Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
wehgetan. Ich hatte mir eingeredet, dass wir das alles inzwischen längst hinter uns gelassen hätten, dass uns der Neuanfang gelungen wäre.
Und jetzt beobachtete Mick mich immer noch; er wartete nach wie vor darauf, dass ich etwas falsch machte. Er war mein Beschützer und mein Liebster, aber auch mein Bewährungshelfer. Sobald er dachte, dass ich gefährlich wurde, würde er eingreifen und mich unschädlich machen. Und dann würde er »Tut mir leid, Baby« sagen und mich küssen und lieben, bis ich es vergessen hatte.
Was für eine beschissene Beziehung war das?
»Nash, halt an!«, sagte ich.
Nash Jones fuhr mit exakt hundertzwanzig Sachen weiter. »Warum?«
»Halt einfach an! Ich muss raus.«
»Wozu? Wenn du dich erbrechen musst, ich habe Spucktüten aus dem Flugzeug da.«
»Du bist eine Seele von Mensch. Nein, ich will raus, weil ich genug von euch allen habe. Wenn ich so verdammt gefährlich bin, gehe ich eben. Nach Grönland oder so, und ihr müsst euch meinetwegen nie wieder Sorgen machen.«
»Ich komme mit«, erklärte Maya.
»Niemand geht hier fort«, erklärte Nash fest. »Du, Maya, schläfst dich zu Hause aus, und du, Janet, bleibst in deinem Hotel und erzählst mir alles, was hier wirklich los ist.«
»Du bist ein Mistkerl«, zischte Maya. »Wir sind doch bloß tanzen gegangen. Wir haben nicht darum gebeten, dass irgend so ein Kerl uns mit der Waffe bedroht oder dass uns jemand im Club angreift.«
»Mit der Waffe?«, brüllte Nash. »Was zum Henker?«
»Halt an!«, sagte Mick. »Ich steige aus.«
Ich hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt und die Fäuste in meinen Seiten vergraben. Mein Hals war so zugeschnürt, dass ich keinen Ton herausbrachte.
»Aber wir sind hier mitten in der Wüste«, wandte Nash ein.
»Macht nichts. Fahr rechts ran!«
Nash schwieg, was bedeutete, dass er kein überzeugendes Argument dafür hatte, Mick gegen seinen Willen nach Magellan mitzunehmen. Sogar Maya hörte auf, Nash zu beschimpfen, und saß stumm da. Bei der Ausfahrt Ash Fork bog Nash vom Freeway ab und fuhr unten an der Rampe rechts ran.
Mick öffnete die Tür, bevor der Geländewagen angehalten hatte. Mir war schlecht vor Angst. Ich dachte an die Drachen, die nur darauf warteten, ihm weiß der Himmel welche Qualen zu bereiten. Ich dachte an andere lauernde Gefahren, wie einen Untoten, der seine mörderischen Impulse nicht kontrollieren konnte. Ich hatte Angst um Mick und war wütend auf ihn. Und wütend auf mich selbst, weil er mir so viel bedeutete.
Er sprang aus dem SUV und hielt die Tür auf, sein Körper eine dunkle Silhouette gegen den Morgenhimmel. »Janet, sag Colby, wenn er dich zum Prozess mitbringt, bringe ich ihn um!«
»Mick«, rief ich. »Es ist gefährlich da draußen.«
»Bin ich auch.« Er knallte die Tür zu. Nash warf ihm aus dem Fenster einen fragenden Blick zu, aber Mick schüttelte nur den Kopf und ging davon.
Nash fuhr wieder an, und Mick ging los, den Highway hinunter, der sich in den Süden nach Chino Valley schlängelte. Ich beobachtete die einsame, aufrechte Gestalt, solange ich konnte, bis Nash eine Kurve nahm und ich Mick aus den Augen verlor.
Ich musste Naomi erklären, warum ich einen ihrer Schuhe in Las Vegas zurückgelassen hatte. Nash hatte einen Deputy geschickt, um Mayas Laster zu holen, aber Naomis Sandale war unter Trümmern begraben. Die Schuhe waren ihr egal, doch sie war alles andere als begeistert, dass ich einfach so abgehauen war, nachdem ich sie zur Vorsicht gemahnt hatte. Kleinlaut bot ich ihr an, ihr ein neues Paar Sandalen zu kaufen, aber ich konnte sehen, dass sie stinksauer auf mich war.
Wenn Naomi wütend war, war Jamison fuchsteufelswild. Auf mich, nicht auf Maya. Jamison kam noch am selben Abend ins Hotel. Ich war gerade in meinem Büro und hatte immer noch einen höllenmäßigen Kater. Ich hatte die ganze Geschichte schon Nash erzählt, inklusive allem, was ich über den untoten Jim Mohan wusste. Als jetzt auch noch Jamison Erklärungen forderte, platzte mir der Kragen.
»Mick ist irgendwo da draußen«, schrie ich. »Mit Drachen, die ihm auf den Fersen sind, und einem Wahnsinnigen, der Leute umstülpt. Mick schaut mich an, als hätte er Todesangst vor dem, was in mir ist, und solange dir das nicht selbst passiert ist, kannst du’s nicht verstehen. Tut mir leid, dass irgendein Idiot versucht hat, uns in Las Vegas zu vergewaltigen und dass der untote Jim uns töten wollte. So was passiert mir eben, okay? Ich tue mein Bestes.«
Jamison
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