Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
überleben«, sagte er erschöpft. »Du hattest recht. Ich bin arrogant. Ich bin nicht stark genug, um dir zu helfen. Meine magischen Kräfte reichen auch nicht annähernd an deine heran.«
»Das hab nicht ich gesagt. Das war die Magie, die aus mir spricht. Ich hab gelogen, ich kann sie nicht kontrollieren. Jamison, was zum Teufel soll ich bloß machen?«
Jamisons wütender Blick wurde weicher. Vielleicht erinnerte er sich wieder an die verängstigte Fünfzehnjährige. Jetzt war ich sechsundzwanzig und genauso verängstigt.
»Coyote kann dir helfen. Er ist stark genug.«
»Na toll! Der droht mir ständig damit, mich zu töten, wenn ich nicht aufhöre, die Magie einzusetzen. Aber ich weiß nicht, wie ich sie stoppen soll.«
»Dann Mick.«
Ich schlang meine Arme um den Oberkörper, die Abendluft wurde kühl. »Der sagt das Gleiche. Außerdem ist er weg. Wir haben uns gestritten.«
»Dann versöhne dich mit ihm! Du brauchst ihn.«
»Als ich sagte weg , meinte ich das im Sinn von ich habe keine Ahnung, wo er ist. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, ging er auf den Nebenstraßen von Arizona davon. Per Anhalter könnte er inzwischen überall sein.«
»Dann Nash. Wenn er wirklich so ein magisches Vakuum ist, kann er dir vielleicht helfen, die Magie zu dämpfen.«
Ich hatte schon daran gedacht, war jedoch unsicher, ob es funktionieren würde oder ob ich Nash überzeugen konnte, mir zu helfen.
»Ich weiß nicht. Ich werde darüber nachdenken.«
Jamison machte Anstalten, mich zu berühren, aber er überlegte es sich anders und ließ die Hand wieder sinken.
Die Geste schnitt mir ins Herz. Jamison war immer der einzige Mensch gewesen, an den ich mich wenden konnte, der einzige Freund, dem ich vertrauen konnte. Und jetzt wollte er mich nicht mehr berühren, und ich konnte es ihm nicht einmal verdenken.
»Ich fühle mich wie der letzte Dreck«, sagte ich.
»Du musst dich ausruhen. Was du durchmachst, ist … nun, ich weiß nicht wirklich, was du gerade durchmachst, aber Erschöpfung macht es nicht besser.« Jamisons Ton wurde weicher. »Mein Rat als Schamane an dich ist: Geh schlafen! Und würdest du vorher bitte Naomi anrufen und sie bitten, mich abzuholen? Wenn ich in dieser Stadt als Berglöwe nach Hause laufe, werde ich wohl abgeknallt. Und wenn ich es als nackter Mann tue, kriege ich das bis zu meinem Lebensende zu hören.«
Ich zog mich in mein Schlafzimmer zurück, nachdem ich Cassandra gebeten hatte, Naomi anzurufen, und schloss die Tür. Lange saß ich da. Den Rücken hatte ich ans Kopfende gelehnt. Die Gedanken in meinem Kopf kreisten und kamen nicht zur Ruhe.
Ich hatte einen meiner besten Freunde auf der Welt angegriffen. Wenn Jamison kein Gestaltwandler gewesen wäre, wenn er sich nicht vor dem Sturz hätte retten können, hätte er zerschmettert dagelegen, wahrscheinlich tot. Und ich hätte ihm das angetan. Der Schrecken in seinen Augen hatte mir das Herz gebrochen.
Das war es, was die Drachen sahen und fürchteten. Deshalb hatten sie Mick ausgeschickt, um mich aufzuhalten. Im letzten Frühling hatten sie versucht, mich daran zu hindern, mich mit meiner Mutter, der Höllengöttin, zu treffen, doch ich erkannte jetzt, dass die Sache tiefer ging. Sie wollten nicht, dass ich zu ihr wurde.
Das wollte ich auch nicht. Wie dumm von mir zu denken, dass ich die Magie unter Kontrolle hatte! Nur weil ich jetzt gelernt hatte, mit ihr zu kämpfen, sie zu bündeln und gezielt gegen Gefahren einzusetzen, hatte ich angenommen, sie zu beherrschen. Wie hatte ich nur so eine Idiotin sein können? Diese Macht ging eindeutig über meine Kräfte. Sie war die Macht eines Gottes, und ich war nur ein Mensch.
Obwohl eine Göttin mich in die Welt gesetzt hatte, war ich das Kind menschlicher Eltern, mit menschlicher Schwäche. Die Kraft eines Gottes würde mich zerreißen.
Ich presste die Hände zwischen die Knie und zog sie an die Brust. Konnte ich mir jetzt leisten, verängstigt zu sein? Was sollte ich unternehmen? Jamison hatte versucht, mir beizubringen, die Magie zu beobachten und zu verstehen, aber rituelle Gesänge und Meditation würden mir dieses Mal nicht helfen.
Ich brauchte Mick. Er hatte mich gelehrt, meine Stormwalker-Kräfte zu beherrschen, sie zu einem Teil von mir zu machen. Seine Methoden waren manchmal drastisch gewesen, doch sie hatten funktioniert. Aber ich hatte keine Ahnung, wohin er gegangen war. Früher am Nachmittag hatte ich ihn anrufen wollen, doch als ich in mein Schlafzimmer gekommen war, hatte
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