Sträfliche Neugier
finde ich einen in Papas Schreibtisch‹ , überlegte er. Aber
jetzt war es schon zu spät dafür, denn jeden Moment konnte seine Schwester
zurückkommen, mit der er sich zwar bestens verstand, die aber nicht alles zu
wissen brauchte. So ging er missmutig wieder zurück in sein Zimmer.
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13
Unheimliche
Geräusche
D ie
Familie Herzog bewohnt seit zwei Jahren das große Doppelhaus, in dessen linker
Hälfte sich auch die Schloss-Apotheke mit separatem Eingang befindet. Die
rechte Hälfte ist seit einiger Zeit unbewohnt. Den geräumigen, sich über das
gesamte Gebäude erstreckenden Dachboden hatte sich einst Architekt Ernst
Berger, Vater des verstorbenen Apothekers Georg Berger, als Atelier
eingerichtet; alles dort oben ist jetzt leergeräumt – mit Ausnahme der kleinen
Abstellkammer. Durch die zwischen den Gebäudeteilen bestehende Brandmauer führt
eine feuerhemmende, nicht verschließbare Tür und ermöglichst so den Durchgang
von einem Hausteil in den anderen.
Es war Mittwochabend, Ludwig und Julia Herzog waren bei
Freunden eingeladen. Sie hatten ihre Kinder Thomas und Beate gebeten, nicht auf
sie zu warten, denn es könnte ziemlich spät werden. »Vielleicht schauen wir uns
gemeinsam das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande an und
danach sitzen wir vielleicht noch gemütlich beisammen«, hatte ihr Vater
erklärt.
Beate schlief bereits, während Thomas noch am Computer saß
und seltsame Geräusche vom Dachboden vernahm. Er ging in Beates Zimmer hinüber
und weckte seine Schwester.
»Beate, wach auf, da ist jemand über uns!«, sagte er mit
gedämpfter Stimme und schüttelte sie leicht.
Beate murrte unwillig: »Lass mich bitte schlafen!«
»Hörst du nicht das Schurren? Es klingt so, als ob jemand
eine Kiste beiseite schiebt.«
Nun wurde Beate hellwach. Es war wieder still, aber gleich
darauf vernahmen sie ganz deutlich Schritte über sich.
»Hörst du? Da ist doch jemand über uns!«, flüsterte Thomas.
»Quatsch!«, zischelte Beate leise. »Wie sollte denn jemand
da oben raufkommen, sag doch mal!«
»Das will ich dir sagen: Durchs Nebenhaus. Da muss jemand
eingebrochen und durch die feuerhemmende Tür auf den Dachboden direkt über uns
geschlichen sein. Aber wer mag das sein?«
Beide bekamen es nun doch mit der Angst zu tun und
verschlossen die Tür von Beates Zimmer. Dann öffnete Tom das Fenster und sie
schauten hinaus. Aber die Straße war um diese Zeit menschenleer und lag im
Dunkeln; nur einige Straßenlaternen warfen lange Schatten der Bäume auf das
Pflaster. Plötzlich vernahmen sie Gepolter aus dem Nebenhaus, gleich darauf
fiel mit Krach die dortige Eingangstür zu. Sie sahen einen Mann herauskommen.
Er hatte seinen Mantelkragen hochgeschlagen, so dass sie sein Gesicht nicht
sehen konnten. Aber sie erkannten deutlich, dass er hinkte und etwas trug, was
wie eine Tasche oder ein Beutel aussah.
»Und wenn er wiederkommt oder noch jemand da oben ist?«
jammerte Beate.
»Nein, hab keine Angst, der kommt nicht zurück«, versuchte
Tom seine Schwester zu trösten. »Von da oben ist nichts mehr zu hören, da ist
bestimmt niemand mehr«
Eng umschlungen saßen sie auf der Bettkante, bis ihre
Eltern kurz nach Mitternacht zurückkamen. Aufgeregt berichteten sie ihnen von
dem unheimlichen Vorfall.
Am nächsten Tag, es war
Donnerstag, schauten die Eltern Herzog überall nach, ob irgendetwas fehlte.
Auch die kleine Abstellkammer durchsuchten sie, fanden aber nichts, was
abhanden gekommen sein könnte. Was hätte ein Dieb auch mitnehmen können, denn
dort gab es nichts von materiellem Wert.
Auch Tom machte sich auf die
Suche und sah sich heimlich nach der Schatulle um, die er erst kürzlich
entdeckt hatte. Doch ihr Platz war jetzt leer. Der Mann hatte also die
Schatulle gesucht und gestohlen. Nur – was wollte der damit?
Tom sprach vorerst nicht mit
seinen Eltern darüber, denn er wollte sein Wissen so lange wie möglich für sich
behalten. Und er hatte eine Idee, die allerdings in ein lebensbedrohliches
Abenteuer führen sollte.
Gleich nach dem Mittagessen trommelte Tom seine vier
Freunde zusammen. Alle waren begeistert von seinem Vorschlag, dem Einbrecher
nachzustellen und der Polizei einen Hinweis über seinen Aufenthaltsort zu
geben. Die fünfköpfige Clique bezeichnete sich als die SALTO S , und
zwar entsprechend der Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen Sepp, Alex, Lukas, Tom
und Oliver. SALTO
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