Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald

Titel: Stossgebete - Ein Krimi aus dem Bayerischen Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
Vom Netzwerk:
Ich habe momentan einen Engpass bei meinen Helfern.«
    »Wenn’s nicht zu spät wird, meinetwegen. Aber fragen Sie den Sebastian am besten selbst.«
    »Wann kommt er nach Hause?«
    »Die Kinder heutzutage haben ihren eigenen Kopf, wer weiß, was er gerade wieder treibt. Ich hab ihm schon hundertmal gesagt, er soll pünktlich sein, Sebastian, hör auf mich, hab ich gesagt, aber er hört nicht. Manchmal helfen nur noch ein paar ordentliche Watschn.«
    »Keine gute Idee, Kinder zu schlagen.«
    »Sie haben keine Kinder, da können’s nicht mitreden, Hochwürden, wenn ich das sagen darf. Die Jugendlichen heute sind ganz anders, als Sie sich das vorstellen können. Durch des ganze Fernsehen und die greislige Musik und des ganze Internet-Zeugs sind die Buam ganz verdreht, richtig damisch manchmal. Und was man in der Zeitung liest von den Jugendlichen, gerade in der Großstadt, da muss man froh sein und dem Herrgott danken, dass man aufm Land lebt und nicht in so Grattler-Stadtteilen, wo man am besten mit dem Gewehr spazieren geht. Sie brauchen ja nur die Nachrichten verfolgen, da wird’s einem übel.« Alfons Fink hatte sich in Rage geredet, sein Gesicht glühte. »Die Kinder wissen doch gar nicht mehr, was richtig und falsch ist, da braucht’s jemanden, der sie an den Ohren zieht und ihnen zeigt, wo der Bartl den Most holt. Auch einen Obstbaum muss man kräftig stutzen, dafür wächst er später umso besser. Lieber in jungen Jahren hart durchgreifen als sich später Vorwürfe machen.«
    »Die jungen Leute sind vollkommen in Ordnung, da machen Sie sich mal keine Sorgen. Und der Sebastian ist ein netter Junge. Schläge helfen bei der Erziehung überhaupt nicht. Das war vorgestern falsch, das ist heute falsch und wird morgen nicht richtig werden.«
    »Sie und Ihre Theorien. Neumodisches Zeugs. Bleiben’s lieber bei der Bibel. Was Hunderte von Jahren richtig war, kann jetzt nicht falsch sein. Eine Tracht Prügel hat noch niemandem geschadet. Mein Vater hat mich immer mit dem Gürtel geschlagen, und sehen’s, was aus mir geworden ist.«
    Baltasar wollte eine bissige Antwort geben, aber er beherrschte sich. Dieser Mann war zu verbohrt, um vernünftige Argumente anzunehmen.
    »Halten Sie auch noch andere Tiere?«
    Der Bauer lehnte sich an das Gitter. »Hier hab ich zwei Dutzend Rinder, mit der Erna dort drüben hab ich vor einem Jahr auf der Landwirtschaftsausstellung einen Preis gewonnen. Außerdem ein paar Hühner und meine Schweinezucht. Der Stall schließt direkt an.« Alfons Fink deutete auf eine Tür in der Ecke.
    »Schau ich mir gern an.« Angesichts des Gestanks entsprach das zwar nicht ganz der Wahrheit, Baltasar wollte aber die Unterhaltung am Laufen halten.
    Die Halle der Schweine war etwa gleich groß wie der Kuhstall. Der Raum war in knapp vier mal vier Meter große Quadrate unterteilt, eine Holzbrüstung trennte die Einheiten mit jeweils vier bis sechs Tieren voneinander ab. Beim Eintreten ertönte wie zur Begrüßung ein vielstimmiges Grunzen. Die Schweine reckten die Hälse, Rüssel streckten sich ihnen entgegen und beschnupperten die Neuankömmlinge. Der Geruch war noch strenger als bei den Kühen.
    »Man denkt, das sind schmutzige Viecher, die sich im Dreck wälzen und stinken, aber das stimmt nicht.« Der Bauer kraulte eine Sau hinter den Ohren. »Schweine sind reinliche Tiere. Und klug.« Er tätschelte die Sau, sie antwortete mit einem Grunzen. »Ihr Intelligenzquotient soll fast so hoch wie beim Menschen sein, vielleicht sogar höher als bei manchen, die ich kenne.« Er lachte. »Und ihr Geruchssinn. Wenn ich mit dem Futter komme, merken’s die Viecher bereits, wenn ich noch vor der Tür stehe.«
    »Wie viele Felder bewirtschaften Sie?«
    »Mir gehören schon einige Hektar. Das reicht teilweise bis zum Ortsrand. Einiges hat mein Vater schon bewirtschaftet, einiges hab ich dazugekauft und einiges gepachtet. Zum Leben reicht’s. Das meiste baue ich an für Viehfutter.«
    »Wie ich hergeradelt bin, kam ich an einem Feld mit Totenbrettern vorbei. Gehört das auch zu Ihrer Landwirtschaft?«
    »Die direkt am Feldweg meinen Sie? Ja, die gehören zu meinem Besitz. Genauer gesagt, die hab ich gepachtet.«
    »Schon seit längerer Zeit?«
    »Na, etwa zwanzig Jahre, wenn ich mich recht erinnere. Ich erhielt damals das Angebot, die Felder zu übernehmen. Da hab ich zugegriffen.«
    »Das mit den Totenbrettern finde ich einen ungewöhnlichen Brauch. Warum stehen die gerade da?«
    »Keine Ahnung. Ich hab sie mit

Weitere Kostenlose Bücher