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Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)

Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)

Titel: Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allyson James
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parodierte meinen Schrei. Atemlos verstummte ich, und dann begann ich zu lachen.
    Er war ein Clown, ein Koshare. Sein fast nackter Körper war mit schwarzen und weißen Streifen bemalt, und von seinem Kopf ragten zwei lächerliche schwarz-weiß gestreifte Hörner auf. Koshares traten immer zusammen mit den Kachina-Tänzern der Hopi auf, die in aufwendigen Kostümen die Parts von Göttern und Geistern übernahmen, nur dass die Koshares technisch gesehen keine Kachinas waren, weil sie keine Masken trugen. Die Tänzer glaubten – und so auch ich –, dass der Geist des Kachina, den sie darstellten, während des Auftritts von ihnen Besitz ergriff. Koshares waren die Clowns der Gruppe; sie waren da, um die Leute zum Lachen zu bringen, aber auch, um durch ihre Witze und Possen schlechtes Benehmen aufs Korn zu nehmen.
    Ich fragte mich, warum einer von ihnen hier draußen war. Kachina-Tänze wurden üblicherweise im Frühling abgehalten, in der Wachstumsperiode, und Nicht-Indianer waren dabei nicht immer willkommen. Doch vielleicht war er einfach nur hierheraus gekommen, um an diesem stillen Ort mit den Geistern zu kommunizieren oder um ein Auge auf ihn zu haben.
    Der Koshare sprang mit beiden Füßen auf und ab, griff sich an den Kopf und wirkte verängstigt. Dann schlug er ein Rad, wirbelte herum, streckte den Hintern heraus und furzte. Ich lachte so heftig wie damals als kleines Kind, als ich noch nichts von der Existenz meiner Gewittermagie und meiner Untere-Welt-Magie, von Drachen und anderen erschreckenden Dingen geahnt hatte.
    Der bemalte Mann schlug einen Rückwärtssalto; seine Körperbeherrschung war wirklich bewundernswert. Sein Lendenschurz schwang zur Seite und entblößte mir alles, aber ich war hier draußen sein einziges Publikum.
    Ich klatschte in die Hände wie die Fünfjährige, die ich einst gewesen war. »Noch mal«, drängte ich ihn.
    Der Mann wirbelte auf einem Bein herum, das andere ausgestreckt wie ein Tänzer, dann stampfte er auf den Boden auf. Plötzlich bäumte er sich abrupt nach vorne auf, und das Lachen blieb mir im Hals stecken.
    Der Koshare erstarrte mit ausgestreckten Armen; sein Brustkorb war leicht nach vorne gestreckt. Genau diese Haltung hatte Jim in meiner Vision eingenommen. Dann, wieder genau wie Jim, fiel der Koshare auf die Knie und stürzte auf den Boden.
    Ich rannte zu ihm hinüber. Der Koshare lag bewegungslos da, die schwarze und weiße Farbe auf seinem Körper war nun mit Staub bedeckt. Ich ging neben ihm in die Hocke, unsicher, ob ich ihm aufhelfen sollte.
    »Du hast ihn gesehen, nicht? Was ist passiert?«
    Der Mann zuckte heftig, sein ganzer Körper hob sich vom Boden. Ich sprang aus dem Weg, und er stand mit steifen Gliedern auf und wirkte desorientiert, genau wie Jim.
    Der Koshare hatte gesehen, wie Jim Mohan gestorben und wieder zum Leben erwacht war.
    »Sag mir, was passiert ist!«, drängte ich.
    Als Antwort duckte der Mann sich fort und hob in einer schützenden Geste die Arme. Er wirkte verängstigt und hatte die geschminkten Augen weit aufgerissen. Als ich auf ihn zuging, wich er vor mir zurück.
    »Ich habe ihn nicht getötet«, sagte ich. »Ich hatte nichts damit zu tun.«
    Er steckte die Finger in den Mund und imitierte Zähneklappern. Dann warf er die Arme in die Luft und wirbelte herum, spielte mir vor, dass ein Wirbelwind ihn erfasste und zu Boden schmetterte. Der Koshare lag schlaff und reglos da, und der Staub, den er aufgewirbelt hatte, legte sich auf seine aufgerissenen, blicklosen Augen.
    Oh Scheiße, er sah ja wirklich tot aus! Wieder rannte ich zu ihm hinüber. Schweiß lief mir das Gesicht hinunter, und ich griff nach dem Koshare, um ihm den Puls zu fühlen.
    Eine große bemalte Hand schloss sich um mein Handgelenk. Der Typ war riesig, und jetzt hielt er mich fest am Arm gepackt und konnte mir jederzeit den Knochen brechen.
    Der Koshare stand auf und zog mich mit. Er packte meine andere Hand, verschränkte die Finger mit meinen und begann, mich im Kreis herumzuwirbeln, schneller und immer schneller. Meine Füße konnten kaum mit ihm Schritt halten. Ich wäre fast gefallen, aber seine starken Hände zogen mich wieder hoch. Die Welt wirbelte um mich herum, blauer Himmel, rote Erde, die grüne Linie des Flusses, Puebloruinen, leerer Horizont.
    »Hör auf«, keuchte ich. »Mir wird schlecht.«
    Er wurde noch schneller, und alles verschwamm mir vor den Augen. Panik ergriff mich. Ich zerrte an seinen Händen, versuchte, mich loszureißen, doch er war

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