Stormwalker: Durch das Feuer (German Edition)
des Helikopters gesehen, und das Sheriff’s Department von Santa Fe County hat ihn identifiziert. Er ist registriert auf einen gewissen Mr Bancroft, einen zurückgezogen lebenden Milliardär. Die ganze Kreispolizei hat sich geweigert, ihn zu belästigen und sich davon zu überzeugen, dass du in Ordnung bist, also habe ich beschlossen, ihn für sie aufzusuchen. Dank Maya. Sie war völlig hysterisch und hat darauf bestanden, dass ich dich finde und nach Hause bringe.«
Das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Maya konnte laut und resolut sein und hatte Energie für fünf. Wahrscheinlich hatte Nash mich nur gesucht, damit sie endlich Ruhe gab.
»Ich werde mich auf jeden Fall bei ihr bedanken, sobald wir wieder in Magellan ankommen. Vielleicht solltest du auch zu ihr mitkommen und ihr erzählen, was passiert ist.«
Hinter seiner Sonnenbrille starrte Nash mich ausdruckslos an. »Ich bringe dich noch nicht nach Magellan.«
»Nicht?« Ich sehnte mich so nach meinem eigenen Bett. »Wohin dann?«
»Flat Mesa. Ich habe einen Mann in meinem Gewahrsam, der den Mord an deinem Hotelgast Jim Mohan gestanden hat.«
21
Am Metalltisch im Vernehmungsraum des Gefängnisses von Hopi County saß mir ein Indianer gegenüber. Überraschenderweise hatte Mick zugestimmt, draußen zu warten, als Nash uns gesagt hatte, dass der Mann sich weigerte, mit jemand anderem zu sprechen als Janet Begay. Aber Nash würde mich hier nicht mit dem Tatverdächtigen allein lassen; er hatte sich drohend ans Tischende gesetzt.
Der Tatverdächtige war ein großer, muskulöser Hopi, und er saß mit gesenktem Kopf da. Sein schwarzes Haar war voller Staub, das jedoch sorgfältig zu einem Zopf geflochten war. Er trug unauffällige Sachen – Jeans und ein weites Hemd. Narben bedeckten seine riesigen Hände.
Als er zu mir aufsah, waren seine dunklen Augen erfüllt von Kummer und Scham, seine Mundwinkel hingen nach unten. Ich hatte selten einen Menschen getroffen, der unglücklicher aussah. Und er war wirklich ein Mensch. Er hatte keine übernatürliche Aura.
»Das ist Ben Kavena«, sagte Nash. »Heute früh suchte er die Dienststelle seiner Stammespolizei auf und hat gestanden, einen weißen Touristen bei den Ruinen von Homol’ovi ermordet zu haben. Die Polizei wusste, dass ich mit dem Verschwinden und dem Tod von Jim Mohan befasst bin, und hat mich angerufen. Ich habe Mr Kavena ein Foto von Jim Mohan gezeigt, und er hat bestätigt, dass es derselbe Mann war.«
Ich sah Ben an, nicht Nash. »Warum?«, fragte ich ihn.
»Ich war sehr wütend«, antwortete Ben. »Er hat einen heiligen Ort entweiht, und ich war außer mir vor Wut.« Ihm standen Tränen in den Augen. »Aber ich habe ein schlimmeres Vergehen begangen als er, und mein Gewissen lässt mir keine Ruhe.«
»Was genau hat Jim gemacht?«, hakte ich nach.
Zur Antwort schob Nash mir eine offene Pappschachtel hin. »Wir haben Mr Kavena mit diesen hier angetroffen.«
Ben gab ein Geräusch des Protestes von sich. »Die habe nicht ich gestohlen. Ich wollte sie zurückbringen, wo sie hingehören.«
Ich sah hinein und erblickte mehrere größere Keramikscherben, die von indianischen Gefäßen stammten. Sie sahen sehr alt aus und hatten gelbe und schwarze Muster.
»Jim hat nach archäologischen Artefakten gesucht«, sagte ich. »So ein Arschloch! Die Fotostory war nur Fassade.«
Grabräuber – Plünderer – suchten an abgelegenen Orten systematisch nach alter Keramik, die in Museen beträchtliche Preise erzielte, weil die Kuratoren sich nicht sonderlich um Recht und Ethik scherten. Die Keramik im Homol’ovi-Gebiet gehörte den Pueblo-Stämmen und war zum Teil über tausend Jahre alt. Sie ließ sich für hohe Summen an Sammler verkaufen.
Aber dieselben Tongefäße, die den Weißen so viel wert waren, waren den Pueblo-Stämmen heilig. Sie hatten ihren Ahnen gehört, die sie sowohl für den alltäglichen Gebrauch als auch als Grabbeigaben benutzt hatten. Tonscherben aus einem Grab auszugraben war ein ähnlich ungeheuerliches Vergehen, als baute man den Grabstein deiner Urgroßmutter ab und verscherbelte ihn an einen Sammler.
Ich konnte mir vorstellen, wie wütend Ben geworden war, als er diese Schändung seiner Vorfahren mit angesehen hatte. Wenn er sich als Nachfahre der Menschen von Homol’ovi sah, würde er sogar noch aufgebrachter sein.
Ich musterte sein Gesicht und erkannte, dass seine Wut noch tiefer ging. Und plötzlich erkannte ich ihn.
»Du bist der Koshare«, rief ich. »Der mir da oben
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