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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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konnte Ludwig Herzog den Haushalt allein nicht
weiterführen, auch wenn ihn seine Kinder tatkräftig unterstützten. Er musste
also Abhilfe schaffen, weswegen er nach einer Haushälterin Ausschau hielt. Auf
sein Zeitungsinserat bewarben sich mehrere Frauen; die Entscheidung fiel
schließlich zugunsten der 26-jährigen Julia. Tom und Beate schlossen rasch
Freundschaft mit der jungen Frau, obwohl sie ihre leibliche Mutter nie
vergaßen. Aber seit der prachtvollen Hochzeit, als ihr Vater seine bezaubernde
Braut Julia zum Traualtar führte, liebten sie ihre Stiefmutter fast ebenso.
     
    Beate war ausgerechnet heute mal wieder auf einer dieser
dämlichen Geburtstagspartys. Typisch für eine 14-Jährige, sich mit anderen
kichernden und schwatzhaften Teenies bei Hotdogs und Limo bei McDonalds zu
treffen und das auch noch schön zu finden. Da wurde bestimmt nur über Jungens
hergezogen. ›Nee, aus dem Alter bin ich raus!‹ , dachte Tom bei sich.
Wenn er sich mit seinen Freunden traf, dann war das echt cool , dann war
immer was los. Sie waren eine Clique von fünf Jungen, die in dieselbe 10.
Klasse des Gymnasiums Burgstadt gingen. Alle waren ausgesprochene Computerfreaks, hatten aber auch sportliche Ambitionen; so gehörten sie der Jugendgruppe des
Burgstädter Turn- und Sportvereins an. Auf ihren Mountainbikes waren sie in
ihrer Freizeit ständig auf Achse, um besondere Ereignisse aus Burgstadt oder
der näheren Umgebung hautnah zu erleben. Das war ein sportlicher Ausgleich für
die lange Hockerei zuerst in der Schule und dann zu Hause vor dem Monitor.
     
    Tom fuhr sich mit den Fingern durch seinen dunkelblonden
Wuschelkopf, schob den Drehstuhl zurück und trat vor den Spiegel, der an der
Wand neben der Tür zum Flur hing. Nachdenklich betrachtete er sein schmales
Gesicht mit den dunklen Augen, der gut entwickelten Nase und dem Flaum eines
sich entwickelnden Oberlippenbarts. Nun ja, er war fast erwachsen und hatte den
Stimmbruch bereits hinter sich. An diesem Tag fühlte er sich irgendwie
enttäuscht und lustlos.
    Da mit dem PC nichts mehr lief, ging er pfeifend durch die
einzelnen Wohnräume, guckte neugierig mal hierhin, mal dort hinein, fand aber
nichts von Interesse. ›Hm , ich war eigentlich schon lange nicht mehr
auf dem Dachboden‹ , dachte er und stieg kurz entschlossen die steile
Wendeltreppe hoch.
    Er wusste gar nicht mehr, wie riesig dieser Raum war. Sein
Vater hatte zwar mal erwähnt, dass ein früherer Hauseigentümer dort eine
Mansardenwohnung errichten ließ, die sich über beide Doppelhaushälften
erstreckte. Jetzt fiel sein Blick auf eine Tür im hinteren Teil des Raums. Ja
richtig, sie führte zu der kleinen Abstellkammer, in der allerlei Krempel wie
Christbaumschmuck, Koffer und Kartonagen aufbewahrt wurde. Er betrat den nach
abgestandener Luft und Staub riechenden Raum. Aber auch hier war nichts Neues
zu entdecken. Tom stöberte in Kartons und Kisten herum, öffnete Truhen und
Schränke, wühlte in altem Hausrat, aber es gab hier wirklich nur alten Kram und
nichts, wofür er Verwendung hätte.
    Beim Verlassen des düsteren Raumes betrachtete Tom
interessiert die imposante Dachkonstruktion. Dabei fiel sein Blick auf eine von
Spinneweben und Staub überzogene, silberfarbene Schatulle, die auf einem
Holzbalken abgestellt war. Er machte kehrt, stieg auf einen wackligen Stuhl,
holte das Gefäß herunter und säuberte es mit seinem Taschentuch. Zu gern hätte
er gewusst, was sich darin befand, aber leider war das metallene Kästchen fest
verschlossen.
    Sein Vater hatte dieses Haus erst vor einigen Jahren
erworben. Voriger Eigentümer war der Apotheker Georg Berger, der mit seiner
Frau Henriette bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Frau Berger war seine
Lehrerin in der Grundschule, er hatte sie sehr verehrt. Und mit den schon
älteren Berger-Kindern Claudia und Max, die nun zu Vollwaisen wurden, hatte er
oft in deren Garten gespielt. Aber die beiden übersiedelten dann zu den
Großeltern; der Kontakt zu ihnen brach nach und nach ab.
    Hatten seine Eltern überhaupt Kenntnis von der Existenz
dieser Schatulle? Möglicherweise war sein Vater noch nie hier oben. Sie ähnelte
der Schmuckschatulle auf dem Nachttisch seiner Stiefmutter. Tom überlegte, ob
er das Schloss nicht einfach aufbrechen sollte, ließ den Gedanken aber gleich
wieder fallen, denn es könnte sich ja um ein wertvolles antikes Stück handeln.
Um den Deckel öffnen zu können, musste er sich also einen Schlüssel beschaffen. ›Vielleicht

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