Stout, Maria
hoffe,
ich bin nicht zu persönlich, aber vielleicht sind Sie zu sensibel für diese Art
Arbeit."
"Nein,
nein, Ivy. Ich bin nur erschöpft, und natürlich bin ich traurig wegen Dennis.
Erzählen Sie das nicht weiter - ich darf ja niemanden bevorzugen -, aber er ist
mir sehr wichtig, wissen Sie? Ich wünschte, ich könnte einfach nach Hause
fahren und mich ausschlafen."
"Ja,
genau das sollten Sie tun, meine Liebe."
"Wenn
ich das nur könnte. Aber wegen des Notfalls und dem ganzen Drumherum bin ich
nicht dazu gekommen, den Papierkram zu erledigen, und damit werde ich nun wohl
die halbe Nacht zubringen."
Ivy wirft
einen Blick auf Doreens ausgebeulte Aktentasche und sagt: "Sie armes Ding.
Lassen Sie uns doch an etwas Erfreuliches denken, um Sie ein bisschen
abzulenken ... also, was ist denn heute passiert. Wie geht's Ihrem neuen
Malteserhündchen?"
Doreen
tupft sich die Augen mit dem Handrücken ab und lächelt. "Oh, dem geht's
prächtig, Ivy. Manchmal ist er zum Fressen niedlich!"
Ivy kichert.
"Na, dann wartet er bestimmt auf Sie. Warum fahren Sie nicht nach Hause
und drücken ihn ganz fest?"
"Lieber
nicht zu fest. Ich würde ihn zerquetschen. Er ist winzig."
Darüber
lachen die beiden Frauen zusammen, und dann sagt Doreen, "Ivy, Ivy. Wissen
Sie, ich finde, Sie sollten die Psychologin sein. Sie wissen immer, wie Sie
mich aufheitern können. Wir sehen uns morgen früh in alter Frische, okay? Wir
müssen wohl einfach das Beste draus machen."
"Ich
werde hier sein", versichert Ivy. Sie strahlt, während Doreen ihre
Aktentasche nimmt und geht, mit einer leichten Schlagseite zur Aktentasche hin.
Doreen
geht zu ihrem Auto auf dem Parkplatz, und dort trifft sie Jenna, die Besitzerin
des ramponierten Escort, neben dem sie heute Morgen geparkt hat. Jenna ist Assistenzärztin
und neu an der Klinik. Sie ist, im Gegensatz zu Ivy, der Stationssekretärin,
jung, intelligent und hübsch. Sie hat langes, schönes, ganz glattes,
kastanienbraunes Haar, und Doreen hat sie als eines ihrer Opfer auserkoren.
"Hallo,
Jenna. Auf dem Weg nach Haus?"
Jenna ist
irritiert von der überflüssigen Frage, aus der sie Kritik heraushört. Von den
Assistenzärzten wird erwartet, bis in die Puppen zu arbeiten. Sie gibt die
Frage zurück: "Ja. Ja, ich bin auf dem Weg nach Haus. Sie auch?"
Doreen sieht
beunruhigt aus. "Was ist denn mit der Notfallkonferenz in Chatwin Hall?"
Die
Station in Chatwin Hall wird von dem gestrengen und gefürchteten Dr. Thomas
Larson geleitet. Doreen weiß, dass er Jennas unmittelbarer Vorgesetzter ist.
Natürlich findet dort jetzt gerade keine Konferenz statt, Doreen hat das aus
dem Stegreif erfunden.
Jenna
erbleicht schlagartig. "Eine Notfallkonferenz? Davon hat mir niemand etwas
gesagt. Wann? Worum geht es? Wissen Sie etwas darüber?"
Doreen
setzt die strenge Miene einer Gouvernante auf, sieht auf ihre Armbanduhr und
sagt: "Ungefähr vor zehn Minuten, glaube ich. Haben Sie Ihren
Anrufbeantworter nicht abgehört?"
"Doch,
natürlich habe ich das, aber da war nichts über eine Konferenz. In Dr. Larsons
Büro?"
"Das
nehme ich an."
"Oh
nein. Mein Gott. Ich muss ... ich sollte ... also, dann werde ich mal
dahinlaufen, so schnell ich kann." "Gute Idee."
Jenna ist
zu sehr in Panik, um sich zu fragen, wieso Dr. Littlefield von einer eilig
anberaumten Konferenz weiß, an der sie nicht einmal selbst teilnimmt. Die junge
Ärztin rennt in ihren Pumps vom Parkplatz über den vom Regen durchnässten Rasen
der Klinik. Doreen steht auf dem Parkplatz und sieht ihr nach, bis sie, immer
noch im Laufschritt, am anderen Ende des Gebäudes um die Ecke biegt und aus
ihrem Blickfeld verschwindet. Während Doreen hochzufrieden daran denkt, dass
sich Chatwin Hall ganz auf der gegenüberliegenden Seite des weitläufigen
Geländes befindet, setzt sie sich in den BMW, prüft im Rückspiegel ihr Make-up
und macht sich auf den Weg nach Haus. Morgen oder übermorgen wird Jenna ihr
wieder über den Weg laufen und sie wegen der fiktiven Konferenz zur Rede
stellen. Doreen wird einfach mit den Achseln zucken und mit einem harten Blick
Jennas sanftmütige Augen fixieren, und Jenna wird sich damit zufrieden geben.
Soziopathie und Straffälligkeit
Doreen
Littlefield wird nie für ihre Taten - das Praktizieren als Psychologin ohne
Approbation inbegriffen - belangt werden. Der einflussreiche Onkel von Dennis
wird nie herausfinden, wer sie wirklich ist, ebenso wenig wie die meisten ihrer
anderen Patienten oder deren Familien. Die Ärzte der
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