Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
Einige New-Age-Anhänger hielten sie für Außerirdische, ich jedoch war ziemlich sicher, dass viele von ihnen die Götter und Dämonen der Unteren Welt darstellten. Aber da sie tatsächlich eine andere Welt war, lagen die New Ager wohl gar nicht so falsch.
Jamison und ich saßen einander im Schneidersitz gegenüber, und er zündete ein Salbeibündel an und ließ es in eine Steinschüssel fallen. Ich hatte eine Scherbe des magischen Spiegels mitgebracht, für den Fall, dass er helfen konnte, hatte ihm aber eingeschärft, sich ruhig zu verhalten.
Jamison nahm meine Hände und hielt sie in den Rauch. Der würzige Salbeiduft stieg in die abkühlende Luft, und ich atmete ihn tief ein.
Jamison sagte etwas in der Diné-Sprache und flüsterte magische Worte. Ich liebte seine samtige, singende Stimme. Er war ein begnadeter Geschichtenerzähler. Naomi hatte sich in ihn verliebt, als er an einem Abend nach Magellan gekommen war, um Geschichten zu erzählen, und ich verstand, warum.
»Lass deine Gedanken los!«, murmelte er. »Lass sie wandern, wohin sie wollen!« Seine Hände ergriffen meine fester. »Und hör auf, an Sex zu denken!«
Woher wusste er das bloß immer? »Ich habe an dich und Naomi gedacht.«
Jamison wurde rot, wirkte jedoch nicht sonderlich verlegen. »Ich hab dich nie für eine Voyeurin gehalten.«
»Ich meinte, was ihr beiden miteinander habt, ist toll.«
»Mmh«, sagte die Spiegelscherbe zu meinen Füßen. »Bitte beschreib mir alles , woran du denkst, ganz genau, damit ich es mir auch vorstellen kann. Tu dir gar keinen Zwang an!«
Jamison drückte mir wieder die Hände. »Du sperrst dich gegen das, was wir hier tun müssen. Lass deine Gedanken los! Konzentriere dich auf den Rauchgeruch und die Geräusche der Nacht!«
Was Jamison da von mir wollte, ängstigte mich. Ich konnte mir einreden, dass ich schon gelernt hatte, die Magie der Unteren Welt in mir zu kontrollieren – hatte ich mich bei dem Kampf im Club nicht wacker geschlagen, ganz zu schweigen von dem Kerl, den ich im Hotelzimmer k. o. geschlagen hatte? Aber ich wusste, dass Jamison recht hatte. Die Magie in mir war wie ein Ungeheuer, das nur darauf wartete auszubrechen.
Von Jamisons leisen Navajo-Worten regte sich meine Untere-Welt-Magie. Nicht vor Angst, sondern vor Wut.
Die Wüste zu unseren Füßen war auch das Zuhause der Skinwalker, abscheulichen Kreaturen mit enormen Kräften, die sich in die Häute von Tieren oder Menschen hüllten, die sie töteten, um ihre Gestalt anzunehmen. Meine Untere-Welt-Magie konnte sie rufen. Das wusste ich auf einmal, obwohl ich noch nie darüber nachgedacht hatte.
Du kannst sie rufen, sie kontrollieren und benutzen, um deine Feinde zu vernichten.
Ich hatte keine Feinde. Für so was war mir mein Leben zu schade.
Bilder von Leuten blitzten vor mir auf, jeder, der mich jemals verletzt hatte. Mädchen in der Schule, die sich über mich lustig gemacht hatten. Jungs in der Highschool, die nett zu mir waren, bis sich herausstellte, dass sie mich nur befummeln wollten. Meine Großmutter und ihre strengen Ermahnungen. Nash Jones, der mich so gern in eine Zelle einsperrte. Die Drachen, riesige geflügelte Kreaturen, die mich vernichten wollten. Mick.
Du kannst ihnen allen befehlen. Skinwalkern und Nightwalkern. Du hast den gerufen, der versuchte, Nash zu töten.
Einen Dreck hatte ich! Ich riss die Augen auf, die mir zugefallen waren. Im Salbei glühten heiße orangerote Funken wütend in der Dunkelheit. Jamison sprach weiter leise Navajo-Worte, die sich als schützendes Gebet um uns schlossen.
Mit dem Nightwalker am Checkpoint hatte ich nichts zu tun gehabt. Wie hätte ich das machen sollen? Er war doch da gewesen, um leichter Beute aufzulauern, oder etwa nicht?
Aber andererseits hatte der Nightwalker mich mit einem Ausdruck von Angst in den Augen angesehen, nachdem ich die seltsame Vision gehabt hatte, ihn mit einem Lichtstrahl zu Staub zu zermahlen. Was, wenn mein unterschwelliger Ärger auf Nash sich manifestiert hatte, indem ich einen Nightwalker herrief, um ihn umzubringen? Nashs einzigartige Magie-Resistenz hatte ihn getötet, aber es war überhaupt nicht sicher gewesen, dass es so ausgehen würde.
Oder vielleicht hatte ich den Nightwalker ja herbeigerufen, um Nashs Fähigkeit zu testen, seine Magie zu neutralisieren. Die Kreatur benutzt und sterben lassen, nur um meine Neugier zu befriedigen.
»Hab ich nicht!«, sagte ich laut.
Jamison zuckte zusammen und öffnete die Augen.
Ich riss die Hände
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