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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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schaute er mit
weit geöffneten Augen seinen Mörder an.
     
    Im Industriegebiet von Burgstadt
vernahm man nachts des Öftern Schüsse, denn die aus den Wäldern kommenden
Wildschweine waren zu einer echten Landplage für die Bauern geworden. Viele
besaßen daher Jagdrecht und machten nicht selten Gebrauch davon. Ein
nächtlicher Gewehrschuss fiel daher nicht weiter auf. Ohne einen weiteren Blick
auf den Ermordeten zu werfen, nahm Victor einen Lappen vom Spültisch der Theke
und reinigte das Gewehr von seinen Fingerabdrücken. Die Waffe legte er dann
neben den toten Wirt auf den Boden. Auch den Tisch, an dem er mit Miroslav
gesessen hatte, sowie den Stuhl und sämtliche Gläser wischte er sorgfältig ab,
sogar die Türklinken vergaß er nicht. Dann zog er sich die Gummihandschuhe
über, die auf dem Rand des Spülbeckens lagen. ›Besser ist besser‹ , sagte
er sich, ›Spuren werde ich bestimmt keine hinterlassen.‹
    Zufrieden mit seiner reiche Beute verließ er die Kneipe,
nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass ihn niemand sah und ließ die
Eingangstür hinter sich zuschnappen. Den Schlüssel zur hinteren Hoftür hatte er
schon vorher an einem Haken im Thekenbereich entdeckt und für alle Fälle
mitgenommen; vielleicht war er ihm später noch von Nutzen.
     
    Victor war hundemüde und sah sich nach einem Nachtlager um. Im
Schuppen fiel er wie tot auf die alte Matratze, ohne zu ahnen, dass zuvor
Miroslav darauf gelegen hatte. Als er am frühen Morgen aufwachte, rieb er sich
die Augen und blickte sich verwundert um. Dann kam ihm die Erinnerung an den
gestrigen Abend. Er dachte über die Ermordung zweier Menschen nach, verspürte
aber keine Reue und sagte sich: ›So ist halt das Leben. Das ist bei uns
nicht anders als bei den Fischen: Einer frisst den anderen. Und bei unsereinem
überlistet eben einer den anderen‹ . Über diesen Vergleich musste er laut
lachen.
    Zum Glück besaß er den Schlüssel.
En letztes Mal betrat er das Lokal, wo er sich ein Frühstück bereitete. Danach
fuhr er mit Miroslavs Moped davon.
    Seinen BMW hatte
er in der Nähe einer Schulbushaltestelle geparkt. Dort warteten bereits zwei
Schulkinder auf ihren Bus, was ihn jedoch nicht weiter beunruhigte. Victor
legte das Moped neben sein Auto in die Wiese. In diesem Augenblick näherte sich
ein Schulbus und hielt an. Die beiden Kinder stiegen ein und der Bus setzte seine
Fahrt fort.
    Victor hatte es eilig und brauste
mit quietschenden Reifen und in entgegengesetzter Richtung davon. Sein Ziel war
Salzburg, wo er sich mit einem Interessenten für den Schmuck verabredet hatte
und keine Zeit verlieren durfte. Auf der Autobahn fiel ihm jäh ein, dass er
seine Baseballkappe verloren hatte. ›Verflixt und zugenäht!‹ schimpfte
er vor sich hin. ›Habe die anscheinend bei dem alten Gauner liegen lassen.‹
    Aber er drehte nicht um, wozu auch? Kein Mensch würde je
erfahren, wessen Kappe das ist.
     
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20
     
    Eine grausige Entdeckung
     
    A ls Christian den Fahrweg wieder hinunterrollte und den
Waldrand erreichte, sah er im Gras ein Fahrrad liegen und dachte bei sich: ›Komisch,
wer schmeißt denn so ein Fahrrad einfach in die Gegend‹? Er holte seine
Taschenlampe hervor und erschrak, denn neben dem Fahrrad lag ein Mann.
Christian fuhr dicht heran und erkannte sofort, dass man ihn erschossen hatte.
Noch nie zuvor hatte er einen toten Menschen gesehen. Es war ein grauenvoller
Anblick. Das Gesicht des Mannes war total zerfetzt. Ob das wohl mit dem Schuss
zusammenhing, den er vorhin vernommen hatte? Er hatte einen ähnlich übel
zugerichteten Menschen zwar schon einmal in einem Gruselfilm gesehen und konnte
danach Nächte lang nicht schlafen. Aber nun war dieser Tote Wirklichkeit
geworden, das war schon etwas anderes. Christian dachte nach:
    ›War das vielleicht der
Hinkende? Ja, sicher, wer sollte es denn sonst sein? Der war doch mit dem Moped
bei der Ruine gewesen und dann weggefahren. Nur kurz darauf war doch auch der
Bärtige mit dem gleichen Moped davon gefahren‹. Aber wem gehörte das Fahrrad?
Was war hier abgelaufen?
    Dann überlegte er weiter: ›War es möglich, dass sich der
Bärtige mit seinem Fahrrad am Waldrand versteckt hatte, dem Hinkenden
auflauerte, ihn erschoss und dann mit dessen Moped zur Ruine fuhr? Es wäre eine
Erklärung. Aber warum bloß? Das alles war recht merkwürdig.‹
    Christian zögerte nicht lange und informierte über sein
Handy die

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