« Salas nickte der Kellnerin, die ihm den Kaffee servierte, zu, spielte aber nur mit der Tasse. »Ich bin bloß zu ihr rübergefahren, um nach ihr zu sehen. Nach dem ganzen
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