Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stout, Maria

Stout, Maria

Titel: Stout, Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Soziopath von nebenan
Vom Netzwerk:
Auseinandersetzungen und
Kriegen zu schüren? Warum lassen wir in den schlimmsten Fällen Leute wie den
fröschemordenden, armbrechenden Skip die Show aufziehen und Machtspiele mit
den Leben von Menschen spielen? Was wird aus dem Gewissen jedes Einzelnen?
Warum stehen wir nicht für unsere Überzeugungen ein?
    Eine
mögliche Erklärung ist unser tranceartiger Zustand, 20 der uns
glauben lässt, dass die, die sterben, ohnehin nur Neutren sind. Und
natürlich herrscht Angst - immer - und oft ein Gefühl der Hilflosigkeit. Wir
sehen uns in der Menge um und denken uns, "Zu viele sind gegen mich"
oder "Ich höre niemanden protestieren" oder, noch resignierter, "So
ist die Welt eben" oder "Das ist Politik". Solche Empfindungen
und Eindrücke können unseren Sinn für Moral gehörig dämpfen; wenn es aber um
die Deaktivierung des Gewissens durch Autorität geht, gibt es ein noch effektiveres 
Mittel,   noch  fundamentaler,   als   die   "Anderen"  zu
entmenschlichen, süßlicher und erbärmlicher als ein Gefühl der Hilflosigkeit,
und offenkundig noch schwerer zu besiegen als selbst die Angst. Wir sind ganz
schlicht darauf programmiert, Befehlen sogar gegen unser Gewissen zu
gehorchen.
    Professor
Stanley Milgram 21 von der Yale University in New Haven, Connecticut,
USA, ersann und filmte in den Jahren 1961 und 1962 eines der erstaunlichsten
psychologischen Experimente, die jemals durchgeführt worden sind. Milgram hatte
sich zum Ziel gesetzt, möglichst frontal die Tendenz der Menschen, Befehle zu
befolgen, mit dem Gewissen des Einzelnen zu konfrontieren. Über die Methodik
seines Experiments schrieb er: "Von allen moralischen Grundsätzen kommt
der folgende einer universellen Akzeptanz am nächsten: Man sollte einer
hilflosen Person, die einem selbst weder schaden noch gefährlich werden kann,
kein Leid zufügen. Diese Maxime ist die Gegenkraft, die wir dem Gehorsam
entgegensetzen werden."
    Milgrams
Versuchsaufbau war denkbar einfach, und die gefilmte Dokumentation seiner
Studie hat Humanisten und arglose Studenten seit vierzig Jahren empört. In der
Studie finden sich, angeworben durch entsprechende Anzeigen, zwei einander
unbekannte Männer in einem psychologischen Labor ein, um an einem Experiment
teilzunehmen, bei dem es um Gedächtnis und Lernfähigkeit gehen soll. Die
Teilnahme wird mit 4 Dollar
vergütet, plus 50 Cents Fahrgeld. Im Labor erklärt der Versuchsleiter (in der
gefilmten Version ist es Stanley Milgram selbst) den beiden Männern, dass die
Studie "die Auswirkungen von Bestrafung auf den Lernerfolg"
untersucht. Einer der beiden wird zum "Schüler" erklärt, in einen
Nachbarraum geführt und gebeten, dort Platz zu nehmen. Man sieht, wie die Arme
des Schülers wie selbstverständlich an den Lehnen des Sessels festgeschnallt
werden, "um übermäßige Bewegungen zu verhindern", und wie eine
Elektrode an seinem Handgelenk befestigt wird. Ihm wird gesagt, dass er eine
Liste von Wortpaaren auswendig lernen muss (blaue
Schachtel, schöner Tag, wilde Ente, etc.) und dass er, wann immer er
einen Fehler macht, einen elektrischen Schlag versetzt bekommen wird. Bei
jedem Fehler wird die Intensität des Schlages erhöht werden.
    Der
anderen Person wird gesagt, sie sei der "Lehrer" in diesem
Lernexperiment. Nachdem der Lehrer beobachtet hat, wie der Schüler am Sessel
festgeschnallt und für die elektrischen Schläge verdrahtet worden ist, wird er
in einen anderen Raum geführt und gebeten, vor einer großen, ominösen Maschine,
einem "Schockgenerator", Platz zu nehmen. Der Schockgenerator hat
dreißig horizontal angeordnete Druckknöpfe, die mit "Volt"
beschriftet sind, von 15 Volt bis hinauf zu 450 Volt, in Stufen von 15 Volt.
Zusätzlich zu den Zahlen sind die Knöpfe mit Beschriftungen von LEICHTER
SCHLAG bis hin zu der unheilvollen Bezeichnung GEFAHR-STARKER SCHLAG versehen.
Dem Lehrer wird eine Liste mit Wortpaaren ausgehändigt und gesagt, es sei seine
Aufgabe, den Schüler nebenan einer Prüfung zu unterziehen. Wenn der Schüler
eine richtige Antwort gibt - zum Beispiel "Schachtel" antwortet, wenn
der Lehrer "blau" ruft -, soll der Lehrer mit der nächsten Frage
fortfahren. Aber falls der Schüler eine falsche Antwort gibt, muss der Lehrer
einen Knopf drücken und ihm einen elektrischen Schlag versetzen. Der
Versuchsleiter instruiert den Lehrer, mit dem schwächsten Schlag des
Schockgenerators anzufangen und die Intensität der Schläge bei jeder falschen
Antwort um jeweils eine Stufe zu

Weitere Kostenlose Bücher